Regie: David Wnendt
Kindheit in Neukölln....
Der deutsche Regisseur David Wnendt wurde 2011 bekannt
durch den mehrfach prämierten Spielfilm "Kriegerin" der drei deutsche
Filmpreise gewinnen konnte. Seine Bestsellerverfilmung "Feuchtgebiete"
wollten fast 1 Millionen Zuschauer im Kino sehen. Mit dem Coming of Age
Film "Sonne und Beton" wählte er erneut als Filmprojekt eine
erfolgreiche literarische Vorlage aus. "Sonne und Beton" basiert auf dem
2017 erschienenen autobiographisch gefärbten gleichnamingen Beststeller
von Felix Lobrecht, der in einem Interview auch zugab, dass viele
Szenen im Buch nur deshalb so gut funktionierten, weil er dazugehörige
Bilder vor Augen hatte. Er kannte die Gegend, in der die Geschichte
angesiedelt ist und viele Sachen, die im Buch vorkommen habe er genauso
erlebt, wie er sie beschrieb - andere wieder waren frei erfunden.
Bei den Verleihung des deutschen Filmpreises gab es
immerhin 4 Nominierungen, doch am Ende ging der deutsche Genrefilm
leider leer aus.
Die Geschichte spielt im Hitzesommmer 2003 in Berlin
Gropiusstadt im Bezirk Neukölln. Dort leben die Freunde Lukas (Levy Rico
Arcos), Julius (Vincent Wiemer), Gino (Rafael Luis Klein Hessling) und
Sanchez (Aaron Malonado Gonzales). Alle vier Jungs kommen aus eher
ärmlichen Verhältnissen. Die Mutter von Lukas ist verstorben, sein
arbeitsloser Vater (Jörg Hartmann) ist sichtlich überfordert mit der
Erziehung, der ältere Bruder von Lukas heißt Marco (Luvre47), im Viertel
hoch geachtet wegen seiner Schlagkraft, ist ein Kleinkrimineller. Gino
liebt seine Mom (Marzia Tedechi), aber sein Vater (David Scheller) ist
ein aggressiver Alkoholiker, der seine Frau und seinen Sohn schlägt.
Julius lebt in einer heruntergekommenen Wohnung mit seinem älteren
Bruder, der chronisch "high" ist und nichts weiter tut als
herumzugammeln. Sanchez lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter Gaby
(Francisca Wulf), die auch mit Job finanziell kaum über die Runden kommt
und trotz allem ihrem Sohn eine gute Mutter sein möchte.
Das Quartett besucht eine Problemschule. Der Lehrer Herr
Sonnabend (Leon Ullrich) ist jeden Tag damit konfrontiert, dass seine
Schüler ihm null Respekt zollen und ein großes Desinteresse an den Tag
legen. Er ist aber von Lukas schulischen Leistungen sehr angetan und rät
ihm, das Abitur zu machen. Immer wieder gibt es Ärger mit den
Drogendealergangs im Viertel. Als die vier im Park Drogen kaufen wollen,
geraten sie in den Konkurrenzkampf zweier rivalisierender Banden. Einer
aus der arabischen Gang schlägt nicht nur Lucas nieder, sondern klaut
diesem auch noch die Schultasche. Sie verlangen 500 Euro von Lucas, der
nun versucht das Geld für die Erpresser aufzutreiben.
Obendrein nervt es die Jungs, für Aktivitäten wie
Schwimmbad, Partys oder dem Ausgehen mit Mädchen nicht das nötige Geld
zu haben. Um ihre Geldprobleme zu lösen, kommt Sanchez auf eine Idee.
Sie brechen nachts in ihre Schule ein und stehlen einige der nagelneuen,
vom Bundesland Berlin finanzierten Schülercomputer aus dem Keller.
Trotz unprofessioneller Durchführung gelingt den Jungs der Einbruch; am
nächsten Tag ist die Schule allerdings voller Polizisten...
"Sonne und Beton" verzeichnete in Deutschland 1,1 Millionen
Zuschauer, der Umsatz lag bei über 10 Millionen Euro. Ein Grund zum
Freuen für die Macher, denn neben der künstlerischen Anerkennung durch
die Filmkritik gelang ihnen somit auch ein kommerzieller Erfolg. Ein
Film, der sehr nüchtern und glaubwürdig den sozialen Brennpunkt Neukölln
beschreibt und dabei auf großartige Jungdarsteller setzt, die alle eine
beachtliche schauspielerische Leistung an den Tag legen. Missstände an
den Schulen sowie auch die tiefsten innerfamilären Abgründe werden
schonungslos offen gelegt. Die Perspektivlosigkeit bestimmt das Handeln
der Akteure, der Weg scheint tragisch vorgezeichnet. Neben all der
Tristesse in Beton flackert aber auch manchmal diese Sonne auf, die ein
bisschen Hoffnung aufkeimen lässt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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