Regie: Robert Rodriguez und Frank Miller
Leben und Sterben in Basin City...
Der Regisseur Robert Rodriguez überzeugte den Comicautor Frank
Miller von der Verfilmung von Millers Comic "Sin City". Bei der
Realisierung im Jahr 2005 wirkte Miller sogar als Co-Regisseur mit. Die
Original Comics von Frank Miller dienten als Storyboards, eine Sequenz
des Films drehte sogar Quentin Tarantino, bekanntlich ein guter Freund
des Rodgriquez. Der texanische Filmemacher mit mexikanischer Herkunft
wurde vor allem durch seine Mexico-Filme "El Mariachi", "Desperado" und
"Machete" populär.
Sein vielleicht bester Film bis jetzt
ist aber tatsächlich dieses "Sin City" nach dem stilbildenden
Miller-Comic. Sehr typisch für den Comiczeichner sind vor allem die
starken grafischen Kontraste. Sein düsterer Schwarzweiß-Zeichenstil ist
vom Film Noir der 40er und damit auch vom deutschen Expressionismus
beeinflusst. Die Storys, die in "Sin City" erzählt werden sind
gezeichnet durch ihre zynischen und schwermütigen Figuren - allesamt
Aussenseiter der Gesellschaft. Jeder Sieg, den der Protagonist dort in
dieser Stadt der Sünde erringen kann, fordert einen hohen Preis - in den
meisten Fällen sogar der Preis des eigenen Lebens.
In der
Anfangssequenz des Films läuft eine Party in einem Hochhaus. Eine schöne
junge Frau (Marley Shelton) schaut von der üppigen Terasse auf die
beleuchtete Metropole. Ein Fremder (Josh Hartnett) spricht sie an. Es
scheint sich ein Flirt anzubahnen, doch der Mann tötet die Frau gezielt
mit einem Schuß. Es ist die Stadt des alternden Cops Hartigan (Bruce
Willis), der auf der Spur des Triebtäters und Mörders Roark Junior (Nick
Stahl) ist. Der hat schon mehrere kleine Mädchen bestialisch ermordet,
doch er läuft immer noch auf freiem Fuß herum, weil sein Vater der
einflussreiche Senator Roark (Powers Boothe) ist, der mächtigste Mann
der Stadt. Doch Hartigan gelingt es schwerverletzt die kleine Nancy
Callahan (Makenzie Vega9 zu befreien.
In einem anderen Teil
der Stadt lernt der grobschlächtige, hässliche Marv (Mickey Rourke) die
schöne Goldie (Jaimie King) kennen, die beiden verbringen die Nacht
miteinander. Als Marv aufwacht, liegt die junge Frau tot in seinem Bett.
Ein unsichtbarer und leise agierender Killer hat die Frau getötet und
die Tat soll dem sehr aggressiven und vorbestraften Marv in die Schuhe
geschoben werden. Er kann bei seiner Bewährungshelferin (Carla Gugino)
untertauchen und gemeinsam finden sie das Haus des Mörders (Elijah
Wood), der als Serienkiller und Kannibale unter dem Schutz des Kardinals
(Rutger Hauer) steht.
In einer weiteren Episode sieht man die
Kellnerin Shellie (Brittany Murphy), die von ihrem Exlover Jackie Boy
(Benico del Toro) ständig verprügelt wird, wenn dieser mit seiner Gang
bei dem Mädchen auftaucht. Doch diesmal hat er kein Glück, denn Shellies
neuer Freund Dwight (Clive Owen) behält im Kampf die Oberhand und
verfolgt die Männer anschliessend bis nach Old Town. Dort reagieren die
Frauen, die in diesem Viertel ihre Kohle als Prostituierte arbeiten.
Anführerin ist die Amazone Gail (Rosario Dawson) und jedes der Mädchen
beherrscht eine vorzügliche und tödliche Kampfkunst. Miho (Devon Aoki)
ist eine perfekte Martial Arts Kämpferin. Als Jackie Boy und seine Gang
die junge Prostituierte Becky (Alexis Biedel) angehen, werden sie von
den Girls getötet. Es stellt sich aber heraus, dass der Gangster Jackie
Boy ein mehrfach dekorierter Undercover Cop war. Krieg in der Stadt um
die Herrschaft von Old Town bahnt sich an. Dies alles ist für Hartigan
nebensächlich geworden, denn in 10 Jahren Knast hat Nancy nie den
Kontakt zu ihrem Retter abgebrochen. Sie schrieb ihm jede Woche einen
Brief, getarnt als Absender "Cordelia". Ein letzter Briefumschlag mit
einem abgetrennten Finger suggerieren dem immer noch inhaftierten
Hartigan, dass Nancy in Gefahr schwebt oder sogar ermordet wurde. Er
geht auf einen Deal mit der Staatsanwaltschaft ein, der ihn in Freiheit
bringt und sucht nach der jungen Frau. Er ahnt nicht, dass die Suche
Teil eines perfiden Plans von Roark Junior ist, um Nancy ausfindig zu
machen. Durch die damaligen Verletzungen von Hartigan wurde der
Kinderschänder zu einem gelben Bastard, der seine fiesen Neigungen immer
noch nicht im Griff hat...
Optisch ist der Film ein echter
Hochgenuss. Die Bilder sind in Schwarz Weiß gehalten - einige Elemente
wie Augen, Autos, Lippen, Blut, Wolken vor allem aber auch die
Horrorfigur "Gelber Bastard) sind farbig dargestellt mittels der
Colorkey Technik. Möglich machte dies, dass der Film ursprünglich in
Farbe gedreht wurde und erst später in ein hochauflösenden Schwarz-Weiß
konvertiert wurde. Dabei wurden die Bilder originalgetreu dem Comic
entnommen. Die Schnitte sind recht hart und es gibt sogar einige Szenen,
die als Scherenschnitt dargestellt werden. Wie in den alten Noirs so
üblich, gibts auch die Voice Over Kommentare der Helden Hartigan oder
Marv. Inhaltlich ist "Sin City" eine ultrabrutale, aber extrem coole
Studie über archaische Gefühle wie Hass, Ehre und Leidenschaft. Klasse
sind die Figuren des Kosmos "Sin City" alle. Es sind zwar allesamt
Klischeefiguren, emtsprungen aus Geschichten oder gar Kinomythen der
Vergangenheit, aber sie erwachen hier im Dschungel einer
Comic-Metropolen-Parallelwelt zum Leben und agieren brutal, sexy und
ultracool. Eine sehr brilliante Comicverfilmung, die dieses Basin City
lebendig macht. Eine verregnete Hölle, in der käufliche Amazonen,
kannibalistische Psychopathen, korrupte Bullen, Pädophile, irre
Geistliche und über Leichen gehende Politiker zu Hause sind.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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