Regie: Matteo Garrone
Von der Puppe, die ein Junge sein wollte...
Pinocchio", so heißt die Kinderbuchfigur des italienischen Autors
Carlo Collodi. Erstmalig erschien sie im Jahr 1881 in einer
italienischen Wochenzeitschrift unter dem Titel "Abenteuer des
Pinocchio: Geschichte eines Hampelmanns". Diese Fortsetzungsgeschichten
erwiesen sich als sehr populär, daher beschloß der Autor ein Buch daraus
zu machen. Es wurde ein Welterfolg und die Geschichte wurde auch schon
mehrfach verfilmt. Erstmalig im Jahr 1911 von Giulio Antamoro. 1940
machte Walt Disney einen abendfüllenden Kinofilm daraus, der mit zwei
Oscars ausgezeichnet wurde, insgesamt durch die vielen Re-Releases 164
Millionen Dollar einspielte und vom AFI nach "Schneewittchen und die 7
Zwerge" auf Platz 2 der besten Zeichentrickfilme gewählt wurde. Selbst
in Spielbergs am meisten unterschätzten Film "A.I. - Künstliche
Intelligenz" wird die Geschichte von Collodi lebendig, allerdings durch
einen Androiden-Jungen.
Matteo Garrone gehört für mich zu den wichtigsten italienischen
Regisseuren der Gegenwart. 2008 triumphierte der Filmemacher mit seinem
Film "Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra, der den Großen Preis
der Jury in Cannes erhielt und in fünf Kategorien (Bester Film, Beste
Regie, Bester Hauptdarsteller, Beste Kamera, Bestes Drehbuch) mit dem
europäischen Filmpreis ausgezeichnet wurde.
Sein 2015 realisierter Film "Das Märchen der Märchen" bekam leider
unterschiedliche Kritiken und erwies sich an den Kinokassen als nicht
besonders erfolgreich. Schade, denn sein Märchenfilm zählt zu den besten
Filmen des gesamten Jahrzehnts. Mit "Dogman" bewies er auch Qualitäten
im Neo Noir Genre. Mit der Realverfilmung von "Pinocchio" kehrte er zum
Märchengenre zurück und seine Version sieht einfach umwerfend gut aus.
Natürlich kennt man die Geschichte...von Meister Kirsche (Paolo
Graziosi), einem Tischler und seinem Holzscheit, der sich von alleine
bewegt. Da ihm dieses Phänomen so ungeheuerlich erscheint, wird der
dieses große Stück Holz nicht bearbeiten. Er schenkt es aber seinem
Freund, dem Holzschnitzer Geppetto (Roberto Benigni), der sogleich mit
dem Schnitzen beginnt. Denn er hat vor die schönste Holzpuppe zu
schnitzen, die es gibt. Zu Geppettos Erstaunen erwacht die Puppe
(Federico Ielapi) zum Leben und fortan verkündet der Schnitzer, dass er
nun einen Sohn hat. Ein liebes Kind, doch die Erziehung fehlt dem Kind
aus Holz und so will sein Papa, dass der Junge zur Schule geht. Der
reißt jedoch aus und muss einige Abenteuer bestehen. So begegnet er auf
seiner gefährlichen Erkundung des Lebens unter Menschen mit Katze (Rocco
Papaleo) und Fuchs (Massimo Ceccerine) zwei Üble Gesellen kennen, die
ihm nach seinem Geld und seinem Leben trachten. Er bekommt jedoch auch
mal gute Ratschläge von einer Grille (Davide Marotta) und lernt eine
gütige Fee (zuerst Alida Calabri Baldaria, später Marina Vacth) und
deren Haushälterin, eine Schneckenfrau (Maria Pia Timo) kennen, ist
zeitweise Mitglied der Holzpuppen vom Wanderzirkus Mangiavuoco (Gigi
Proietti) und er muss noch weitere Abenteuer bestehen, bis er wieder mit
seinem Schöpfer vereint ist...
Der große Wunsch von Pinocchio ist es natürlich ein lebendiger Junge zu sein. Ein schönes Thema, dass der Autor Collodi hier erfand. Garrone hat diesen Stoff sehr edel verfilmt. Angefangen mit der perfekten Auswahl des Pinocchio Darstellers Federico Ielapi, der den Film fast schon von alleine tragen kann. Das Szenenbild und die Kostüme sind einfach hervorragend gemacht und auch die Kameraarbeit von Nicolai Brüel ist großartig. Nicht zu vergessen die wunderbare Filmmusik von Dario Marianelli. Der Film spielte weltweit 19 Millionen Dollar ein und erhielt in den Kategorien "Beste Kostüme" und "Bestes Makeup" mehr als verdiente Oscarnominierungen. Garrones Kinderfilm ist so bezaubernd, daher auch für Erwachsene empfehlenswert, die gerne mal in eine schöne Märchenwelt eintauchen möchten.
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