Regie: Wong Kar Wei
Einsamkeit in der nächtlichen Großstadt...
Die
Filme von Wong Kar Wei sind bekannt für eine erlesene Ästhetik beim Bild, beim
Rhythmus und bei der Beleuchtung. Er arbeitet auch mit einem der weltbesten
Kameramänner zusammen, der Australier Christopher Doyle veredelt mit großartigen
Bildmaterial die anspruchsvollen Werke, die sich in ihrer Machart doch von
gängigen Mustern unterscheiden. "Ashes in Time Redux" und "Fallen Angels" halte
ich für die besten Filme des Hongkonger Autorenfilmer. Bekannt wurde er aber mit
dem Episodenfilm "Chungking Express" und der Tatsache, dass Quentin Tarantino
diesen Großstadtfilm als einen seiner Lieblingsfilme outete.
"Chungking
Express" entstand 1994 und zeigt ein hektisches Leben in der Metropole am
Beispiel von zwei Geschichten über verliebte Hongkonger Polizisten.
Teil
1 erzählt vom jungen Polizisten 223 (Takeshi Kaneshiru), der am 1. April von
seiner Freundin May verlassen wurde. Er glaubt aber immer noch an ein HappyEnd
und gibt der Beziehung daher einen Monat Zeit in der Form, dass er bis zu seinem
Geburtstag am 1. Mai jeden Tag eine Ananaskonserve mit dem Verfalldatum 1. Mai
kauft und taucht ins Nachtleben ein. Dort lernt er irgendwann in einer Bar eine
geheimnisvolle Frau (Brigitte Lin) mit blonder Perücke kennen. Es kommt zu einem
sehr flüchtigen Kennenlernen - für den Polizisten mit großer Wirkung. Denn im
Großstadtdschungel ist dieser flüchtige Kontakt ein kurzer Ausbruch aus der
Einsamkeit.
Der
zweite Polizist mit der Kennnummer 664 (Tony Leung) wurde auch vor kurzem von
der Freundin verlassen. Sie (Valerie Chow) war Flugbegleiterin. Während seiner
Dienstzeit geht er jeden Abend in eine Snackbar - dort arbeitet seit kurzem die
junge Faye (Faye Wong), die ständig "California Dreaming" von The Mamas and the
Papas hört und vor allem immer mehr Interesse an dem trügsinnigen Cop
zeigt...
Wong
kar Wei ist ein betörendes Großstadtportrait gelungen. Weite Teile des Films
sind mit einer extrem bewegten Handkamera gedreht, um die Vergänglichkeit des
Augenblicks zu demonstrieren setzte der Macher Zeitlupe und Zeitraffer ein. In
diesem Szenen ermöglicht ein Stroboskop den Gegensatz von Schärfe und Unschärfe.
Dieses Stilmittel macht besonders deutlich wie schnelllebig die Momentaufnahme
in der Metropole ist und verstärkt den emotionalen Eindruck von der Anonymität
und der Einsamkeit. Die Protagonisten sind auf der Suche nach menschlicher Nähe.
Es entstehen unvergessliche Momente von Sehnsucht und Entfremdung, der
Charakter der hektischen und kalten Stadt wird mit Poesie gefüllt.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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