Regie: Zhang Yimou
Ehefrauen und Konkubinen...
Endlich
ist auch "Rote Laterne" als deutschsprachige DVD erschienen, einer der stärksten
Filme des chinesischen Filmregisseurs Zhang Yimou, der 1987 mit seinem Erstling
"Rotes Kornfeld" einem internationalen Publikum bekannt wurde und bereits damals
zeigte, dass er ein Meister in der Handhabung von Farbdramaturgien ist. Seine
ersten Filme waren vornehmlich im ländlichen China angesiedelt, in "Leben" oder
"Die Geschichte der Qiu Ju" thematisierte er vor allem die gesellschaftlichen
Veränderungen seines Landes. Eine zweite erfolgreiche Schaffensphase waren die
Inszenierungen aufwändiger Wuxia-Filme wie "Hero", "House of the flying Daggers"
oder "Der Fluch der goldenen Blume", die er im Gefolge von Ang Lees "Tiger and
Dragon" entstehen ließ und die dem Vorbild auch künstlerisch das Wasser reichen
konnten.
Sein
stärkster Film ist für mich aber dennoch die "Rote Laterne", die er 1991 mit
Gong Li in der Hauptrolle drehte. Es ist eine Adaption des Buches "Frauen und
Konkubinen" von Su Tong. Die Geschichte ist in den 20er Jahres des letzten
Jahrhunderts angesiedelt, aber dennoch muten die Geschehnisse wie finsteres
Mittelalter an. Es ist die Geschichte der jungen Songlian (Gong Li), die in
dieser Zeit die 4. Ehefrau eines wohlhabenden Mannes wird. Eigentlich wollte die
intelligente junge Frau weiterstudieren, aber der Tod ihres Vaters führte zum
familiären Bankrott, so fügt sie sich in das Schicksal ab jetzt als 4. Herrin
Chen in einem Art Palast zu leben. Der Hausherr lässt jeden Abend
einen Flügel seines weitläufigen Anwesens mit roten Laternen schmücken, je
nachdem mit welcher seiner Nebenfrau er die Nacht zu verbringen beabsichtigt.
Die erste Frau (Jin Shuyan) spielt dabei aufgrund ihres höheren Alters keine
große Rolle mehr und diese hat sich aber mit ihrer Rolle demütig abgefunden. Mit
den beiden anderen Konkubinen, der 2. Herrin Zhuoyun (Ciao Cuifeng) und der 3.
Herrin, der Opernsängerin Meishan (He Caifei) gibt es aber von Anfang an ein
starkes Konkurrenzdenken, zumal die Bettenfrage auch am Folgetag über die
Kontrolle im Haushalt entscheidet - die Bettgespielin des Herrn darf über das
Essen entscheiden. Zunehmend - aber sehr subtil und hintergründig - entsteht ein
Geflecht aus fatalen Intrigen, bei er auch die Dienerin Yaner (Ling Kong) eine
tragende Rolle spielt. Das Mädchen ist eifersüchtig und würde liebend gerne
ebenfalls die Frau des Hausherrn (Ma Jingwu) sein. Songlian ist aufsässig und
erschüttert dadurch die traditionellen, jahrhundertealte Gepflogenheiten des
Hauses, am Ende sterben zwei Menschen...
Anfänglich fast schon als prächtiges Paradies gezeigt, entlarvt der
Filmemacher immer mehr das totalitäre, menschenverachtende System des Hauses.
Alle Frauen agieren zwar durchaus als Täter, aber sie sind immer und überall
auch in der Rolle des Opfers dieses Systems und ihr egoistisches Verhalten
resultiert durch eine Unsicherheit im Spiel am Ende der Verlierer zu sein. Um
den eigenen Status zu halten oder zu verbessern, ist es unabdingbar für die
Konkurrentinnen, sich in das gängige System einzumischen, und vor allem auch
manipulativ daran teilzuhaben. Die Bilder, die der Film entwirft sind von
strenger Schönheit und teilweise visuell überragend gestaltet. Ein dickes Lob
gebührt dem Kameramann Zhao Fei. Als Lohn erhielt dieses kleine Meisterwerk,
sicherlich einer der besten 20 Filme der 90er Jahre, eine Oscarnominierung als
bester Auslandsfilm sowie den Silbernen Löwen bei den Filmfestspielen in
Venedig.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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