Regie: Alexander Payne
Der baldige Reichtum des Woody Grant...
Kameramann Phedon Papamichael (Sideways, Walk the
Line, The Ides of March) ist für die grandiosen schwarz-weiß Bilder in
Alexander Paynes bislang bestem Film "Nebraska" verantwortlich. Der Film
wurde sechsmal für den Oscar nominiert, auch Papamichael wurde diese
Ehre zuteil. Doch sowohl er als auch die Hauptdarsteller Bruce Dern,
Nebendarstellerin June Squibb, Drehbuchautor Bob Nelson und Payne selbst
gingen leer aus. Auch der Preis für den besten Film ging an "12 Years a
Slave" von Steve McQueen. Dennoch ist es unbestreitbar, dass Alexander
Payne einen echten Klassiker des amerikanischen Kinos geschaffen hat.
Die Geschichte ist rührend, ohne jemals in Kitsch abzugleiten. Dies
gelang vor allem durch die großartigen Darstellerleistungen von Bruce
Dern und June Squibb. Aber auch Willl Forte und Bob Odenkirk als die
beiden Söhne darf man gerne lobend erwähnen. In der Geschichte geht es
vor allem um den einfachen Mann, um den amerikanischen Alltag. Der
inzwischen alte und leicht senile Alkoholiker Woody Grant (Bruce Dern)
ist fest davon überzeugt, dass er eine Million Dollar in einer Lotterie
gewonnen hat. Dabei findet Sohn David (Will Forte) mit einem Blick auf
den besagten Werbebrief heraus, dass es sich ledliglich um ein
Lockangebot für ein Zeitschriften-Abonnement handelt. Doch der alte Kauz
lässt sich unbeeindruckt von der Meinung seiner Mitmenschen. Seine
resolute Frau Kate (June Squibb) ist völlig überfordert, denn Woody wird
inzwischen täglich von der Polizei auf der Straße aufgelesen, der Alte
will den Weg von Billings, Montana nach Lincoln, Nebraska notfalls zu
Fuß gehen. Schliesslich gewinnt man ja nicht täglich eine Million
Dollar. Ist der Umzug in ein Pflegeheim unumgänglich ? Jedenfalls
willigt David - trotz seines Wissens um die Sinnlosigkeit der Reise -
ein den Vater mit dem Auto nach Lincoln zu fahren. Das ist aber ein
weiter Weg bis dahin und eignet sich bestens für eines der schönsten
Roadmovies aller Zeiten..
Man darf begeistert sein, denn
der Film breitet völlig unaufgeregt und relaxt seine Geschichte aus und
skizziert liebevoll die menschlichen Schwächen, zeigt aber auch die
finsteren Seiten dazu. Bruce Dern spielt den alten Sonderling mit sehr
viel Wärme und mit viel lakonischem Witz. "Die Grant Brüder haben noch
nie viel geredet" heisst es dann einmal beim Besuch bei Tante Martha in
Hawthorne, wo ein Zwischenstopp gemacht wird. Dort ist die Heimatstadt
des Antihelden, also viel Potential, dass sich auch eine Vergangenheiit
zum gegenwärtigen Woody auftut. Alexander Payne gelingt es ein starkes
Interesse an seiner Hauptfigur und den Menschen in seinem Umfeld
aufzubauen. Für mich ist dieser Schwarz-Weiß Film einer der besten Filme
des Jahres.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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