Mittwoch, 9. Oktober 2013

Shortbus





















Regie: John Cameron Mitchell

I wanna be a Part of it, New York, New York...

"Shortbus" - so heißt der Film des schwulen Regisseurs John Cameron Mitchell und genauo heißt der im Film gezeigte Club der einsamen Herzen in New York, eine Mischung aus Swingerclub und Variete. Der Film ist nicht jedermanns Sache, denn man könnte ihn als Pornofilm mit Tiefgang bezeichnen und irgendwie erinnern die Figuren im Film etwas neurotisch wie aus einem Woody Allen Film entsprungen, nur mit dem Unterschied, dass man den Protagonisten dabei zuschaut, wenn sie Sex haben. Die Kamera fliegt gleich zu Beginn des Films von der Freiheitsstatue beginnend in ein animiertes Panorama der Stadt und sie führt uns dann hinein zum Fenster in die Wohnungen der Darsteller. Da wären Jamie (PJ DeBoy) und James (Paul Dawson), die seit 5 Jahren zusammen sind. Aber die Beziehung steckt voll in der Krise. Jamie ist extrem depressiv, nimmt Medikamente gegen die Krankheit und James dominiert das Geschehen. James hat aber enorme Angst, dass Jamies Gefühle schwächer geworden sind. Sie beschließen professionelle Hilfe zu holen. Doch die erfolgreiche Paartherapeutin Sofia (Sook Yin-Lee)  hat selbst gewaltige Sexprobleme - sie hatte noch nie einen Orgasmus und spielt regelmäßig ihrem Mann Rob (Raphael Barker) einen Höhepunkt vor. Jamie und James laden die Frau deshalb in den "Short Bus" ein, der von Dragqueen Justin Bond (Spielt sich selbst) geleitet wird. Dort lernen die beiden Freunde das hübsche Model Ceth (Jay Brannan) und man beschließt einen flotten Dreier zu wagen. Auch der alte Exbürgermeister von New York zählt zu den Gästen, Sofia lernt Severin (Lindsay Beamish) kennen, die als sadistische Domina für ihren Lebensunterhalt sorgt. Die beiden ungleichen Frauen freunden sich an und entdecken auch Gemeinsamkeiten. Ungeachtet dessen wird das schwule Paar schon seit Jahren vom Nachbar aus dem Nebenhaus beobachtet. Caleb (Peter Stickles) heißt der Spanner und auch er wird noch seinen großen Auftritt haben...


 Inzwischen hat John Cameron Mitchell seinen ersten oscarnominierten und starbesetzten Film mit "Rabbit Hole" gedreht - "Shortbus" dagegen ist ein Film mit Laiendarstellern, die sich alle vorher durch viele Workshops zu diesem Film kennengelernt haben.
Natürlich erregte solch ein Film vor allem in den USA großes Aufsehen, die für den Regisseur ein dramaturgisches Mittel waren - gleich der Musik in einem Musical - um Gefühle auszudrücken. Solche expliziten Szenen sieht man natürlich nicht alle Tage, ein bisschen wurde ich an "Intimicy" erinnert, jenem französischen Skandalfilm von Patrice Chereau, der 2001 in Berlin den Goldenen Bären gewann. Möglich, dass die Europäer weniger prüde reagieren, so waren auch die Kritiken zu "Shortbus" viel besser als im Heimatland.  "Shortbus" handelt von den individuellen Problemen von Außenseitern. Die Figuren werden sehr sensibel dargestellt, wodurch der visuell drastische, mit expliziten Sexszenen operierende Film auf glaubhafte Weise sexuelle Blockaden als ein Symptom für die immer gesund agierende Psyche zeigt. Mir hat der Film sehr imponiert, er ist auch ein sehr stimmungsvoller, etwas anderer New York Film. 


  Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

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