Regie: Sidney Lumet
Teuflischer Mandant...
Sidney Lumet hatte ein Faible für Gerichtsfilme. Im Verlauf seiner
langen Karriere im Filmgeschäft (in den 30er Jahren zunächst als
Schauspieler, der in den 50er Jahren ins Regiefach wechselte) wurde er
insgesamt viermal für den Oscar nominiert sowie ein weiteres Mal in der
Drehbuch-Kategorie, aber erst im Jahr 2005 bekam er den Ehrenoscar
zugesprochen. Er galt während seiner aktiven Zeit als der "Meister des
Justizfilms" und 1957 drehte er mit "Die 12 Geschworenen" einen der
besten Filme dieses Genres. Auch "The Verdict" aus dem Jahr wurde sowohl
von der Filmkritik als auch vom Publikum sehr gut aufgenommen. "Find me
guilty" aus dem Jahr 2006 und "Guilty as sin", der im Jahr 1993
realisiert wurde, gehören aber insgesamt zu den weniger bekannten und
beachteten Werke des Regisseurs.
"Guilty as sin" bekam in Deutschland den Verleihtitel "Jenseits der
Unschuld" und schlug sich an der Kinokasse recht gut. Er spielte
insgesamt 41 Millionen Dollar ein, somit ein sehr respektables Ergebnis.
Der Film erinnert stark an Richard Marquarts Gerichtsthriller "Das
Messer", denn die Konstellationen sind beinahe identisch. Glen Close als
Anwältin vertritt dort den Angeklagten Jeff Bridges, dem vorgeworfen
wird seine Frau ermordet zu haben. Sie verliebt sich in den charmanten
Klienten und versucht gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Robert Loggia die
Unschuld des Mannes zu beweisen.
Hier in "Jenseits der Unschuld" ist Rebecca deMornay zu sehen, die
ihre erfolgrecihste Zeit in ihrer Karriere in den frühen 90ern hatte.
Sie vertritt Don Johnson, der seine Frau ermordet haben soll. Der
charmante Angeklagte wickelt die junge Frau um den Finger, so dass sie
seinen Fall übernimmt. Sie merkt aber bald, dass ihr Mandant eine sehr
dunkle Seite hat. Gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter Jack Warden versucht
sie den Fall zu lösen...ohne Rücksicht auf ihren Mandanten, obwohl sie
bei einem Geständnis eine Schweigeplicht hat.
Die Geschichte spielt in Chicago. Jennifer Haines (Rebecca
deMornay) ist es aufgefallen, dass ein attraktiver Mann (Don Johnson)
immer im Publikum sitzt. Sie gewinnt einen großen Fall, indem sie einen
Mafiaboss vor dem Knast bewahrt. Sie wird gefeiert und tatsächlich tritt
dieser Mann im Gerichtssaal in ihr Leben. Es ist David Greenhill (Don
Johnson), der im Verdacht steht seine Frau vom Balkon eines Hochhauses
geworfen zu haben. Der Mann ist zwar ein berüchtigter Schürzenjäger, der
an jedem Finger 10 Freundinnen hat, aber er beteuert seine Unschuld.
Und Jennifer glaubt ihm gefühlsmäßig. Sieübernimmt nach einem gewissen
Zögern den Fall, merkt aber bald, dass sie sich mit dem Teufel
höchstpersönlich eingelassen hat....
Als Freund der hübschen Anwältin ist Stephen Lang zu sehen und als
Moe, Schnüffler der Anwältin gibt es ein Wiedersehen mit Jack Warden. Es
fehlt vielleicht für einen Lumet Film diese gewisse provokative Note
mit einem Widerhaken. "Jenseits der Unschuld" wirkt eher etwas
konventionell, aber im Laufe des Films wird die Spannungschraube dann
doch hochgesetzt und ab dem Zeitpunkt, wo das wahre Ausmaß des perfiden
Plans sichtbar wird, gelingt es Lumet doch auf der psychologischen
Konstellation zwischen Anwältin und Mandant zu fesseln.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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