Regie: Kim Jee-Won
Der Spitzel...
Ein Kritiker, der Kim Jee Woons Film "Illang: The Wolf Brigade"
bewertete, meinte der Regisseur sei nicht der Mann für Filme mit
komplexer Handlung. Diese Aussage kann jedoch mit dem Vorgänger "The Age
of Shadows" ad absurdum geführt werden. Kim Jee Woon ist einer der
innovativsten Filmemacher Südkoreas und seine Filme wie "A Tale of Two
Sisters", "Bittersweet Life" oder "I saw the Devil" sind unbestritten
Meisterwerke. Auch der Spionagefilm "The Age of Shadows" muss unbedingt
dazu gezählt werden, denn der Zuschauer erlebt 141 Minuten Kinomagie in
Reinform mit höchstmöglicher Spannung. Dazu wird das Publikum in die
20er Jahre entführt, die Handlung pendelt zwischen den Großstädten Seoul
und Shanghai. Kameramann Kim Jo-yong kreiert Bilder, die an das
Hollywood Kino der 30er Jahre (z.B. Josef von Sternbergs "Shanghai
Express) erinnern, aber auch an den Film Noir. In der ersten Hälfte baut
der Regisseur kontinuierlich seinen Spannungsbogen auf und führt dabei
die Figuren der Geschichte ein. Erst bei der Zugfahrt zwischen Antung
und Keijo (so hieß Seoul während der japanischen Besetzung) kommt es zum
ultimativen Höhepunkt, doch damit ist die Geschichte noch lange nicht
erzählt.
Der koreanische Polizeihauptmann Lee Jung-chool (Song Kang-ho) war
einmal ein Mann des Widerstandes und kämpfte gegen die japanische
Besetzung. Dann wechselte der Mann die Seiten - heute arbeitet er für
die Japaner und muss seine früheren Freunde jagen. Doch die Festnahme
von Kim Jang-Ok (Park Hee-soon), der dies nicht überlebt, setzt dem
Polizisten sehr zu. Che-San (Lee Byung-hun), ebenfalls ein führender
Kopf des Widerstandes, ahnt allerdings, dass der abtrünnige Lee
Jung-chool vielleicht noch einmal für die Rebellen wichtig werden
könnte. Er ist der Meinung, dass dieser noch einmal die Seiten wechseln
könnte. Von seinem Vorgesetzten Kommissarl Higashi (Shingo Tsurumi)
erhält er den Auftrag die gesamte Gruppe ausfindig zu machen und
gefangen zu nehmen. Der von Ehrgeiz zerfressene Polizist Hashimoto (Uhm
Tae-Goo) wird ihm zur Seite gestellt. Lee Jung-chools Strategie ist es
Kontakt mit der Gruppe auszunehmen und so zu tun als würde er erneut mit
ihren Ansichten liebäugeln. Er lernt so den Antiquitätenhändler Kim
Woo-jiin (Gong-Yoo) kennen, der eine Schlüsselfigur der Bewegung ist und
sofort fühlt, dass man sich auf Lee Jung-Chool verlassen kann. Leider
vermasselt Hashimoto das doppelbödige Spiel, indem er mit einer Razzia
viel zu früh einen Zugriff wagt. Die Gejagten können nach Shanghai
fliehen. Doch Lee-Jung-chool bleibt am Ball. Er nimmt wieder Kontakt auf
und erfährt, dass die Gruppe mit dem Zug zurück in die Heimat fährt. Im
Gepäck ist jede Menge Sprengstoff für Anschläge gegen die japanischen
Aggressoren. Lee informiert Hashimoto, dass sein Informant
herausgefunden hat, dass die Gruppe mit dem Schiff Korea erreichen
möchte. Doch Hashimoto hat seine eigenen Informanten. Im Zug kommt es zu
einer tödlichen Konfrontation...
Diese Sequenz im Zug ist eine der spannendsten Momente dieses
hervorragenden Films. Die Ausstattung und das Szenenbild sind optimal,
auch wenn sie ganz stark von Hollywood-Vorbildern geprägt sind und eine
gewisse Künstlichkeit ausstrahlen. Die Schauspieler verbringen besonders
gute Leistungen, vor allem Song-Kang-ho als Spitzel, der zwischen zwei
Seiten schwankt und sein neuer Freund, der von Gong-Yoo gespielt wird.
Han-Ji Min als dessen Freundin Yeon Gye-soon spielt auch eine wichtige
Schlüsselrolle im weiteren Verlauf der Geschichte. Am Ende wird Ravels
"Bolero" zu einer Art Totentanz. Auch Eom Tae-Goo und Shingo Tsurumi
dürfen mit ihren überzeugenden Leistungen nicht unerwähnt bleiben.
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