Freitag, 25. November 2016

Closet Monster

























Regie: Stephen Dunn

Das Ende der Kindheit...

Der kanadische Coming of Age Film "Closet Monster" beschreibt auch gleichzeitig das Coming out seiner Filmfigur Oscar Madly. Durch den Hamster Buffy und die Fähigkeit, dass Oscar und das kleine Nagetier auch miteinander kommunizieren und sprechen können, erinnert "Closet Monster" auch an den Science Fiction Kultfilm "A boy and his dog" von L.Q. Jones aus dem Jahr 1975 - dort verband Vic, gespielt von Don Johnson, eine tiefe Freundschaft mit seinem geilen Köter Blood, der auch sprechen konnte und im Gegensatz zu vielen Menschen auch geistreiche Sachen von sich gab. In Stephen Dunns Debütfilm wird der Hamster von Isabelle Rosellini gesprochen. In menschlicher Obhut beträgt die Lebenserwartung dieser süßen Goldhamster gewöhnlich 18 bis 24 Monate. Aber Buffy bildet auch hier eine Ausnahme. Das Tier begleitet seinen menschlichen Freund über einen Zeitraum von 10 Jahren.
Durch seine schräge Machart erinnert der Film auch ein bisschen an "Donnie Darko", der auch durch seine wahrgenommene Singularität oder Originalität große Wirkung erzielte. Zwar teilt er mit vielen seiner Gay- und Jugendfilmverwandten das gleiche Grundgerüst des Teenagers, der entdeckt, dass er schwul sein könnte und muß mit seiner Umwelt klar kommen und versuchen sich irgendwie zu empanzipieren. Doch Stephen Dunn hat dieses Thema auch ein bisschen egozentrisch und innovativ gestaltet. Da wundert es nicht, wenn David Cronenbergs Bodyhorror auch in die Story mit einfliesst.
Es geht um Oscar (als Kind gespielt von Jack Fulton, als Teenager von Connor Jessup) , der in Neufundland aufwächst und schon als 8jähriger Junge beobachtet, wie einige ältere Schüler auf einem Friedhof ein Hassverbrechen an einem schwulen Mitschüler begehen - mit einer Stahlstange wird der anal penetriert und so verletzt, dass er für immer querschnittsgelähmt bleibt. Als er seinen Vater Peter (Aron Abrams) fragt, warum die Jungs so was schreckliches tun konnten, meint der nur "er war halt ne Schw...." Leider ist Dad mit einer sehr schwachen Impulskontrolle ausgestattet - dies führt auch zum Auszug seiner Frau Brin (Joanne Kelly), die ihren Jungen allein mit dem Vater zurücklässt. Er kann diesen harten Schritt seiner Mutter nie so recht verzeihen. Oscar merkt schon sehr früh, dass er schwul werden könnte und Kontakt pflegt er vor allem zu seinem Hamster Buffy, dem er alles anvertraut. Als Oscar 18 Jahre alt ist, hängt er oft mit seiner Freundin Gemma (Sofia Banzhaf) zusammen, ein weiteres Hobby von ihm ist das Fotografieren. Er findet einen Job im Baumarkt und lernt dadurch Wilder (Aliocha Schneider) kennen und verliebt sich in ihn. Leider ist er aber auch sehr gehemmt, denn die Beobachtung als Kind erlebt er immer noch als traumatisch. Und auch sein Vater, der die Scheidung nie recht überwunden hat, lässt Oscar spüren, dass er keinen schwulen Sohn im Haus duldet...




Sehr gut finde ich, dass der Teeanger Oscar und seine Gefühle ganz normal dargestellt werden. Der Film verweigert sich irgendiwe den üblichen heteronormativen Wegen für das schwule Erwachen seines Protagonisten. Oscar muss nicht durch seine Orientierung leiden, weil alles so schlimm ist. Es wird zwar thematisiert, dass die Umwelt es ihm nicht gerade leicht macht - aber er wird mit seinen Gefühlen leben können und vielleicht auch sehr glücklich. Auch wenn er am Ende die Kindheit in einer sehr symbolischen Szene begräbt und der Zuschauer auch aufgeklärt wird, warum Buffy dieses für einen Nager so salomonische Alter von 10 Jahren erreichen konnte. Ein Highlight dieses Filmjahres.


Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Junges Licht

























Regie: Adolf Winkelmann

Eine Kindheit im Kohlenpott

Der neue Film von Adolf Winkelmann heißt "Junges Licht" und ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ralf Rothmann, aber auch eine weitere Sicht auf das Ruhrgebiet und seine Menschen durch den Regisseur Winkelmann, der damit seine "Ruhrgebietstrilogie", bestehend aus "Die Abfahrer" (1978), "Jede Menge Kohle" (1981) und "Nordkurve" (1993) zu einem Quartett vergrößern kann. Aus meiner Sicht ist ihm mit "Junges Licht" einer der besten deutschen Filme dieses Jahres gelungen. "Junges Licht" kann man als modernen Heimatfilm einordnen, gleichzeitig handelt es sich um einen sehr spröden, aber durchaus schönen Jugendfilm, um mal den eigentlich bescheuerten Begriff "Coming of Age" weglassen zu können.
Einige Kritiken haben zwar bemängelt, dass da in der Geschichte, die in den 60ern spielt, viele provokante Themen zu finden sind: Sex mit Minderjährigen, Pädophilie, häusliche Gewalt, Scheinheiligkeit, Spießbügertum und alles irgendwie nie so richtig angegangen wird. Auch ein Hund verschwindet, ohne das der Zuschauer aufgeklärt wird, warum und das Ende suggeriert trotz all dieser Problemfelder in der sich die Familie Collien befindet, eine Zukunft, die genauso weitergeht wie bisher. Nichts wird verbessert, weil kein Konflikt gelöst und der kleine Julian, toll gespielt von Oscar Brose, geht gemeinsam mit seinem Vater auf dem Fahrrad nach Hause.
Tja, das waren andere Zeiten. Da durfte man auch noch beschwipst mit dem Auto durch die Gegend fahren und nicht umsonst gabs viel mehr Verkehrstote wie heute. Es gab da noch keine Emanzipation und Pädophilie war doch ein ganz fernes Thema - aber doch nicht in der unmittelbaren Nachbarschaft zu finden. Somit empfinde ich, daß Adolf Winkelmann mit "Junges Licht" eine zutiefst authentische und tiefe Geschichte erzählt. Getragen wird die Geschichte durch großartige Darstellerleistung, neben dem jungen Oscar Brose begeistert vor allem Charly Hübner als Vater Collien und auch Peter Lohmeyer als Nachbar und Vermieter Gorny.
Die Colliens wohnen in einem der vielen Häuser im Bergarbeitermilieu in Dortmund, die vom Kohlestaub verdreckt sind. Die Familie lebt in Miete im ersten Stock, der Vermieter Konrad Gorny (Peter Lohmeyer) lebt im Erdgeschoss mit seiner Frau Edeltraud (Nina Petri). Deren 15jährige Tochter Marusha (Grethe Sophie Schmidt) hat ein Zimmer im ersten Stock. Das frühreife Mädchen muss nur das Fenster öffnen, schon ist sie auch auf dem Balkon der Colliens und der 12jährige Julian (Oscar Brose) interessiert sich auch schon für Mädchen. Der Vater Walter (Charly Hübner) ist ein einfacher Mann, der wenig Worte macht. Zu seinem Sohn hat er ein ganz gutes Verhältnis, die überforderte Mutter Liesel (Lina Beckmann) lässt ihren Frust aber oft an Julian aus, er wird von ihr geschlagen und gedemütigt. Man merkt, dass sie ihre kleinere Tochter Sophie (Magdalena Matz) bevorzugt. Das Eheleben ist aber probematisch, die Frau hat psychische Probleme. Mit dieser Krankheit ist auch der Mann überfordert, er schlägt seine Frau. Von Herrn Gorny bekommt der Julian einen Fotoapparat ausgeliehen, er soll Bilder von seinen Schulkameraden machen. Zweifelsohne hat Herr Gorny ein Faible für kleine Jungs. Als die Mutter nach einem Nervenzusammenbruch mit Sophie verreist, ist Julian mit Papa allein. Er rettet den Hund der Frau Morian (Caroline Peters), die wohl früher mal in einem Nachtclub gesungen haben soll und versteckt ihn im Schuppen von Herr Gorny...



Die Geschichte, die Winkelman erzählt, wirkt episodenhaft und die Handlung zeigt viel Alltag. Man merkt, dass Julian wissbegierig ist, aber von seinem einfach gestrickten Umfeld wenig Antworten erwarten kann. Daher dürfte sein zukünftiger Weg vorgezeichnet sein. Der Regisseur vertraut oft auf die Macht des Bildes (Kameramann: David Slama), seine Figuren sprechen wenig und wenn dann viel alltägliches. Die Härte ihres Berufs hat die Menschen gekennzeichnet. In seinen besten Moment vermittelt der Film sehr viel poetischen Realismus.
Etwas irritierend vielleicht der häufige Formats- und Farbwechsel. Aus einem 4:3 Bildformat wird im Nu ein Cinemascope Bild. Auch schwarz-weiß und Farbe gibts im Wechsel. Einen dramaturgisch relevanten Grund sehe ich nicht, am Anfang hat mich das ein bisschen irritiert - aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier und inszenatrisch ist der Film so gut, dass man diese Experimente schnell verzeiht, denn sowohl schwarz-weiß als auch farbig - der Film bleibt gut, so oder so.
Etwas gewöhnungsbedürftig auch der Soundtrack von Tommy Finke, der für mich nicht so ganz passend für die frühen 60er Jahre ist. Da habe ich vielleicht Musik aus dieser Zeit als Untermalung erwartet, was ja die meisten Filmemacher auch bei einer filmischen Zeitreise in eine andere Dekade tun. Meines Erachtens gelingt es mit zeitgenössischen Songs viel spielender in der Zeit der Handlung anzukommen. Dennoch bleibt  Winkelmanns Nostalgiefilm "Junges Licht" packend bis zum Ende.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Jack


Regie: Edward Berger

Odyssee durch die Großstadt...

In den Straßen von Berlin vollzieht sich eine tagelange Odyssee der beiden Brüder Jack und Manuel - die beiden sind auf der Suche nach Ihrer Mutter. "Jack" heißt der Film des Regisseurs Edward Berger, der bereits viel fürs Fernsehen drehte und nun mit seinem tragischen Roadmovie 2015 den deutschen Filmpreis in Silber bekam. Ausserdem lief "Jack" erfolgreich bei der 64sten Berlinale im Februar 2014.
Bergers Film steht dabei in der Tradition von Filmklassiker wie Truffauts "Sie küßten und sie schlugen ihn" oder "Taschengeld". Er erinnert aber auch an neuere Filme wie "Der Junge mit dem Fahrrad" der Gebrüder Dardenne. Und Bergers Film kann sich trotz dieser alten und neuen Klassiker durchaus sehen lassen. Die Kamera von Jens Harrant ist immer sehr dicht bei den Akteuren und verfolgt dabei vor allem die verzweifelten Aktionen des 10jährigen Jack.
Zur Handlung: Die junge Mutter Sanna (Luise Heye) ist mit ihren beiden Söhnen Jack (Ivo Piettzcker) und Manuel (Georg Arms) - beide von verschiedenen Vätern - hoffnungslos überfordert. Dabei begegnet die junge Frau ihren Kindern durchaus liebevoll, aber sie zeigt wenig Verantwortung und so muss der ältere Jack für sein Alter ganz schön viel Verantwortung in dem Drei-Personen-Haushalt übernehmen. Mama arbeitet und Mama sucht auch gelegentlich ihr privates Vergnügen, auch übernachten öfters mal fremde Männer in der Wohnung. Für jack nichts Neues...eines Tages passiert Jack etwas Schlimmes. Sein Bruder Manuel verbrüht sich stark im zu heißen Badewasser, das er für ihn eingefüllt hat. Deshalb entscheidet das Jugendamt, dass Jack in ein Kinderheim soll. Dort ist er immer wieder das Opfer des größeren Danilo (Antony Arnolds). Als dieser ihn fast ertränkt und das Fernglas, dass Jack von einem anderen Jungen ausgeliehen bekam ins Wasser wirft, wehrt er sich und schlägt seinen Peiniger mit einem Baumast bewusstlos. Daraufhin flieht er und klingelt bei der Mutter, die nicht Zuhause ist. Von einer Freundin der Mutter erfährt er, dass Sanna schon einige Tage fort ist. Die Freundin ist verärgert, weil sie momentan auf den kleinen Manuel aufpassen muss. Jack nimmt Manuel mit und beide Kinder versuchen tagelang ihre verschwundene Mutter in Berlin zu finden....


