Samstag, 26. Oktober 2013

Amer

























Regie: Helne Catlet und Bruno Forzani

In den Klauen des Giallo...

"Amer" entstand 2009 und ist ein belgisch-französischer Thriller der Filmemacher Helene Catlet und Bruno Forzani, die sich sehr schnell als große Freunde des italienischen Giallo zu erkennen geben. Doch Vorsicht: Wer eine dieser knalligen Thrillergeschichten der 70er Jahre erwartet, der wird vielleicht enttäuscht sein. Denn "Amer" verzichtet auf eine Handlung und bietet dem Zuschauer in 90 Minuten einen Dreiakter, der sich in allen drei Teilen auf seine großartige Bildsprache verlässt. Wer Bilderfilme mag, der ist hier sicherlich genau richtig. Part 1 beschäftigt sich mit der kleinen Ana, das mit ihren Eltern in einem unheimlichen Anwesen lebt Die stets schwarz gekleidete Großmutter leidet an Wahnsinn, der Großvater ist soeben verstorben und ist in einem Raum aufgebahrt. Hier ist der subtile Horror vorherrschend. In Part 2 ist Ana inzwischen zum hübschen Teeanger herangereift, die mit ihrer Mutter bei schönstem Wetter vom Anwesen in die Stadt läuft. Die Musik erinnert an Ennio Morricone, die Bilder sind bestialisch gut gemacht, sie drücken Erotik aus. Es geht um die sexuellen Gefühle und ums Begehren und Begehrtwerden. Dieser Part ist für mich sogar der Beste der Drei. Den Schlußteil bestreitet die inzwischen erwachsene Ana, die nach Jahren wieder auf das unheimliche Anwesen zurück kehrt. Wieder liegt sexuelle Begierde in der Luft, doch auch der Tod lauert. Denn die Dämonen der Vergangenheit lauern als reale Bedrohung, denn sie haben das Reich der Fantasie verlassen und der Killer sucht sein Opfer in der Dunkelheit...


 Giallo ist das italienische Wort für "gelb" und wird für eine ganz bestimmte Art von Film und Liiteratur verwendet. Der Begriff geht darauf zurück, dass die früheren Schund- und Krimiromane in Italien einen gelben Einband hatten. In den 60er Jahren war der Meisterregisseur Mario Bava der Meister dieses Genres, diesen Ruhm setzte dann in den 70ern der junge Dario Argento fort, dessen Filme "Suspiria", "Tenebrea", "Inferno", "Phenomena" oder "Rosso" visuell zum Besten gehört, was je auf der Leinwand lief. "Amer" ist eine Verbeugung vor diesen zwei Meistern deren Filme heute immer beliebter werden. Leide ist vor allem das Werk von Dario Argento leider immer noch mit einer tragischen Zensurgeschichte in Deutschland verbunden. Seine Werke landeten sehr oft auf dem Index und sehr oft sind die Veröffentlichungen verkürzt. Cassandra Foret ist als kleine Anna zu sehen, Ana in der Adolszenz wird von Charlotte Eugene Guibeaud gespielt, Marie Bos als erwachsene Ana komplettiert das Trio.
"Amer" ist ein ganz besonderer Film. Zwar so gut wie keine Handlung, aber betörend schön und morbide.


Bewertung: 9 von 10 Punkten.

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