Regie: Ricky Gervais und Stephen Merchant
Raus aus dem Drecksnest...
Cemetery Junction, so heißt ein Vorort der Stadt Reading. Dort
leben im Jahr 1973 die drei Jugendlichen und Freunde Freddie Taylor
(Christian Cooke) , Bruce (Tom Hughes) und der übergewichtige Snork
(Jack Doolan). Die Macher des Films heißen Ricky Gervais und Stephen
Merchant und sie gewähren dem Zuschauer einen tragikomischen Blick auf
eine typisch britische Vororttristesse und darüberhinaus befasst sich
der Film auch noch mit dem nicht ganz einfachen Erwachsenwerden der
Jugendlichen. Freddie will dem sozial benachteiligten Vorort durch
beruflichen Erfolg entkommen und er setzt alles daran bei Mr. Kendrick
(Ralph Fiennes) einen Job als Versicherungsvertreter zu bekommen. Da
Kendrick ebenfalls aus diesem Stadtteil stammt, bekommt er von diesem
die Chance. Eingearbeitet wird er von Mike Ramsey (Matthew Goode), der
sogar mit Kendricks Tochter JUlie (Felicity Jones) liiert ist. Freddie
kennt das Mädchen von früher, sie hatten mal ein kurzes Techtelmechtel
zusammen. Freddies Freund Bruce spielt den Rebell und hat bis heute
seinem alkoholkranken Dad nicht verziehen, dass er seine Frau einfach
gehen liess. Der Junge wuchs nur bei seinem Vater auf. Bald bemerkt aber
Freddie auch die Schattenseiten seines Vorbildes Mr. Kendrick, der mit
seiner biederen Art eine unglückliche Ehefrau (Emily Watson) geschaffen
hat.
Die Macher lassen mit einem überzeugenden Setting den
Kleinstadtmief der 70er Jahre wieder aufleben. Dabei behandelt der Film
das Thema des Ausbrechens oder Aufbruch zu neuen Ufern. Die Jungs haben
eigentlich jeden Tag fest vor ihre kleine Heimatstadt zu verlassen,
doch der Absprung ist rhetorisch leicht formuliert, aber umso schwerer
ist die praktische Umsetzung. Alles in Cemetery Junction ist beschaulich
konservativ und will auf jeden Fall hinter sich gelassen werden.
Freddie will eigentlich nie so leben wie seine Familie es tut. Dabei hat
der Film gerade in diesen skurrilen familären Momenten der Taylors
seine besten Momente. Der Film entstand 2010 und bietet viel gelungenes
Zeit- und Lokalkolorit. Er knüpft auch an die 80er Jahre Erfolge des
british Cinema an, denn er orientiert sich optisch und thematisch an
diesen Vorbildern aus der Thatcher-Ära. Ingseamt ein gut anschaubarer
britischer Film, dem allerdings ein bisschen das Klassikerpotential
fehlt. Möglich dass es daran liegt, weil er nicht unbedingt sonderlich
orginell wirkt und die Figuren und Handlungen schon aus anderen Filmen
bekannt sind.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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