Dabei übernachten die Kinder in Parks und in einer Tiefgarage. Flüchten vor der Polizei und treffen auf Erwachsene - manche helfen ihnen ein bisschen weiter und manche bleiben gleichgültig. Die Bilder der Kinder, die verloren durch die Metropole wandern, sind sehr bedrückend. Der Hunger plagt sie und sie leiden darunter ohne Mutter zu sein. Dabei wird dem Zuschauer auch klar, dass die Mutter beim Jugendamt nicht die Wahrheit erzählte über den mit dem größeren Kind eingespielten Alltag, in dem der Junge den Hauptpart übernimmt, dass Sanna auch ihrem privaten Vergnügen nachgehen kann. Denn sonst hätte das Jugendamt kaum entschieden Jack in ein Heim zu stecken und den kleinen Manuel bei der ohne Hilfe von Jack noch wesentlich mehr überforderten Mutter zu lassen. Was sich letztlich auch als richtig erweist. Wegen einem neuen Lover gibt Sanna mal spontan den kleinen Manuel bei ihrer Freudin ab und sagt Jack ab, der sich schon darauf freute, weil die Mama fest versprochen hat, dass er ein paar Tage nach Hause darf.
Erst aus dieser verzweifelten Lage entsteht die Odyssee durch Berlin. Somit ist "Jack" auch ein zweiter guter Berlin Film nach "Victoria", der bei der Vergabe des deutschen Filmpreises erfolgreich war. Inmitten der Geschichte wird auch der Panoramablick auf Deutschlands Hauptstadt sichtbar, auf Boulevards und Supermärkte, auf Nachtclubs, Bars und Parks. Aber auch abseits des pulsierenden Lebens führt uns die Odyssee - in Hinterhöfe und Garagen. Natürlich ist gerade die Figur der Mutter irgendwie klischeebeladen - alleinstehend, Kinder von mehreren Männern, hockt in der Nacht in Bars und reisst Typen auf - aber ich denke diese Klischees sind auch oft Realität, sonst gebe es nicht so viele Kinder, die von ihren Eltern vernachlässigt werden. Der Zuschauer sieht die beiden Jungs und kann es nicht verstehen, dass Eltern so wenig Verantwortung für ihre Kinder aufbringen und sie vernachlässigen. Man merkt die Liebe dieser beiden Jungs zu ihrer Mutter, die ihren Ältesten (10 Jahre alt) bereits zur Vaterfigur des kleineren Manuel getrimmt hat. In hektisch-routinierten Alltagsbewegungen eines Erwachsenen übernimmt er den Part der Eltern. Er hängt die trockene Wäsche ab, richtet für sich und seinen kleinen Bruder das Frühstück und startet selbständig in den neuen Tag.

