Regie: Mike Nichols
Rekruten kurz vor Kriegseinsatz..
Bereits für seinen zweiten Film "Die Reifeprüfung" gewann Regisseur
Mike Nichols den Regie-Oscar. Zwei Jahre vor diesem Triumph bekam er
bereits für seinen Debütfilm "Wer hat Angst vor Virginia Woolf ?" eine
Oscarnominierung. Doch damals musste er sich noch durch Fred Zinnemann
und "Ein Mann zu jeder Jahreszeit" geschlagen geben. Interessanterweise
sind diese beiden ersten Filme auch die größten Meisterwerke in seinem
Schaffen. Sehr herausragend ist aber auch der Antikriegsfilm "Catch 22",
der zwar nur mäßigen Erfolg an der Kinokasse hatte - für mich
persönlich aber Nichols beste Arbeit darstellt. Danach lief es mal gut,
mal weniger gut. Sehr gute Erfolge erzielte er in den 80er Jahren mit
"Silkwood" und "Die Waffen der Frauen". Von seinen Spätwerken wurden
"Hautnah" und "Der Krieg des Charlie Watson" sehr gelobt. Seine 1988
inszenierte Kriegskomödie "Biloxi Blues" ist leider etwas in
Vergessenheit geraten, obwohl es für mich sein bester Film in der 80er
Dekade ist. Eine Kriegskomödie ? Wie soll das gehen. Der Film basiert
auf dem gleichnamigen Theaterstück von Neil Simon, das 1985 mit dem Tony
Award ausgezeichnet wurde. Wenn "Biloxi Blues" in den Innenräumen, also
in den Unterkünften der Soldaten, spielt, dann ist tatsächlich noch ein
bisschen Theateratmosphäre gegeben. Aber Nichols auch zum Glück viele
Szenen im Freien eingepflegt, die diesen Eindruck wieder deutlich
reduzieren. Am Ende müssen die jungen Rekruten nur ganz kurz in den
Krieg, weil die Amerikaner die Atombombe über Japan abwarfen. Daher
kommt die Hauptfigur Eugene Morris Jerome, gespielt von Matthew
Broderick, zum Schluß, dass die Militärzeit in Biloxi doch sehr schön
war. Immerhin hat der junge Mann beim Eintritt in die Armee drei Ziele.
Er will unbedingt seine Jungfräulichkeit verlieren, er will den Krieg
überleben und er will Schriftsteller werden. Er wird mit anderen
Rekruten ins Camp Shelby in der Nähe von Biloxi, Mississippi, zur
Gründausbildung geschickt. Mit ihm wurden auch Roy Seldridge (Markus
Flannagan) Joseph Wykovski (Matt Mulhern), Arnold Epstein (Corey
Parker), Donald Carney (Casey Siemaszko) und James Hennessey (Michael
Dolan) in die Armee eingezogen. Die Privates werden von einem Sergeant
Toomey (Christopher Walken) ausgebildet, einem verwundeten Veteranen mit
einer Stahlplatte im Kopf. Toomey führt ein strenges Regiment und hat
es besonders auf Eugene und Arnold abgesehen, die beide aus Brooklyn
stammen. Der Ausbilder hasst Boys from New York City. Eugene schreibt
seine Gedanken und Erlebnisse in ein Tagebuch. Als die Soldaten
Stadtausgang haben, verliert der Teenager seine Unschuld durch die
Prostituierte Rowena (Park Overall) und verliebt sich kurze Zeit später
in Daisy Hannigan (Penelope Ann Miller), ein Mädchen, dass er bei einer
Tanzveranstaltung in der Stadt kennenlernt...
Natürlich fehlt in "Biloxi Blues" ein kritischer Unterton zum Thema
Krieg. Vielmehr hat Mike Nichols den Focus auf eine melancholische
Coming of Age Geschichte gelegt, die er aber sehr feinfühlig gestaltet
hat. Die Probleme beim Militär sind daher die Probleme, die ein junger
Mensch hat, wenn er mit anderen Menschen zusammenkommt - in einer Zeit,
in der ihm gerade bewusst wird, dass er nun erwachsen ist. Im Kino lief
der Film gut, er spielte damals mehr als 50 Millionen Dollar ein. Die
Leistung des Schauspieler-Ensembles ist durchweg sehr gut, vor allem
Christopher Walken verleiht dem Ausbilder eine gewisse ambivalente Aura.
Eine gewisse Traurigkeit hinter der militärischen Willkür, mit der die
Jungs zu Soldaten machen will.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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