Mittwoch, 23. Juli 2014

Blau ist eine warme Farbe

























Regie: Abdellatif Kechiche

Die Geschichte von Adele und Emma...

Der französische Regisseur Abdellatif Kechiche hat mit "Blau ist eine warme Farbe" seinen international bisher erfolgreichsten Film gemacht, im Frankreich selbst bekam er schon zweimal den Cesar als bester Regisseur zugesprochen - 2005 für "L`Esquive" und 2008 für "Couscous mit Fisch". Seine Filme fallen durch eine recht hohe Laufzeit aus, die Liebesgeschichte zweier Frauen wird hier in 179 Minuten erzählt. Dabei ist es vor allem den beiden Hauptdarstellerinnen Lea Seydoux und Adele Exarchopoulos zu verdanken, dass der Film emotional so gut funktionierte. Die Gesichter der Darstellerinnen werden dabei aus nächster Nähe gefilmt und sie werden dabei zu echten Gefühlslandschaften. Blicke, Stimmen, Lachen und Gesten - der Filmemacher ist ganz nah dabei, wenn er den Beginn der Liebe zeigt bis hin zur Amour Fou, denn er begleitet Emma (Lea Seydoux) und Adele (Adele Exarchopoulos) vom ersten Blick bis zum Zusammenleben, vom Alltag, von der Trennung bis hin zum Wiedersehen nach Jahren. Dabei spielt es eher eine sekundäre Rolle, dass das Liebespaar zwei Frauen sind. Die 16jährige Adele ist eine beliebte Schülerin, die in ihrer Heimatstadt Lillie viel mit Freunden und Mitschülern unternimmt. Ihre pubertäre Unsicherheit ist kaum bemerkbar. Ihre Mitschülerinnen machen das hübsche Mädchen darauf aufmerksam, dass der ein Jahr ältere Mitschüler Thomas (Jeremie Laheurte) sich für sie interessiert. Doch die junge Liebe dauert nicht lange an, es fehlt vor allem auch beim Sex das gewisse Etwas. Als sie auf der Straße Emma zum ersten Mal sieht, die ihre Haare blaugefärbt hat, ist sie spontan interessiert und auch irritiert. Als sie gemeinsam mit ihrem Mitschüler Valentin (Sandor Funtek) eine Gay-Disco besucht, treffen sich die beiden Frauen wieder. Adeles Gedanken kreisen nunmehr extrem um die aufregende Unbekannte, die sie einen Tag später von der Schule abholt. Den Mitschülerinnen bleibt nicht verborgen, dass Emma sehr maskulin wirkt und sicherlich lesbisch sein muss. Trotzdem beginnen die beiden Frauen ein prickelndes Verhältnis, dass auch zur längerfristigen Beziehung wird. Im Alltag zeigen sich die verschiedenen Verhältnisse, aus denen die Frauen kommen. Die aus einfachen Verhältnissen stammende Adele hat andere Bedürfnisse wie die ältere Freundin mit Diplom der Kunsthochschule. Am Ende steht die Trennung...


...trotzdem treffen sich die Frauen nach einigen Jahren wieder. Immer noch ist die Leidenschaft präsent, die Emma unterdrücken kann, da sie eine tragfähige Beziehung mit einer anderen Frau lebt. Adele dagegen ist immer noch ein etwas hin- und hergerissener Charakter, der nicht so ganz genau weiß wohin sie ihr Boot steuern soll.  Zahllose Großaufnahmen rücken die beiden Figuren in den Mittelpunkt und der Zuschauer lernt die Gesichter sehr gut kennen. Vor allem Adele, die immer wieder etwas verlegen an ihren Haaren zupft und öfters mal mit einem unordentlichen Knoten auf ihrem Kopf als Frisur herumläuft. Die Art wie sie Spaghetti isst - sie ist eine sinnliche junge Frau. In diesen Moment erreicht der Film eine starke Intimität, die die Geschichte berührend machen. Die Sexszenen - insgesamt 7 Minuten - sind für mich eher zweitrangig. Sie sorgten aber für die nötige Publicity, die den Film zu einem Riesenerfolg machten. Interessanterweise scheint ein homosexuelles Liebespaar weitaus größeres Interesse hervorzurufen. Ich denke da auch an den Hype, der vor einigen Jahren mit "Brokeback Mountain" ausgelöst wurde. Da gings um eine heimliche Liebe, die versteckt wurde und nur im Geheimen ausgelebt werden konnte - und daher auch als Beziehung scheitern musste. Hier in "Blau ist eine warme Farbe" wird zwar auch auf die ungewöhnliche Liebschaft hingewiesen, aber es gelingt den beiden Frauen ihre Liebe in ein gemeinsames Leben mitzunehmen. Die Chance nach dem Glück ist also eher gegeben - dennoch lässt sich der große emotionale Moment der Liebe nicht dauerhaft im Alltag integrieren. Kechiche zeigt die Liebe als ein Gefühl des Augenblicks, der leider auch wieder vergehen wird. Er zeigt aber auch die Erfüllung in diesen raren Momenten.

Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.

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