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Dienstag, 22. November 2016

Die Kampfmaschine

























Regie: Robert Aldrich

Die härteste Meile...

In den 70er Jahren hat Kultregisseur Robert Aldrich (Der Flug des Phönix, Das dreckige Dutzend, Was geschah wirklich mit Baby Jane ?, Rattennest oder Massai)  eine ganze Menge sehr harter Kinofilme gemacht. In dem 1974 inszenierten Sport- und Gefängnisfilm "The longest Yard" legt er richtig harte Bandagen an. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Film, der in der deutschen Fassung den seltsamen Titel "Die Kampfmaschine" bekam, zählt auch heute noch zu den spannendsten und aufregendsten Vertreter seines Genres. Im Mittelpunkt steht dabei der American Football. Ein Spiel, das in vier Vierteln ausgetragen wird und bei dem zwei Mannschaften aus je 11 Spielern versuchen, den Spielball in die gegnerische Endzone zu bringen oder ein Field Goal zu erzielen. Beides wird mit Punkten belohnt. Die im Ballbesitz befindende Mannschaft kann durch Werfen oder Luafen einen Raumgewinn erreichen, der schließlich durch einen Touchdown oder ein Field Goal zu Punktegewinnen führt. Die gegerische Mannschaft, die verteidigen muss, versucht den Angriff zu stoppen um selbst in Ballbesitz zu kommen. Wenn die Offense einer Mannschaft auf das Feld kommt, hat sie immer vier Versuche, einen Raumgewinn von zehn Yards zu schaffen. Schafft sie das, bekommt sie erneut vier Versuche. Wenn nicht, dann geht der Angriff in die gegnerische Mannschaft über. Es gewinnt dann die Mannschaft, die am Ende die meisten Punkte sammeln konnte.
Wobei der Film von Aldrich auch Zuschauern fesseln dürfte, die sich nicht im Geringsten mit diesem Sport auskennen. Denn obwohl auf dem Höhepunkt des Films genau dieses Spiel inszeniert wird, ist der interessanteste Part daran, dass es sich um ein Spiel zwischen Wärtern und Häftlingen handelt und es um viel mehr als den Gewinn eines Footballspieles dabei geht.
Etwas ganz elementares schwingt dabei mit, beinahe schon ein Spiel auf Leben und Tod. Demensprechend brutal geht man mit dem Gegner um. Da schenken sich beide Mannschaften nichts. Aber im entscheidenden Augenblick wird ein durch ein Versprechen heimlich abgeschlossener Deal (erzwungen durch Erpressung) von seiten der Gefängnisleitung gebrochen.
Aber vorerst lernt der Zuschauer den Antihelden der Geschichte gehen. Es ist der ehemalige Footballstar und Quarterbeck Paul Crewe (Burt Reynolds), der sich gleich in den ersten Szenen keine Sympathiepunkte beim Zuschauer erspielt. Er verprügelt seine Geliebte, wirft diese brutal aus dem Bett und klaut nach diesem Streit ihren Citroen SM und rast betrunken durch Palm Beach, Florida. Wildgeworden liefet er ein sinnloses Straßenrennen mit der Polizei, die ihn inzwischen wegen Diebstahl verfolgt. Er wird gestellt, aber lässt sich nicht widerstandslos festnehmen, sondern prügelt sich noch mit den Beamten und wird beleidigend. Das Ergebnis: 18 Monate Knast. Dort eilt ihm der Ruf als guter Footballspieler voraus, aber man erinnert sich auch an seine unrühmliche Zeit, als er aus der NFL ausgeschlossen wurde, weil er Spiele manipulierte und dafür Geld einkassierte. Jedenfalls ist der Gefängnisdirektor warden Hazen (Eddie Albert) Feuer und Flamme, zumal er denkt, dass Crewe ins Footballteam einsteigt und dort Spiele zum Ansehen des Direktors Spiele gewinnt. Dies passt aber dem Chef der Mannschaft, Captain Knauer (Ed Lauter) nicht, der ihn nicht in der Mannschaft haben will und ihn zuerst mal körperlich züchtigt, damit er dem Direktor absagt. Dies führt zur Zwangsarbeit. Dennoch ergibt sich die Möglichkeit für Crewe eine Mannschaft aus Häftlingen zu trainieren. Er hat den Direktor überzeugt, dass die Wärtermannschaft einen untergeordneten Gegner braucht, an dem sie ihr Können erproben und noch verstärken kann. Doch Crewe verfolgt das heimliche Ziel eine so gute Mannschaft der Häftlinge zusammenzustellen, die es mit den fiesen Wärtern aufnehmen kann. Und so kommt es zu diesem denkwürdigen Spiel, begleitet von Zuschauern, bei dem der Sieger für den Direktor eigentlich schon feststeht. Aber dann überraschen die gut aufgestellten Gegner...



