Regie: Peter Yates
Hexenjagd und Nazis in New York...
Gleich nach Rick Rosenthals Drama "Distant Thunder" war Peter Yates
Film Noir "Das Haus in der Carroll Street" an der Kasse der Filmflop
des Jahres. Schade eigentlich, denn so schlecht gelungen ist der
nostalgische Krimi wirklich nicht. Vielleicht liegt es an der gewissen
Behäbigkeit und der langsamen Gangart, die den Film von Anfang bis Ende
begleitet. Der Film ist zwaraltmodisch, was aber auch einige Vorzüge
offenbart. Der deutsche Kameraprofi Michael Ballhaus war für die Bilder
verantwortlich, die den Zuschauer in die frühen 50er Jahre führt. Die
Hexenjagd von Joseph McCarthy war in vollem Gange, Antikommunismus und
krude Verschwörungstheorien hatten Hochkonjunktur.
Emily Crane (Kelly McGillis) ist Bildredakteurin beim renommierten
Life Magazine, aber sie steht derzeit unter starkem öffentlichen Druck.
Die junge Frau hat sich geweigert beim Ausschuss für unamerikanische
Umtriebe des Repräsentantenhauses auszusagen und Namen zu nennen. Von
ihrem Chef wird sie daher entlassen. Sie findet immerhin einen Job bei
der alten egozentrischen Miss Venable (Jessica Tandy), die sich für 50
Dollar pro Woche Bücher vorlesen lässt. Eines Tages belauscht sie in
deren Nachbarschaft einen Streit. Einer dieser Streiter ist Ray Slawen
(Mandy Patinkin) - also der Mann, der als Hauptstaatsanwalt in ihrem
Ausschuß saß. Der andere ältere Mann spricht nur deutsch. Der dritte in
dieser lauten Unterhaltung ist der junge Stefan (Chrstopher Buchholz),
den Emily vor kurzem zufällig auf der Straße traf und mit ihm eine kurze
Unterhaltung führte. Stefan wirkt belastet, er ist in diesem Gespräch
der Dolmetscher zwischen Ray Slawen und dem deutschen Mann.
Da Emily neugierig wird, sucht sie weiterhin Kontakt zu Stefan und
versucht ihm einige Informationen über diesen Streit zu bekommen. Sie
bemerkt, dass er voller Angst ist und daher auch nichts sagen möchte.
Emily selbst wird seit einiger Zeit von zwei FBI Agenten (Jeff Daniels,
Ken Welsh) observiert. Bei einem weiteren Treffen mit Stefan in einem
Buchladen werden die beiden plötzlich verfolgt. Wenig später ist Stefan
tot. Emily schwebt bereits in großer Gefahr, aber immerhin kann sie den
FBI Agenten Cochran (Daniels) für sich gewinnen, da dieser sich in sie
verliebt hat...
Die Liebesgeschichte zwischen der Hauptfigur und dem FBI Mann hemmt
den Fluß der Geschichte auch ein bisschen. Ansonsten gibt es weder am
edlen und subtilen Inszenierungsstil noch an den Darstellerleistungen
etwas auszusetzen. Mandy Patinkin ist ein gut aufspielender Bösewicht,
ein echter Halunke in der Gestalt des Staatsdieners. Sein Ende im Grand
Central Terminal ist sicherlich schon eine Szene mit echtem
Klassikerpotential. Eine Sequenz, die die alten Noirs eindrucksvoll
wieder aufleben lässt und bei der dem Zuschauer auch die Hitchcockschen
Meisterwerke wieder in den Sinn kommen. Während Yates Vorgängerfilm
"Suspect" mit Cher und Dennis Quaid (und ebenfalls mit Hitchcock und
Noir Anteilen) sowohl im Kino als auch bei der Kritik gut ankam, erwies
sich wie erwähnt "Das Haus in der Carroll Street" als kapitaler Flop. Es
mag vielleicht daran liegen, dass der Amerikaner die Aufarbeitung
dunkler Kapitel in ihrer Geschichte (sei es Sklavenhandel, Völkermord an
den Indianern oder auch Kommunistenjagd) nicht gerne durch den Film
aufarbeiten möchten.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen