Donnerstag, 17. Juli 2014

Jung und schön




















Regie: Francois Ozon

Neugierige Isabelle...

Pascal Marti ist der Kameramann von Francois Ozons neuesten Film "Jung und schön", der von einigen Kritikern mit Bunuels "Belle de Jour" verglichen wurde. Für mich ist es ein sehr gelungener, ja sogar leichter Film über das Erwachsenwerden und über das Ausprobieren und fängt im "Sommer" an. Die 17jährige, sehr hübsche Isabelle (Marine Vacth) liegt an einem heißen Sommertag am Strand, sie wird dabei von ihrem neugierigen, jüngeren Bruder Victor (Fantin Ravat) mit dem Fernglas beobachtet. Der Junge nimmt in der Geschichte seiner Schwester auch insofern eine Schlüsselrolle ein, weil es sich andeutet, dass er sehr bald ebenfalls in diesen pubertären Sog fällt, der dann die Stufen zum Erwachsenwerden einleitet. Seine Schwester ist da schon mittendrin in diesem Weg und sie hat einen deutschen Freund. Mit diesem Felix (Lucas Prisor) verliert sie ziemlich unromantisch ihre Unschuld in den Ferien. Im "Herbst" ist die Familie wieder zurück in Paris. Isabelles Mutter (Geraldine Pailhas) und Isabelles Stiefvater Patrick (Frederic Pierrot) ahnen nicht, dass sich Isabelle heimlich für Geld mit Männern trifft. Sie verlangt pro Treffen meistens 300 Euro und einer dieser Freier ist der alternde Georges (Johan Leysen). Mit ihm trifft sie sich öfters. Durch einen Unglücksfall erfährt die Mutter im "Winter" vom Doppelleben ihrer Tochter. Dies führt zu starken familien Spannungen und auch der Freundeskreis, der von Isabelles Doppelleben weiß, begegnet ihr plötzlich anders, viel misstrauischer. Isabelle wird zu einem Psychologen geschickt. Auf einer Party flirtet sie mit ihrem Mitschüler Alex (Laurent Delbecque), der im "Frühling" dann ihr Freund ist und auch von der Familie gut aufgenommen wird...es normalisiert sich alles. Oder doch nicht. Da sie nicht in Alex verliebt ist, macht sie Schluß und verabredet sich wie früher in der Hotellobby mit "Unbekannt". Doch diesmal erscheint eine Frau (Carlotte Rampling)...



"Das Schmuckstück" war passabel, reichte aber nicht an die besten Werke von Ozon heran, der mir vor allem mit "Unter dem Sand", "Swimming Pool",, "Ein kriminelles Paar" und "Tropfen auf heiße Steine" gefallen hat. Sein letzter Film "In ihrem Haus" aus dem Jahr 2012 war auch sein bestes Werk seit "5x2" und mit "Jung und schön" konnte er sich jetzt sogar noch weiter steigern. So ist dieser leichte Jahreszyklus der jungen, sexuellen Experimente einer seiner bisher besten Filme und die Songs von Francoise Hardy passen sehr gut zu der Melancholie und Zärtlichkeit des Films. Dabei lässt der Regisseur den Zuschauer teilhaben an der Phantasie der Figur, die sich gegen moralische Grenzen erfolgreich zur Wehr setzt, indem sie tut, was sie will. Dabei hat man das Gefühl, dass dem Umfeld das Thema Prostitution viel mehr an die Nieren geht als der Protagonistin, die nicht unbedingt Schaden an ihrem Tun erleidet. Sie verändert sich aber auch ein Stück weit und möglicherweise ist das Schluß machen mit ihrem "normalen" Freund in einer ganz normalen Beziehung auch ein Zeichen, dass die auferlegten Konventionen keine Erfüllung mehr bieten. Sie baucht wahrscheinlich den Nervenkitzel des Moments und daher ist auch die Diskrepanz zwischen Lust und Liebe aufgezeichnet. Ein sehr gelungener Film.




Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen