Dienstag, 1. Juli 2014

Letzte Ausfahrt Brooklyn

























Regie: Uli Edel

Drogen, Sex, Schmutz, Elend...

In Hubert Selbys Roman "Letzte Ausfahrt Brooklyn", der 1964 entstand, wird ein schonungloses Bild des New Yorker Stadtteils Brooklyn in den 50er Jahren und einigen seiner Bewohner gezeigt. In dem Skandalroman geht es um einen harten, kompromisslosen Blick auf die niedrige Klasse mit Tabuthemen wie Drogenkonsum, Gewalt in der Straßen, Vergewaltigung, Homosexualität oder Transvestismus. 1989 folgte dank Produzent Bernd Eichinger die Verfilmung der episodenhaften Geschichte. Hier wird eine Bande von jungen Ganoven gezeigt, die sich gemeinsam mit der Prostituierten Tralala (Jennifer Jason Leigh) darauf spezialisieren, dass sie US-Armee-Soldaten berauben. Zu diesem Zweck lockt das Mädchen die sexgeilen Soldaten in einen Hinterhalt, während die dann glauben, dass ein Liebesspiel folgt, haben sie schon von hinten eine Flasche über den Schädel bekommen. In den nächtlichen Straßen treibt sich auch der Transvestit Georgette (Alexis Arquette) herum, immer auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit, vielleicht bei Vinnie (Peter Dobson), Boss der Gang. Vom eigenen Bruder verachtet, feiert Georgette Partys mit Gleichgesinnten. Der Zufall will es, dass dort auch Harry Black (Stephen Lang) , Mitarbeiter der lokalen Gewerkschaft, auftaucht. Der Mann hat Familie und gehört momentan zu den Streikenden, die für mehr Lohn in der Fabrik kämpfen. Mit seinen Spesengeldern geht der naive Harry recht locker um und hat auch Kontakt zu der Straßengang. Er geht sogar eine heimliche Affäre mit der Drag Queen Regina (Bernard Zette) ein. Tralala versucht auch ihr Glück und landet beim jungen Soldaten Steve (Frank Military), der es ehrlich mit ihr zu meinen scheint. Für einige Stunden erleben die beiden ein bisschen Glück, doch Korea wartet auf den Lieutenant. Und der findet auch in Brooklyn statt. Immerhin geschieht dort aber auch alltägliches wie eine Schwangerschaft und Big Joe (Burt Young), der Vater der Braut ist sehr neugierig zu erfahren, welcher Mistkerl seine Kleine geschwängert hat...


So eigenwillig wie der Roman präsentiert sich auch Uli Edels Film, der mit einem beinahe schon künstlichen Stil Zeit und Ort auferstehen lässt. Dabei wirkt das Szenenbild tatsächlich wie ein 50er Jahre Film, die Ausstattung ist perfekt gestaltet. Man erinnert sich etwas an die Atmosphäre der "West Side Story", wird aber sehr schnell auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt. Hier in dieser Ecke der Welt, in einem Stadtteil einer Metropole, ereignen sich menschliche Schicksale und so schnell sie sichtbar werden, so schnell verschwinden sie wieder als eine weitere, beinahe unbedeutende Episode des Daseins. Dies verleiht dem Film eine Stärke, dennoch behält man als Zuschauer das unangenehme, beklemmende Element. Horrormässig läuft dann als Höhepunkt sozusagen die Massenvergewaltigung der Dirne ab, die noch einige Stunden zuvor ein bisschen vom echten Glück abbekommen konnte, denn sie wurde in einem Moment geliebt und begehrt. Ansonsten herrscht Brutalität und Grausamkeit im Umgang miteinander vor. Neben diesem Wahnsinn läuft auch noch der große Fabrikstreik zeitgleich. Der Film ist umstritten und wird nicht uneingeschränkt geliebt: Kein Wunder, denn "Letzte Ausfahrt Brooklyn" ist kein Wohlfühlfilm und bietet keine einzige Figur an, mit der man sich identifizieren wollte. Es sind Figuren mit großen menschlichen Schwächen, die sich in ihrer Umgebung gehen und unterkriegen lassen. Ein sehr unangenehmer amerikanischer Alptraum wird hier gezeigt. 1990 gabs aber beim deutschen Filmpreis eine positive Überraschung, denn der gallige Film erhielt den Hauptpreis als bester Film.


Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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