Sonntag, 28. November 2021

Promising young woman


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Emerald Fenning

Cassies Rache...

Noch nie war Rache so süß...so ähnlich wird für Emerald Fennings Thriller "Promising young Woman" geworben. Dieser Film macht auch irgendwie betroffen und fast ein bisschen traurig, also Grund zum Jubeln hat die Rächerin mit ihrer Aktion nicht. Aber man kann sagen, dass sie ihren Plan konsequent durchzieht, ohne Rücksicht auf Verluste. Diese vielversprechende junge Frau heißt Cassandra Thomas, von allen "Cassie" genannt und wird gespielt von Carey Mulligan. Die 1985 in London geborene Schauspielerin bekam dafür ihre zweite Oscarnominierung nach "En Education". Ausserdem erhielt "Promising young woman" weitere Nominierungen: Bester Film, beste Regie Emerald Fenning, bester Schnitt und bestes Drehbuch, das ebenfalls von Emerald Fenning geschrieben wurde. Letztere Kategorie führte auch zum Academy Award Sieg. Der Film spielte bei einem Budget von 5 Millionen Dollar mehr als das Dreifache ein.
Cassie Thomas (Carey Mulligan) ist eine 30jährige Abbrecherin der Forrest Medical School, die immer noch bei ihren Eltern Stanley (Clancy Brown) und Susan (Jennifer Coolidge) lebt. Cassie arbeitet in einem Cafe, obwohl sie beruflich damit sicherlich unterfordert ist. Sie war damals eine der Beste beim Medizinstudium, doch die Vergewaltigung ihrer Mitschülerin Nina Fisher hat die anspruchsvollen beruflichen Pläne völlig durchkreuzt. Klassenkamerad Al Monroe (Chris Lowell) war der Täter, der die sturzbetrunkene Kommilitonin Nina Fisher während einer Party vergewaltigt hatte. Bei diesem Vorfall gabs auch viele Zeugen, die einfach nur zuschauten. Doch es kam nie zu einer Strafverfolgung, denn alle Zeugen gaben an, dass einfach eine wilde Party aus dem Ruder lief, weil alle sehr alkoholisiert waren und das Opfer nicht den Anschein machte, dass ihr Gewalt angetan werden würde. Auch Dekanin Elizabeth Walker (Connie Britton) legt die Anschuldigung irgendwann ad acta, da alles sehr widersprüchlich war, nicht bewiesen werden konnte und sie einem jungen Mann nicht wegen einer falschen Anschuldigung die Zukunft verbauen wollte. Cassie verbringt ihre Nächte jetzt damit, in Clubs und Bars Trunkenheit vorzutäuschen und sich als Köder für Männer auszugeben, die ihr angeblich helfen wollen. Am Ende steht dann meistens der gierige Wunsch nach Sex, weil die Männer die Notlage der Frau ausnützen. Eines Tages kommt der junge Arzt Ryan Cooper (Bo Burnham) ins Cafe und ist überrascht dort seine ehemalige Kommilitonin dort als Hilfskraft anzutreffen. Die beiden kommen sich wieder näher und der Fall von damals wird auch wieder zunehmend präsenter...




In weiteren wichtigen Rollen sind Laverne Cox als Gail, Max Greenfield als Joe, Alfred Molina als Rechtsanwalt Jordan Greene und Alison Bree als Madison zu sehen. Das Filmdrehbuch ist überraschend sehr wendungsreich und originell geschrieben. In den Kritiken wurde "Promising young woman" sehr oft als "MeToo" Thriller beschrieben. Beim näheren Hinsehen bietet der Film aber sehr viel mehr: Das Psychogramm einer sehr fragilen Persönlichkeit, die immer weniger greifbar wird, weil sie sich völlig dem Rachegedanken verschrieben hat. Carey Mulligan spielt diese Cassie nie als Sympathieträgerin, sondern als wütende und zerrissene Person, die ein Nahziel hat, aber keine Zukunft. Natürlich wird man an "Angeklagt" mit Jodie Foster und Kelly McGillis erinnert. Auch dort geht es um die Vergewaltigung einer Frau unter Zeugen, mit ähnlichen Sichtweisen. "Promising young woman" geht aber ein bisschen weiter, da auch das Thema Verdrängung ganz stark im Mittelpunkt steht. Emerald Fenning hat ihren Film so radikal entworfen wie ihre Filmheldin ihre Rachemission.





Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen