Mittwoch, 9. Oktober 2013

Chungking Express

























Regie: Wong Kar Wei

Einsamkeit in der nächtlichen Großstadt...

Die Filme von Wong Kar Wei sind bekannt für eine erlesene Ästhetik beim Bild, beim Rhythmus und bei der Beleuchtung. Er arbeitet auch mit einem der weltbesten Kameramänner zusammen, der Australier Christopher Doyle veredelt mit großartigen Bildmaterial die anspruchsvollen Werke, die sich in ihrer Machart doch von gängigen Mustern unterscheiden. "Ashes in Time Redux" und "Fallen Angels" halte ich für die besten Filme des Hongkonger Autorenfilmer. Bekannt wurde er aber mit dem Episodenfilm "Chungking Express" und der Tatsache, dass Quentin Tarantino diesen Großstadtfilm als einen seiner Lieblingsfilme outete.
"Chungking Express" entstand 1994 und zeigt ein hektisches Leben in der Metropole am Beispiel von zwei Geschichten über verliebte Hongkonger Polizisten.
Teil 1 erzählt vom jungen Polizisten 223 (Takeshi Kaneshiru), der am 1. April von seiner Freundin May verlassen wurde. Er glaubt aber immer noch an ein HappyEnd und gibt der Beziehung daher einen Monat Zeit in der Form, dass er bis zu seinem Geburtstag am 1. Mai jeden Tag eine Ananaskonserve mit dem Verfalldatum 1. Mai kauft und taucht ins Nachtleben ein. Dort lernt er irgendwann in einer Bar eine geheimnisvolle Frau (Brigitte Lin) mit blonder Perücke kennen. Es kommt zu einem sehr flüchtigen Kennenlernen - für den Polizisten mit großer Wirkung. Denn im Großstadtdschungel ist dieser flüchtige Kontakt ein kurzer Ausbruch aus der Einsamkeit.
Der zweite Polizist mit der Kennnummer 664 (Tony Leung) wurde auch vor kurzem von der Freundin verlassen. Sie (Valerie Chow) war Flugbegleiterin. Während seiner Dienstzeit geht er jeden Abend in eine Snackbar - dort arbeitet seit kurzem die junge Faye (Faye Wong), die ständig "California Dreaming" von The Mamas and the Papas hört und vor allem immer mehr Interesse an dem trügsinnigen Cop zeigt...

 Wong kar Wei ist ein betörendes Großstadtportrait gelungen. Weite Teile des Films sind mit einer extrem bewegten Handkamera gedreht, um die Vergänglichkeit des Augenblicks zu demonstrieren setzte der Macher Zeitlupe und Zeitraffer ein. In diesem Szenen ermöglicht ein Stroboskop den Gegensatz von Schärfe und Unschärfe. Dieses Stilmittel macht besonders deutlich wie schnelllebig die Momentaufnahme in der Metropole ist und verstärkt den emotionalen Eindruck von der Anonymität und der Einsamkeit. Die Protagonisten sind auf der Suche nach menschlicher Nähe.  Es entstehen unvergessliche Momente von Sehnsucht und Entfremdung, der Charakter der hektischen und kalten Stadt wird mit Poesie gefüllt.

Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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