Regie: Robert Altman
No business like Showbusiness...
Robert
Altmans "Buffalo Bill und die Indianer" (Original: Buffalo Bill and the Indians,
or Sitting Bulls History Lesson) wurde zwar 1976 bei den Filmfestspielen in
Berlin mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet, doch filmhistorisch erscheint mir
die gelungene, gallige Westernsatire als sehr unterschätzt. Vielleicht weil das
Thema des Films Altmans kurz vorher entstandenen Meisterwerk "Nashville" in
einigen Punkten sehr ähnlich ist und als Nachzügler nicht mehr diese Schlagkraft
aufweisen konnte. Es ist eine Art Absage auf den amerikanischen Way of Life,
sogar eine Abhandlung über die Wahrheit von Legenden und Mythen des alten
Westens, die diese Nation so stark gemacht haben. In Buffalo Bill Codys (Paul
Newman) Wildwestshow, die 1885 entsteht und lange Jahre die große Attraktion
war, erlebte bereits der Zuschauer zu den Zeiten als der Wilde Westen langsam
unterging wie der Wilde Westen wirklich wahr bzw. wie ihn der flunkernde weiße
Mann sah, der als Sieger gegen die Ureinwohner Geschichte für die nachfolgenden
Generationen schreiben durfte. Mit seinem Neffen Ed Goodman (Harvey Keitel),
seinen Geschäftspartnern (Joel Grey, Kevin McCarthy), der Westernikone Annie
Oakley (Geraldine Chaplin) gelingt es ihm sogar für seine Show den
Indianerhäuptling Sitting Bull (Frank Kaquitts), der im Gegensatz zu seinem
Stammesbruder William Halsey (Will Sampson) klein und unbedeutend wirkt. Doch
der kleine Indianer ist immer wieder für Überraschungen gut. Einmal träumt er
vom Erscheinen des Präsidenten Cleveland (Pat McCormick) und tatsächlich beehrt
der mächtigste Mann der aufstrebenden Nation den Wildwestzirkus. Auch in anderen
Begebenheiten hat Cody gegen die mentale Kraft des Häuptlings kaum
ein Mittel zum Mithalten. Neuer Höhepunkt der Show soll die Nachstellung der
Schlacht am Big Horn sein. Buffalo Bills Vorstellungen sind natürlich
verfälscht, doch Sitting Bull kennt natürlich die Wahrheit über die angeblichen
Heldentaten von General Custer...
Äusserst fies und amüsant, mit viel Zynismus und Bosheit versucht Altman
den amerikanischen Traum zu demontieren, dabei kommen die angeblichen weißen
Helden nicht gut weg - Altmans Buffalo Bill, großartig gespielt von Paul Newman,
ist ein blasierter unverbesserlicher Lügner und Aufschneider. Die Indianer
werden denn auch als die wahren Helden gefeiert. In ener der besten Szenen des
Films wird die Idee von Sitting Bull, auf der anderen Seite des Flußes zu
campieren, arg verspottet, weil die Weißen Männer den Fluß nicht durchqueren
konnten. Sie lachen und rufen in die Runde "wer diesen Fluß überquert, dem
gehört das Land" und schwupps gibts lange Gesichter, weil die Indianer drüben
schon ihre Zelte aufbauen. Das Lachen endet, man sieht in die dämlichen
Gesichter der Männer.
Für mich ein sehr guter Altman Film, lediglich der Ausnahmewestern "McCabe
und Mrs. Miller" sowie "Nashvile", "Eine Hochzeit, "Gosford Park" und
"Streamers" sind noch stärker
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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