Regie: Woody Allen
Was zwischen und während drei Thanksgiving Familienfesten alles passiert...
Die 1986 gedrehte Tragikomödie "Hannah und ihre Schwestern"
ist sicherlich einer der besten Filme von Woody Allen. Einmal mehr ist
der Film eine Liebeserklärung an Allens Heimatort New York und die
Handlung der Geschichte umfasst ca. 2 Jahre. Sie beginnt mit dem
Familientreffen zu Thanksgiving und endet auch damit.
In "Hannah und ihre Schwestern" verbindet der Regisseur die
Handlungsstränge miteinander, die in verschiedenen Kapiteln
aufgegliedert sind. Sie stehen miteinander in Beziehung und zeigen die
Mitglieder einer Familie. Im Mittelpunkt der Handlung stehen, ähnlich
wie in seiner Bergman Hommage "Innenleben" drei Schwestern, deren Eltern
und die Lebenspartner. Dennoch ist "Hannah und ihre Schwestern"
wesentlich zugänglicher und für einen Woody Allen Film sogar schon
kommerziell geraten. Die Verflechtung von Drama und Komödie gelingt dem
Filmemacher aber perfekt.
Wenn man die Inflationsbereinigung berücksichtigt, gelang ihm einer
seiner größten Erfolge. Mit 40 Millionen Dollar Einspielergebnis liegt
er nur knapp hinter "Annie Hall" (1977) und "Manhattan" (1979) zurück.
Erst 2011 gelang ihm mit "Midnight in Paris" ein ähnliches gutes
Umsatzergebnis.
Hannah (Mia Farrow) ist irgendwie Dreh- und Angelpunkt der Familie,
ihre Eltern sind Künstler. Sie hat eine gescheiterte Ehe mit dem
Comedyschreiber Mickey (Woody Allen) hinter sich. Die beiden kleinen
Söhne der beiden kamen durch eine Samenspende eines Bekannten zustande,
da Mickey scheinbar unfruchtbar ist. Inzwischen ist die starke Hannah
mit dem Immobilienmakler Elliot (Michael Caine) verheiratet, die beiden
sind an diesem ersten Thanksgiving Fest, bei dem sich die ganze Familie
trifft, schon 3 Jahre zusammen. Doch Elliot ist heimlich in seine
Schwägerin Lee (Barbara Hershey) verknallt. Lee ist die jüngste der drei
Schwestern und hatte vor ihrer Beziehung zu dem egozentrischen Künstler
Frederic (Max von Sydow) ein chaotisches Leben geführt, vor allem hat
sie viel zu viel getrunken. Nun scheint sie durch ihren wesentlich
älteren Partner, der gleichzeitig auch als Mentor fungiert, wieder ein
geerdetes Leben. Holly ist wie Hannah Schauspielerin. Doch während
Hannah in ihrem Beruf Erfolge feiert, verläuft das Leben von Holly sehr
chaotisch, sie war noch vor kurzem stark kokainabhängig. Holly braucht
öfters Geld, dass sie von Hannah ausleiht und hat jede Menge Ideen sich
beruflich zu verwirklichen, doch die anfänglich begeisterten Ambitionen
sind nie von langer Dauer.
Nach dem ersten Thanksgiving Fest gründet Holly mit ihrer besten
Freundin April (Carrie Fisher) ein Catering Unternehmen, dass zunächst
recht erfolgreich beginnt. Doch als beide Frauen den Architekten David
(Sam Waterston) kennenlernen, werden sie unfreiwillig zu
Konkurrentinnen, weil beide an dem Mann interessiert sind. Holly gibt
das Geschäft auf und versucht sich als Schriftstellerin. Inzwischen hat
Elliot seiner Schwägerin gestanden, dass er sie liebt und tatsächlich
ist Lee bereit sich auf eine heimliche Affäre mit ihm einzulassen. Durch
die Eifersucht von Frederic muss sie auch diese langjährige Beziehung
beenden. Hannah ahnt natürlich nicht, dass ihr Mann mit ihrer Schwester
fremd geht, aber sie merkt, dass er sich anders und distanzierter
verhält. Ihr Exmann Mickey ist in einer echten Krise. Der Hypochonder
meint, dass er schwer erkrankt ist und einen Tumor im Gehirn hat. Dies
führt dazu, dass er sich eine Auszeit nimmt und sich auf die Suche nach
dem Sinn des Lebens begibt...
"Hannah und ihre Schwestern" ist ein sehr schöner Film, der viel
Herzenswärme ausstrahlt und dies auch zu jeder Zeit vermittelt. In den
tragischen Lebensentwürfen hat Woody Allen auch nie die humorige Seite
außer Acht gelassen. Dies gibt dem Film eine sehr schöne Leichtigkeit,
die aber nie den melancholischen Tenor gefährdet. Als Eltern der
Schwestern sind die Altstars Lloyd Nolan und Maureen O´Sullivan zu
sehen, die diese wichtigen Nebenrollen mit Bravour meistern. Neben Diane
Wiest, die für die Darstellung der labilen und unsicheren Holly, den
Oscar als beste Nebendarstellerin bekam, begeistern auch Michael Caine
(auch er bekam den Oscar als bester Nebendarsteller) und Barbara Hershey
als Paar einer verbotenen Liebe. "Hannah und ihre Schwestern" erhielt
neben den beiden erwähnten Oscars auch den Oscar für das beste
Originaldrehbuch - Woody Allen hat dies selbst verfasst und wurde durch
den Roman "Anna Karenina" von von Tolstoi inspiriert. Bleibt noch die
großartige Musik des Films zu erwähnen - Klassik von Bach und Puccini,
klasse Jazzmusik von Harry James, Count Basie, Richard Rogers, Benny
Carter oder Ted Shapiro.
Bewertung. 9,5 von 10 Punkten.
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