Regie: Anthony Page
Wo ist Miss Froy ?
Ende der 70er Jahre wurden einige Frühwerke vom "Master of Suspence" Alfred Hitchcock verfilmt. Don Sharp drehte 1978 das Remake von "Die 39 Stufen". Ein Jahr später folgte Anthony Pages Neuverfilmung von "Eine Dame verschwindet". Natürlich erreichen beide Neuauflagen nicht die grandiose Intensität und Atmosphäre des Originals, aber dennoch sind die Filme ganz unterhaltsam. Für "Eine Dame verschwindet" wurde mit Douglas Slocombe einer der besten britischen Kameramänner engagiert, dessen Filmgraphie großartige Klassiker wie "Adel verpflichtet", "Tanz der Vampire", "Ein Toter spielt Klavier", "Der Diener" "Der Löwe im Winter", "Der große Gatsby", "Julia" sowie die ersten drei "Indiana Jones" enthält. Daher kann man sich auf schöne Bilder freuen. Dennoch ließen die Kritiker kein gutes Haar an diesem Remake, der in den Kinos unter dem Titel "Tödliche Botschaft" lief. Für die Hammer Studios war dieses Remake aber dennoch von Bedeutung, denn es war die letzte Filmproduktion für das legendäre Studio, ehe sich dessen Tor schloß. Erst 2008 kam es mit der Produktion von "Beyond the Rave" zum kleinen Comeback von Hammer. Im Grunde folgt das Remake aber dem Hitchcock Film und viele Sequenzen im Zug wurden 1:1 vom Original übernommen. Bei Hitchcock ist es die Fahrt zwischen Budapest und Basel, mit dem Abstecher in die fiktive Republik "Bandrika" - Pages Remake hat die Hotelübernachtung der Reisenden ins schöne Bayern, kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges, verlegt. Die Nazis sind allgegenwärtig, obwohl im idyllischen Ort noch alles friedlich scheint. In diesem Hotel übernachtet die versnobte Amanda Kelley (Sibyll Shepard), die ein Alkoholproblem hat und ihre Mitreisenden am Abend im Hotelrestaurant mit einer spontanen Hitler Parodie überrascht. Unter den Hotelgästen auch ihr Landsmann Robert Condon (Elliot Gould), der das Verhalten seiner Landsmännin kritisch sieht. Die beiden englischen Gentlemen Charters (Arthur Lowe) und Caldicott (Ian Carmichael) wollen so schnell wie möglich weiterreisen, denn sie wollen wegen dem Cricket Endspiel pünktlich in London ankommen. Das Ehepaar Todhunter (Gerald Harper, Jenny Runacre) wollen so wenig wie möglich Aufsehen vermeiden und auch Miss Froy (Angela Lansbury) ist eine ruhige Person. Am nächsten Tag fährt der Zug weiter und die verkaterte Amanda macht sofort Bekanntschaft mit dieser Miss Froy. Die beiden Frauen setzen sich in ein Abteil, in dem vier weitere Reisende, darunter eine Baroness (Jean Anderson) sitzt. Amanda und Miss Froy reservieren anschließend im Speisewagen einen Tisch um die Mittagszeit und gehen danach ins Abteil zurück. Amanda schläft etwas und als sie aufwacht ist Miss Froy verschwunden...
Als Dr. Egon Hart ist Herbert Lom zu sehen, der natürlich eine große Rolle spielt bei den nun folgenden Ereignissen im Zug. Erst sehr spät kann Amanda den mitreisenden Robert Condon überzeugen, dass tatsächlich im Zug eine Dame verschwand. Sowohl Sibyll Shepard als auch Elliot Gould wurden als Fehlbesetzungen beschrieben, wobei ich die Screwball Einlagen der beiden gar nicht mal so schlecht finde. Allerdings haben sich die Macher doch an eine heilige Kuh herangewagt. Die Hitchcockverfilmung ist so grandios, dass ein Remake - selbst mit wenig Änderungen - einfach im Vergleich erheblich verblassen muss.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen