Regie: Woody Allen
Jasmines Welt...
Die Hauptdarstellerin Cate Blanchett erhielt für ihre Rolle als
"Blue Jasmine" einen Oscar, aber auch alle anderen Akteure des Ensembles
in Woody Allens Horrormovie aus dem Hochkapitalismus sind gut gewählt
und spielen ihre Rollen sehr glaubwürdig. Die Britin Sally Hawkins (We
want Sex, HappyGoLucky) erhielt auch eine Nominierung für die beste
Nebenrolle, musste sich allerdings von Lupita Nyong´o geschlagen geben.
Auch Woody Allen verlor beim besten Originaldrehbuch gegen Spike Jonze
und "Her". Erzählt wird die Geschichte der High Society Lady Jeanette
"Jasmine" Francis (Cate Blanchett), die finaziell durch Ehemann Hal
(Alec Baldwin) zu den oberen 10.000 gehörte und ein unbeschwertes
Luxusleben führen konnte. Ganz anders ihre Schwester Ginger (Sally
Hawkins), die an der Westküste in einfachen Verhältnissen lebt,
geschieden ist und zwei Kinder hat. Ginger gerät nach Meinung von
Jasmine immer an die falschen Typen, nach ihrem erstern Mann Augie
(Andrew Dice Clay) ist sie jetzt mit Chill (Bobby Canavale) verlobt. Nun
ist Jasmine mittellos, ihr Mann kam wegen dubioser Betrugsgeschäfte ins
Gefängnis und der Reichtum gehört der Vergangenheit an. Sie hat nicht
mal mehr eine Bleibe und so fliegt sie von New York nach San Francisco,
um bei ihrer Schwester unterzukommen und ein neues Leben anzufangen.
Doch es gelingt Jasmine nur schwer sich vom einstigen Luxusstatus zu
trennen, sie fliegt - obwohl mittellos - in erster Klasse und ein Job in
einem Einkaufszentrum wäre doch eine große Schande. So ist das Ziel
definiert: Sie will Innenarchitektur studieren - online. In Rückblenden
nimmt der Zuschauer Anteil am Schicksal dieser Frau, die psychisch sehr
angeschlagen ist. Um der Realität zu entfliehen wirft sie sich ständig
die Angstlöserpille Xanan ein und langsam wird das Ausmaß der
persönlichen Katastrophe sichtbar...
Woody Allen wird im
nächsten Jahr bereits 80 Jahre alt und seine Filmographie ist voll von
Klassikern. Dabei war sein Werk in den 70er bis in die frühen 90er
wahrscheinlich um einiges geschlossener, nach "Geliebte Aphrodite" fand
ich seine Filme weniger interessant. Erst mit seinem Thriller "Match
Point", eine Art in London spielendes Remake von "Verbrechen und andere
Kleinigkeiten" fand er zur gr0ßen Qualität seiner früheren Filme zurück.
Es folgten die Städtetouren "Vicky Cristina Barcelona", "Midnight in
Paris" oder "To Rome with Love".
"Blue Jasmine" geht wieder
eher in die Richtung seiner ernsthaften Psychogramme wie "Interiors"
oder "Eine andere Frau" zurück, ist aber in der Struktur nicht als Drama
angelegt, sondern seinen Reiz aus dem Unterhaltungswert der Geschichte
gewinnt. Dabei hält Allen geschickt die Balance zwischen Verzweiflung
und Humor, in den besten Momenten ist der Film einfach sehr nah am
Leben. Cate Blanchett als Frau, deren soziale und gesellschaftliche
Stellung dramatisch ins Bodenlose sinkt, ist dabei zwar eine tragische
Figur - aber man nimmt die Wahrscheinlichkeit mit, dass sich die Frau,
obwohl völlig durchgeknallt, auch wieder sehr schnell von 0 auf 100
aufrappeln kann, wie die kleine Episode mit Peter Saarsgaard zeigt.
Bewertung: 8 von 10 Phnkten.
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