Mittwoch, 27. November 2024

Wie der Wind sich hebt


 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Hayao Miyazaki

Der Traum vom Fliegen...

"The Wind rises" (deutscher Titel: Wie der Wind sich hebt) von Hayao Miyazaki aus dem Jahr 2013 wurde von ihm selbst als letztes Werk angekündigt. Zum Glück hat der Anime-Meisterregisseur weitergemacht und 10 Jahre später "Der Junge und der Reiher" nachgeschoben, der den Oscar als bester Animationsfilm gewann. Auch "Wie der Wind sich hebt" erhielt eine Oscarnominierung, musste sich aber von der "Eiskönigin" geschlagen geben. Der Titel des interessanten Films über den bekannten Flugzeugkonstrukteur Jiro Horikoshi stammt aus der poetischen Zeile "Le vent se leve...Il faut tenter de Vivre" (Der Wind erhebt sich, Wir müssen versuchen zu leben". 2013 wurde "Wie der Wind sich hebt" der umsatzstärkste Film in seinem Heimatland Japan. Die Animationen stammen natürlich von dem legendären Studio Ghibli. 
Jiro Horikoshi, die Hauptfigur des Films, war bereits Anfang der 30er Jahre federführend an der Entwicklung des Jagdflugzeugts 1MF 10 und der Mitsubishi A5M beteiligt. Während des Pazifikkrieges war er es, der die meistgebauten Jagdflugzeuge des japanischen Kaiserreichs entwarf. In seinem früheren Film "Porco Rosso", in dem es um einen italienischen Piloten geht, outete sich der Regisseur als euphorischer Flugzeugfan. In "Nausicaä aus dem Tal der Winde" und "Kikis kleiner Lieferservice" geht es ebenfalls um das Fliegen. 1918 möchte der junge Jiro Horikoshi Pilot werden, aber seine Kurzsichtigkeit verhindert dies. Inspiriert durch eine Zeitschrift träumt er immer wieder davon, mit seinem Idol, dem italienischen Flugzeugkonstrukteur Giovanni Battista Caproni, an Bord der Caproni Ca.60 zu fliegen. Caproni erzählt ihm, dass er noch nie in seinem Leben ein Flugzeug geflogen sei und dass es besser sei, Flugzeuge zu bauen, als sie zu fliegen. Fünf Jahre später, nach dem Ausfall der echten Ca.60, studiert Jiro Luftfahrttechnik an der Kaiserlichen Universität Tokio. Auf dem Heimweg von einem Familienbesuch trifft er ein junges Mädchen, Nahoko Satomi, die mit ihrer Zofe Kinu unterwegs ist. Plötzlich ereignet sich das Große Kantō-Erdbeben und Kinus Bein wird gebrochen. Jiro hilft Nahoko, sie zum Haus von Nahokos Familie zu tragen, und verlässt seine neue Bekanntschaft, ohne dass er ihr seinen Namen gesagt hat. 1925 macht Jiro mit seinem Freund Kiro Honjo seinen Abschluss und beide sind mitten in der Weltwirtschaftskrise beim Flugzeughersteller Mitsubishi angestellt. Sie werden beauftragt, für die Kaiserliche Armee ein Kampfflugzeug, die Mitsubishi 1MF9, zu perfektionieren. Bei einem Test bricht es mitten in der Luft auseinander und wird abgelehnt. Mitsubishi ändert seine Pläne und schickt Jiro und Honjo 1929 in die Weimarer Republik, um eine Produktionslizenz für ein Junkers G.38-Flugzeug zu erhalten, mit dem sie einen Bomber bauen wollen. Obwohl Hugo Junkers sie willkommen heißt, werden die beiden Männer von der Sicherheitspolizei daran gehindert, die vollständigen Pläne zu erhalten. Da sie und ihre Mitarbeiter entmutigt sind, wie weit Japans Luftfahrttechnologie vom Rest der Welt entfernt ist, kehrt Jiro nach Japan zurück, während Honjo bleibt und schließlich die Mitsubishi G4M entwickelt. Anfang 1932 wird Jiro zum Chefdesigner für einen von der Kaiserlichen Marine gesponserten Kampfflugzeugwettbewerb befördert, aber sein Entwurf, die Mitsubishi 1MF10, fällt 1933 bei den Tests durch und wird abgelehnt. Enttäuscht macht er Urlaub in einem Sommerresort in Karuizawa. Dort trifft er die erwachsene Nahoko wieder, die ihn seit ihrer ersten Begegnung sucht. Die beiden entwickeln schnell eine Romanze, unterstützt von einem deutschen Touristen namens Hans Castorp. Castorp ist Nazideutschland gegenüber kritisch eingestellt und erzählt Jiro privat, dass Adolf Hitler Junkers wegen Widerstands gegen den Nationalsozialismus festgenommen hat und dass Deutschland davon abgehalten werden muss, einen weiteren Weltkrieg zu erklären, diesmal im Bunde mit Japan. Dann flieht er vor der Festnahme durch die Sonderpolizei. Später wird bei Nahoko Tuberkulose diagnostiziert, also bittet Jiro Nahokos Vater um seinen Segen, sie zu heiraten, und die beiden verloben sich. Nahoko möchte jedoch mit der Heirat warten, bis sie sich erholt hat, und zieht wieder bei ihrer Familie ein. Jiro wird im Zusammenhang mit Castorp gesucht und versteckt sich im Haus seines Vorgesetzten Kurokawa, während dieser an einem neuen Kampfflugzeugprojekt für die Kaiserliche Marine arbeitet. Jiro verlässt das Haus kurzzeitig, als Nahoko an einer Lungenblutung leidet. Nachdem Jiro sie kurz gepflegt hat, beschließt Nahoko, sich zur Genesung in ein Bergsanatorium einweisen zu lassen, kann es aber nicht ertragen, von Jiro getrennt zu sein, und kehrt zu ihm zurück. Kurokawa und seine Frau verheiraten die beiden und erlauben dem Paar, mit der Erlaubnis von Nahokos Vater in ihrem Haus zu bleiben. Jiros Schwester Kayo, eine Ärztin, warnt Jiro, dass seine Ehe mit Nahoko tragisch enden werde, da Tuberkulose unheilbar sei. Obwohl sich Nahokos Gesundheitszustand verschlechtert, genießen sie und Jiro ihre flüchtige gemeinsame Zeit. Jiro bricht zum Testflug seines neuen Flugzeugprototyps, der Mitsubishi Ka-14, auf. Da Nahoko weiß, dass sie bald sterben wird, hinterlässt sie Abschiedsbriefe für Jiro, ihre Familie und Freunde und verlässt diskret das Haus in einem vergeblichen Versuch, ins Sanatorium zurückzukehren. Auf dem Testgelände wird Jiro von seinem Erfolg durch eine Windböe abgelenkt, die auf Nahokos Tod hindeutet. 1945, nachdem Japan den Zweiten Weltkrieg verloren hat, träumt Jiro wieder von Caproni und bedauert, dass sein Flugzeug im Krieg eingesetzt wurde. Caproni tröstet ihn und sagt, dass Jiros Traum, schöne Flugzeuge zu bauen, dennoch in Form seines Meisterwerks, des A6M „Zero“-Jägers, wahr geworden sei. Auch Nahokos Geist erscheint und ermutigt ihren Mann, weiterzuleben. Nachdem ihr Geist ihn verlassen hat, gehen Jiro und Caproni gemeinsam in ihr gemeinsames Königreich der Träume....














"The wind rises" wäre auch als Realfilm ein prächtiges Biopic-Epos geworden. Sicherlich gehört auch dieser Film zu den besten 10 Animefilmen aller Zeiten. 
Obwohl er zunächst irritierend wirkt, helfen Miyazakis unverfrorene Abweichungen von den Tatsachen Wie der Wind sich hebt, die Linearität seiner erwarteten Struktur zu überwinden. Der Film entpuppt sich schließlich nicht nur als Biopic, viel stärker wirkt diese melancholische Geschichte als ehrliche Klage über die Verderbtheit der Schönheit und die menschliche Reaktion, wenn diese Schönheit verloren geht. Miyazakis Filme beschäftigen sich oft mit Abwesenheit, dem Wert der zurückgelassenen Dinge und damit, wie sich die Geister schöner Dinge in unsere Erinnerungen einprägen. Es ist ein Genuss fürs Auge und auch für die Seele.Was Miyazaki bietet, ist ein vielschichtiger Blick darauf, wie Horikoshis Leidenschaft für das Fliegen von Kapital und Militarismus vereinnahmt wurde. Insgesamt spielte der Film 136 Millionen Dollar weltweit ein. 













Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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