und so kommt es im Verlauf dieser Dramaturgie zu einem sehr harten und brutalen Spielverlauf mit sehr viel Verletzten, fiesen Fouls und einer insgesamt von Aldrich gekonnt zynischen Inszenierung dieses Geschehens. Während verletzte Spieler möglicherweise mit dem Leben kämpfen, weil die Verletzungen so schwer sind, tanzen und singen die drei dunkelhäutigen Cheerleaderinnen wie wenn das alles ein ganz normales Footballbspiel wäre. Ist es aber nicht. Am Ende muss sich Crewe entscheiden, ob er sich wieder kaufen lässt für eigene Vorteile oder ob er seine Freiheit möglicherweise opfert und viel länger als 18 Monate einsitzen muss. Er fragt einen alten Mithäftling in einer Szene, ob es sich für diesen gelohnt habe, dem verhassten Direktor Schläge zu verpassen und deshalb heute noch einsitzt. Dieser alte Häftling zögert kurz und meint dann "Ja, das hat sich gelohnt". Und ich als Zuschauer gehe da emotional mit, weil Eddie Albert den verschlagenen Direktor so gut spielt, dass man wirklich aggressiv wird. "The longest Yard" so der Originaltitel, ist mit Sicherheit einer der besten Filme von Burt Reynolds. Dem damals sexiest man alive...daher darf der Traum-Macho auch mit der Sekretärin des Direktors (Bernadette Peters mit denkwürdiger Hochfrisur) eine kurze Nummer schieben. Der Film lief gut im Kino - Grund genug für Aldrich drei Jahre später mit "Die Chorknaben" noch mehr an Härte draufzupacken.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Pauline am Strand




















Regie: Eric Rohmer

Der süße Duft des Sommers...

Viele seiner Filme hat der französische Regisseur Eric Rohmer (1920 - 2010) in Zyklen unterteilt. Seine ersten internationalen Welterfolge wie "Claires Knie" oder "Meine Nacht mit Maud" sind als "Moralische Erzählungen" bekannt. In den 80er Jahren drehte er seine Filme wie Das grüne Leuchten" oder "Der Freund meiner Freundin" in den Zyklus "Komödien und Sprichwörter" und mit "Frühlingserzählung" aus dem Jahr 1989 begann er sein filmisches Quartett "Erzählungen der vier Jahreszeiten". Rohmer hat eines sehr eigewilligen, kaum verwechselbaren Stil wie er seine Filme inszeniert. Sie sind dialoglastig und wirken vielleicht für sehr viele Zuschauer etwas spröde und durch wenig Action auch langweilig. Sein Lieblingsthema ist die Liebe, die Erotik und die Partnersuche.
"Pauline am Strand" aus dem Jahr 1983 gehört nicht zu seinen bekanntesten Filmen, aber für mich gehört diese wunderschön bebilderde Ferien- und Urlaubsimpression zu seinen besten Filmen. Für die Kamera-Arbeit war Nestor Almendros verantwortlich, dem für mich neben John Alcotts Leistung in "Barry Lyndon" für seine Bilder in Malicks "In der Glut des Südens" die beste Leistung aller Zeiten im Bereich der Cinematographie gelang.
Seine Bilder tragen sehr viel bei zu dieser sommerleichten Atmosphäre, in der die Geschichte spielt.
Ort der Handlung ist die Normanie. Dort haben die Eltern der 15jährigen Pauline (Amanda Langlet) ein Ferienhaus. Gemeinsam mit ihrer Cousine Marion (Arielle Dombasle)  will sie dort die letzten Tage der Sommerferien genießen. Das Haus liegt nur 5 km von einem schönen Strand entfernt. Marion ist frisch geschieden und etwa 10 Jahre älter als Pauline. Sie sucht wieder einen Partner und möchte sich verlieben. Sie fragt Pauline über ihr Liebesleben aus und findet heraus, dass das junge Mädchen noch nie so richtig verliebt war. Am Strand treffen sie auf Pierre (Pascal Greggory), der mal eine kurze Liason mit Marion hatte und immer noch sehr in sie verliebt ist. Marion hat aber nur Augen für Henri (Feodor Atkine), einem Bekannten von Pierre. Dieser ist einer Affäre nie abgeneigt, liebt aber die Freiheit und genießt vor allem den Augenblick. Nicht unbedingt der Mann, der sich gleich verliebt und sich bindet. Immerhin lernt auch Pauline schnell einen Verehrer kennen. Der ein Jahr ältere Sylvain (Simon de la Brosse) fängt gleich zu Flirten an und es kommt auch zwischen den beiden Teenagers schnell zu Zärtlichkeiten. Marion verbringt die Nacht mit Henri, sie sucht die große Liebe - aber der hat mit der Bonbonverkäuferin Louisette (Rosette) ein weiteres heißes Eisen im Feuer. An dem Tag als Marion und Pauline einen Ausflug zum Mont Saint-Michel machen, ergreift Henri die Gelegenheit für ein heimliches Rendezvous mit Louisette. Doch die beiden Mädels kommen zu früh zurück. Dies ist der Beginn von Lügen und einigen Fehleinschätzungen...




Der Film wirkt federleicht, hat aber immer eine melancholische Aura. Man muss interessiert sein an diesen ganz normalen Menschen, die alle auf der Suche sind und die sich Zärtlichkeit und manchmal etwas mehr erhoffen. Wie eine Sommerbrise - so leicht - genauso brüchig ist aber diese Konstellation, die sich spontan an diesem Urlaubsort ergibt. Man lernt sich kennen, man findet Gefallen am Gegenüber, aber genauso schnell wie die Emotionen da waren, geraten sie auch wieder in Vergessenheit, wenn man den Urlaubsort verlässt. Ob sich die fünf Figuren wieder treffen ? Als Sprichwort hat Rohmer dem Film ein Zitat von Chretien de Troyes vorangestellt "Wer zuviel redet, verliert sich selbst".
Die junge Amanda Langlet wurde auch für weitere Filme von Rohmer verpflichtet. Arielle Dombasle konnte in Frankreich eine recht erfolgreiche Karriere als Sängerin machen.
Simon de la Brosse, der Darsteller des jungen Sylvain, wurde leider nur 33 Jahre alt. Aufgrund schwerer Depressionen beging er im Jahr 1998 Selbstmord.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Angst über der Stadt

























Regie: Henri Verneuil

Bebel über den Dächern von Paris...

Jean Paul Belmondo war in seiner aktiven Karriere nicht nur ein gefragter Schauspieler sondern auch ein echter Kinostar. Zunächst trat er in sehr wegweisenden Filmen der Nouvelle Vague auf und drehte mit Jean-Luc Godard (Außer Atem), Claude Chabrol (Schritte ohne Spur) oder Jean-Pierre Melville (Die Millionen eines Gehetzten)auf,  bevor die Produzenten sein Potential als Zuschauerliebling erkannten. Er bewährte sich auch in Komödien (Abenteuer in Rio, Die tollen Abenteuer des Monsieur L., Le Magnifique, Ein irrer Typ). Der Gangsterfilm "Borsalino" von Jacques Deray aus dem Jahr 1970 machte ihn endgültig zum französischen Superstar - legte ihn aber auch auf eine bestimmte Rolle fest: Belmondo war der harte Kerl, entweder als Gangster oder als Jäger der Verbrecher. In der letztgenannten Rolle gab er dann auch meistens den Einzelgänger, der nur seiner eigenen Moral verpflchtet scheint und knallhart agiert. In dieses Rollenmuster passte er perfekt. Die in diesem Genre inszenierten Kriminalfilme mit reichlich Action sind inzwischen zu Klassikern des Genres geworden. So auch "Angst über der Stadt" (Originaltitel: Peur sur la ville) von Henri Verneuil. Natürlich ließ es sich "Bebel" nie nehmen, dei Stunts des Films selbst zu machen - und die haben es echt in sich. Denn die Action findet vor allem auf den Dächern von Paris statt. Belmondo jagt einen Serienkiller auf mehreren Häusern. "Vertigo" von Hitchock lässt grüßen und selbst der Zuschauer bekommt Schwindelgefühle. Natürlich war "Angst über der Stadt" ein riesiger Kassenerfolg - allein in Paris wollten fast eine Millionen Zuschauer die Jagd aus der Höhe sehen.
Und dies obwohl der Film etwas unlogisch beginnt. Denn im Grunde wird Nora Elmer (Lea Massari) nicht vom fiesen Serienmörder ermordet, sondern sie stirbt aufgrund ihrer Angst. Denn der unbekannte Mann klingelt sie nachts ständig aus dem Bett, die Gespräche lassen erkennen, dass er schon im Appartment der Schönen war. Als er das letzte Telefonat mit den Worten beendet "Jetzt komm ich dich besuchen" dreht sie durch und stürzt aufgrund ihrer Panik aus dem Fenster des 17. Stockwerks. Vorher hat sie noch die Poilzei alarmiert, darum wird es zum Fall von Kommissar Le Tellier (Jean Paul Belmondo). Der steht derzeit selbst in Kritik bei der Öffentlichkeit. Denn bei einer irren Verfolgungsjagd mit dem Gangster Marcucci (Giovanni Cianfriglia) kam ein Passant ums Leben. Daher plagen den Bullen immense Rachegelüste und er wartet nur darauf, dass sein Feind wieder in Paris auftaucht. Inzwischen hat aber der unbekannte Anrufer, der sich Minos nennt, angekündigt weitere Frauen zu töten. Der Psychopath hat es auf attraktive Frauen abgesehen, die sexuell aktiv sind. So wären die geschiedene Germaine Doizon (Rosy Varte) oder die Krankenschwester Helene Grammont (Catherine Morin) potentielle Opfer. Gemeinsam mit seinem Partner Inspektor Moissac (Charles Denner) muss er Minos finden, bevor der seine Tötungen ausführen will. Sein selbstgewählter Spitzname kommt in Dantes Göttlicher Komödie vor und mit seinen Morden will der Gestörte die Welt vom lüsternen Unrat befreien..



.Verneuil hat ein richtig gutes Gespür für das Timing des Films, denn nach klassischer Manier steigert sich die Spannung immer mehr. Dazu bietet Adalberto Maria Merli eine gute Vorstellung als Bösewicht. Die Stunts sind wirklich gut gelungen und wer ein Faible auf 70er Jahre Kinokrimis hat, der wird mit "Angst über der Stadt" seine Freude haben. Von Belmondos Actionfilmen in der Zeit ab 1970 ist dieser Polizeifilm sicherlich neben "Der Greifer" und "Der Körper meines Feindes" einer der besten. Ein bisschen wird man aufgrund der Verfolgungsjagden sogar an William Friedkins "French Connection" erinnert.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.