Regie: Kenneth Branagh
Kindheit in Nordirland...
Sir Kenneth Branagh arbeitet als Regisseur, als Drehbuchautor, als
Produzent und als Schauspieler. Bekannt wurde er wegen seiner
Shakespeare Verfilmungen "Henry V", "Viel Lärm um nichts" und "Hamlet".
Insgesamt wurde Branagh achtmal für einen Oscar nominiert - zweimal als
Bester Regisseur und je einmal als bester Hauptdarsteller,
Nebendarsteller, Produzent, für das beste Originaldrehbuch, das beste
adaptierte Drehbuch unf für den besten Kurzfilm. 2022 durfte er die
Trophäe für das beste Originaldrehbuch seines Films "Belfast"
entgegennehmen. Der vornehmlich in Schwarzweiß gedrehte Coming of Age
Film ist auch tatsächlich sein Meisterwerk. Kameramann Haris
Zambarloukos vermittelt dem Zuschauer auch eine echte Zeitreise in das
Jahr 1969. Ort des Geschehens: Die von Unruhen beherrschte nordirische
Stadt Belfast, wo plötzlich Katholiken und Protestanten zu erbitterten
Feinden werden.
Die Geschichte hat vermutlich autobiographische Züge, denn der Held
der Geschichte ist ein Junge, der fürs Kino schwärmt und dort Filme wie
"Tschitti Tschitti Bäng Bäng Bäng" oder "Eine Million Jahre vor unserer
Zeit" mit Raquel Welch ansieht. Erzählt vom Leben einer
protestantischen Arbeiterfamilie aus Ulster aus der Sicht dieses
neunjährigen Sohnes Buddy (Jude Hill). Buddy Vater "Pa" (Jamie Dornan)
arbeitet in London, während die Familie - Mama (Caitriona Balfe), der
ältere Bruder Will (Lewis MacAskie) und die Großeltern väterlicherseits,
Granny (Judi Dench) und Pop (Cirian Hinds) in Belfast lebt.
Im August 1969 beginnen die Unruhen eine beängstigende Form
anzunehmen. Eine Gruppe von protestantischen Loyalisten greift die
Häuser und Geschäfte der Katholiken in Buddys Straße an. Keine Rücksicht
auf Verluste. Die Bewohner der Straße erreichten nach diesem Schock
eine Barrikade, um weitere Konflikte zu verhndern. Pa denkt über einen
Ortswechsel nach. Weg vom geliebten Belfast - vielleicht sogar für immer
in einer neuen Heimat in Australien oder Kanada. Da sein Arbeitgeber
große Stücke auf ihn hält, ist auch ein Umzug ins englische London
möglich. Ma findet die Idee nicht gut. Hier in der gewohnten Umgebung,
wo jeder jeden kennt und wo auch der Zusammenhalt der Menschen sehr groß
ist will sie bleiben. Nicht in das anonyme London, wo sie
möglicherweise wegen der nordirischen Herkunft ebenso angefeindet werden
könnten und wo die beiden Jungs sich überhaupt nicht wohlfühlen würden.
Tatsächlich sind die Kinder wenig begeistert von Pas Idee. Buddy liebt
seine Großeltern und vom Großvater bekommt er immer wieder gute Tipps,
wie er sich in der Schule verbesern kann. Buddy will mal ein berühmter
Fußballspieler werden und auf alle Fälle seinen Schwarm Catherine (Olive
Tennant) heiraten. Das Mädchen katholische Mädchen ist die beste der
Klasse und darf auf dem vordersten Platz sitzen. Billy strengt sie
derart an, dass er bald in der zeiten Reihe (Rang 3 im Leistungsniveau)
sitzen darf. Sein Ziel ist Platz 2 - also neben seiner Angebeteten.
Ärger auf der Straße gibt es immer wieder wegen Pas ehemaligen
Klassenkameraden. Dieser Billy Clanton (Colin Morgan) ist ein
aggressiver Hetzer, der verlangt, dass sich alle Protestanten an der
"Sache" beteiligen. Und der Pfarrer wettert gegen die gottlosen
Protestanten. Die Feindbilder in den Köpfen der Menschen verstärken
sich..
In dieser konfliktreichen Zeit beobachtet Branagh den Jungen Buddy,
der sofort zur Sympathiefigur des Films wird. Großes Kompliment an Jude
Hill, der mit seiner Rolle sehr imponiert. Die Machart des Films wirkt
herrlich nostalgisch und die Erinnerung an das british New Cinema der
60er Jahre wird geweckt. Keine Frage, hier ist dem Regisseur ein ganz
großer Wurf gelungen. Der Film hat eine wunderschöne melancholische und
poetische Stimmung. Trotz der teilweise aggressiven zeit, in der er
spielt. Van Morrisson singt den Titelsong, der perfekt zum Film passt.
Als Lohn gab es 7 Oscarnominierungen. Die beiden Altstars Judi Dench und
Cirian Hinds wurden nominiert und es ist eine große Freude den beiden
zuzusehen, wie stark sie ihre Rollen als Großeltern gestalten. Der Film
kostete ca. 20 Millionen Dollar, spielte aber fast 50 Millionen Dollar
ein, für die Macher sicherlich auch ein kommerzieller Erfolg.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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