Freitag, 24. November 2023

Das Lehrerzimmer


 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Ilker Catak

Moralische Zwickmühle..

Ilker Cataks Film "Das Lehrerzimmer" erhielt 2023 überraschend den deutschen Filmpreis. Damit setzte sich der Film gegen eine starke Konkurrenz (Im Westen nichts Neues, Sonne und Beton, Holy Spider) durch. Ausserdem wurde er in den Kategorien Regie, Drehbuch, Schnitt und weibliche Hauptrolle (Leonie Benesch) ausgezeichnet. Es folgten Nominierungen für den Europäischen Filmpreis und den Auslandsoscar 2024. Die Geschichte folgt einer jungen engagierten Lehrerin, die erst einige Monate die 7. Klasse eines Gymnasiums in den Fächern Mathematik und Sport unterrichtet. Doch die Schule hat ein riesiges Problem. Es häufen sich Diebstähle und die Entscheidung einer Null Toleranz Politik führt bald zu noch größeren Problemen, weil diese Haltung Denunziantentum, Streit und Ausgrenzung nach sich zieht. Dabei verlässt Ilker Catak nie die Schule und der Zuschauer folgt dieser packenden Studie einer Eskalation sehr interessiert. Nachdem sie in Gang kam, rollt sie wie eine Lawine auf die Lehrer, die Schüler und die Eltern.  Mit einem kleinen, etwas albernen Guten-Morgen-Ritual begrüßt Carla Nowak (Leonie Benesch) ihre siebte Klasse. Für die junge Mathematik- und Sportlehrerin ist es die erste Stelle an einem Gymnasium. Doch es ist kein normaler Morgen. In der Klasse wird immer wieder Geld gestohlen. Als Klassenlehrerin ist sie Beisitzerin, als die zwei Vertrauenslehrer Thomas Liebenwerda (Michael Klammer) und Milosz Dudek (Rafael Stachowiak) die Klassensprecherin Jenny (Antonia Luise Krämer) und den Klassensprecher Lucas (Oscar Zickur) zu der Angelegenheit befragen und anschließend bedrängen, mögliche Täter zu benennen. Carla findet die Vorgehensweise sehr unglücklich, greift allerdings auch nicht ein. Lucas lässt sich zu einer Geste hinreißen, als Herr Liebenwerda die Klassenliste mit den Namen der Kinder durchgeht. Dann beginnt Carlas Unterrichtsstunde, die plötzlich von der Schulleiterin Dr. Bettina Böhm (Anne-kathrin Gummich) unterbrochen wird. Die Kinder sollen alle ihre Portemonnaies vorzeigen. Alles auf freiwilliger Basis, aber wer nichts zu verbergen hat, der hat mit dieser Maßnahme keine Probleme. Bei Ali (Can Rodenbostel) findet man eine größere Menge Bargeld und das reicht schon, dass seine Eltern antanzen müssen und erklären sollen woher der Junge soviel Geld hat. Der Verdacht muss anschließend fallen gelassen werden, doch im Klassenzimmer wird darüber getratscht. Dann macht Carla einen Fehler und lässt im Lehrerzimmer die Kamera ihres Laptops mitlaufen, die auf ihre unbeaufsichtigte Jacke samt Geldbeutel gerichtet ist. Tatsächlich fehlt bei ihrer Rückkehr Geld. Die Aufnahme zeig zwar kein Gesicht, aber es erkennbar, dass eine unbekannte Person, die eine auffällige Bluse trägt sich an der Jacke zu schaffen macht. Und so eine auffällige Bluse hat nur die Schulsekretärin Frau Kuhn (Eva Löbau), die Mutter von Carlas begabtem Lieblingsschüler Oskar (Leonard Stettnisch). Die weist aber alle Anschuldigungen von sich und stürmt empört aus der Schule. Während für Direktorin Dr. Böhm die Sache damit erstmal erledigt ist, beginnt sich die Situation für Carla zunehmend zu zuspitzen: Das Kollegium ist entsetzt, dass Carla heimlich Aufnahmen im Lehrerzimmer gemacht hat, beim Elternabend bekommt sie die Vorwürfe ab, dass die Kinder verhört und vorverurteilt wurden und schließlich rebelliert auch noch die ganze Klasse gegen ihre Lehrerin...




Das Schlußbild ist etwas unbefriedigend, aber dennoch ist es dem Filmemacher gelungen nicht nur eine Schule zu zeigen, die ein ernstzunehmendes Problem lösen muss, sondern das Chaos, dass ich aus diesem Konflikt entwickelt, lässt sich auch auf den Rest unser schönen neuen Welt übertragen.



Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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