Regie: Paul Thomas Anderson
Jugendlicher in den 70s...
1996 erschien mit dem Neo Noir und Spielerdrama "Last Exit Reno"
der erste Film von Paul Thomas Anderson. Die Kritiker waren voll des
Lobes und der Nachfolgefilm "Boogie Nights" erfüllte nicht nur die
hohen Erwartungen sonder übertraf sie bei weitem. Der Film um den
Pornostar Dirk Diggler (Marc Wahlberg spielt ihn) gehört sicherlich zu
den besten Kinofilmen der 90er Dekade. Es folgten mit "Magnolia", "Punk
Drunk Love", "The Master", "Inherent Vice" und "Der seidene Faden"
weitere klasse Filme. Sein bester Film dürfte wahrscheinlich der 2007
realisierte "There will be blood" sein, dafür gab es 2 Oscar und viele
weitere Preise.
Der 2021 gedrehte "Licorice Pizza" kann man ein bisschen mit
"Boogie Nights" vergleichen, weil beide Filme neben der Hauptgeschichte
auch viele 70s Vibes verbreiten. In beiden Fällen eine Liebeserklärung
an dieses Jahrzehnt. Wobei "Boogie Nights" sehr düster und tragisch
erscheint - die Menschen in der Pornofilmbranche stehen im Focus der
Erzählung. "Licorize Pizza" ist da viel positiver, es geht darin um eine
sehr ungewöhnliche Schwärmerei. Ein 15 jähriger Junge verguckt sich in
eine junge Frau, die 10 Jahre älter ist als er. Dabei beweist der
Regisseur, dass er auch eines der schwierigsten Genres des Films gut
beherrscht - "Licorize Pizza" ist eine Tragikomödie und der Filmtitel
heißt übersetzt soviel wie "Lakrizenpizza", es ist aber die gute alte
Vinyl Schallplatte damit gemeint. In den 70ern kaum wegzudenken.
Schade, dass "Licorice Pizza" kein Kassenschlager wurde. Er spielte
weltweit zwar 33 Millionen Dollar ein, was jedoch das hohe Budget nicht
mal decken konnte. Trotzdem lobten die Kritiker und schließlich gabs
auch gerechte drei Nominierungen bei der Oscar-Vergabe: Bester Film,
beste Regie und bestes Originaldrehbuch. Die beiden Hauptdarsteller
Alana Haim und Cooper Hoffman (Sohn von Philip Seymour Hofman) wurden
von der Academy leider übergangen. Schade, denn beide Akteure tragen den
Film mühelos.
Im San Fernando Valley des Jahres 1973 lernt der 15jährige Schüler
und Schauspieler Gary Valentine (Cooper Hoffman)die 25jährige
Fotoassistentin Alana Kane (Alana Haim) kennen. Durch seine Erfahrungen
bei Film und Fernsehen ist das Verhalten des Junges schon etwas reifer
und er hat null Probleme die attraktive Frau anzubaggern. Die weist
natürlich die frechen aber charmanten Annäherungsversuche zurück.
Allerdings mag sie den Teeniestar, der immer wieder mit neuen Ideen Geld
verdienen will. Als Garys Mutter Anita (Mary Elizabeth Ellis) ihn nicht
auf einer Pressetour in New York City begleiten kann, er aber dennoch
eine volljährige Aufsichtsperson braucht, kommt er auf die Idee Alana zu
fragen. Die sagt zu, beginnt aber mit Garys Costar lance (Skyler
Gisondo) zu flirten und auszugehen. In Gary wächst die Eifersucht, er
beginnt mit dem Kauf von Wasserbetten. Später macht auch Alana mit. Sie
müssen aber einige Abenteuer bestehen, unter anderem mit Barbra
Streisands Ehemann, dem Starfriseur Jon Peters (Bradley Cooper) und der
50s Hollywoodlegende William Holden (Sean Penn). Gary beginnt Alana mit
seiner Klassenkameradin Sue eifersüchtig zu machen. Und tatsächlich
reagiert Alana nicht so als sei ihr das alles völlig egal...
Der Film steigert sich von Szene zu Szene und am Ende steht auch
der Sieg der Gefühle, die das ungewöhnliche Paar zusammenbringen. Paul
Thomas Anderson hat seine bittersüße und wunderschöne Romanze mit vielen
skurrilen Szenen bereichert und mit einem Topsoundtrack unterlegt: Zu
hören sind songs von Nina Simone, chris Norman and Suzie Quatro, Sonny
and Cher, The Doors, David Bowie, Chuck Berry und Steve Miller Band,
Paul McCartney, Jeff Beck, Congregations und Taj Mahal. Für mich einer
der besten Filme in diesem Jahr.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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