Regie: Christian Petzold
Das leichte Sommergefühl täuscht...
Christian Petzolds Film "Roter Himmel" aus dem Jahr 2023 hat auf der Berlinale den Großen Preis der Jury gewonnen. Von der internationalen Kritik hochgelobt, konnte auch für die Vergabe des Europäischen Filmpreises 2023 einen Nominierung für Thomas Schubert als bester Hauptdarsteller errungen werden. Interessanterweise wurde "Roter Himmel" aber bei der Verleihung der deutschen Filmpreise völlig übergangen. Schade, denn es wäre sicherlich interessant gewesen, wenn Petzolds Film in der Konkurrenz zu "Im Westen nichts Neues", "Rote Sonne", "Holy Spider" oder "Das Lehrerzimmer" gestanden hätte. Denn diese fünf Filme gehören schon zum Besten was der deutsche Film in den letzten Monaten hervorgebracht hat. Im Jahr 2001 bekam Christian Petzold den Deutschen Filmpreis für "Die innere Sicherheit" - es folgten starke Filme wie "Phoenix", "Undine" oder "Transit". "Roter Himmel" beginnt wie ein lässiger und leichter Sommerfilm, doch bereits am Anfang schleicht sich ein etwas mulmiges Gefühl ein. Und das nicht nicht alleine daran, dass das Urlaubsdomizil der beiden Freunde Leon (Langston Uibel) und Felix (Thomas Schubert), ein Ferienhaus im Wald an der Ostsee nicht weit entfernt ist von den Waldbränden, die diesr heiße trockene Sommer hervorgebracht hat. Wiederholt fliegen Löschflugzeuge über das Anwesen, das Feuer ist nicht mal 30 Kilometer vom Haus entfernt. Leon,der ziemlich mürrisch und schlecht gelaunt wirkt, will seinen zweiten Roman mit dem Titel "Club Sandwich" fertigstellen, Felix bereitet eine Bewerbungsmappe mit Fotos für die Kunsthochschule zum Thema "Wasser“ vor. Leon ist introvertiert und agiert beim vile lebenslustigeren Freund beinahe wie eine "Vaterfigur", ausserdem steht er unter Stress, da er fortwährend an sein unvollendetes Skript denken muss und ein Besuch seines Verlegers (Matthias Brandt) kurz bevorsteht. Auf dem Weg zum Ferienhaus bleibt auch noch der Wagen mehrere Kilometer vor dem Ziel im Wald liegen. Verkompliziert wird die Situation ausserdem durch eine attraktive Frau namens Nadja (Paula Beer), die als Saisonarbeiterin in einem Hotel und als Eisverkäuferin arbeitet. Sie ist die Nichte einer Arbeitskollegin von Felix’ Mutter., die ihr auch zusagte im Ferienhaus wohnen zu dürfen. Sie bewohnt das größere Schlafzimmer, die beiden Freunde müssen sich das kleinere Schlafzimmer teilen. Es ist auch noch nicht ersichtlich was für eine Beziehung Leon und Felix haben, sie sind aber grundverschieden. Wenn Felix fragt, ob Leon mit ihm schwimmen geht, dann holt er sich stets eine Absage. Nur selten geht Leon an den Strand und wenn dann liegt er angezogen in der Sonne und ermahnt Felix ständig, dass er seine Bewerbungsmapppe fertigstellen müsste. Felix ist extroverteirt und macht die Bekanntschaft mit dem Rettungsschwimmer Devid (Enno Trebs), der zwei Nächte lang bei Nadja nächtigte. Die beiden Freunde hörten das Stöhnen im Nebenraum - Leon war angenervt, Felix fand das irgendwie inspirierend....
Die Sommerkomödie wirkt anfangs etwas französisch angehaucht, wandelt sich aber kammerspielartig (es stehen ja nur 5 Personen im Focus) in eine Tragödie. Petzold erzählt verspielt und humorvoll, beobachtet vier junge Menschen beim Müßiggang im Sommerurlaub, nutzt perfekt die Räume des Hauses auf der Lichtung, die Sichtachsen der Wohnräume mit dem Außenbereich. Inspiration hat er sich dafür beim französischen Autorenfilmer Eric Rohmer geholt, der das Genre des Sommerfilms perfektioniert hat, so ganz spielerisch und fast nebenbei jungen Menschen beim Leben und Lieben zugesehen hat. Über "Roter Himmel" liegt allerdings konstant eine latente Bedrohung, ein Unterschied zu den leichten Meisterwerken von Rohmer. Und dazu die Waldbrände in der Gegend, die zuerst von den Vieren ignoriert werden,aber irgendwann auch im Ferienhaus für Gesprächsstoff sorgen. "Roter Himmel" endet tragisch.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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