Regie: Robert Redford
Posttraumatische Belastungsstörungen...
Mit internationalen Kinoerfolgen wie "Zwei Banditen", "Der Clou",
"Jeremiah Johnson", "So wie wir waren", "Der große Gatsby", "Die drei
Tage des Condor" oder "Die Unbestechlichen" wurde der Schauspieler
Robert Redford in den 70er Jahren zum Weltstar.
1980 versuchte er sich auch erstmalig als Regisseur eines Filmes.
"Ordinary People" hieß der kleine Film und es wurde ein triumphales
Filmdebüt. Auch das Box Office Ergebnis mit 90 Millionen Dollar Umsatz
war äusserst erfreulich.
Das Drehbuch von Alvin Sargent basiert auf dem gleichnamigen Roman
von Judith Guest, das 4 Jahre vor dem Dreh erschien. Es zeigt
eindringlich den Zerfall einer Familie aus der oberen Mittelschicht in
Lake Forest, Illinois nach dem Unfalltod eines der beiden Söhne und dem
darauf folgenden Selbstmordversuch des anderen.
Dabei überraschte die Subtilität des Regisseurs, der es vermeidet
in irgendwelche Klischeefallen zu treten. Daher gibt es auch keine
plakativen und billigen Angriffe auf den Lebensstil oder den Wohlstand
dieser Familie und deren Umfeld. Die Probleme dieser Menschen werden
nicht durch das Milieu verursacht, in dem sie leben, sondern diese
Konflikte sind universell und wachsen aus diesen Menschen selbst heraus.
Die Jarretts sind eine Familie aus einem Vorort von Chicago, die
nach dem Unfalltod ihres älteren Sohnes Buck (Scott Doebler) und dem
Selbstmordversuch ihres jüngeren, überlebenden Sohnes Conrad (Timothy
Hutton) versucht, zu einem normalen Leben zurückzukehren. Eine ganz
normale Familie - so heißt auch der deutsche Filmtitel. Aber zuerst
einmal muss ein solcher Schicksalsschlag verarbeitet werden. Und jeder
in dieser Familie versucht es auf seine Weise. Conrads Vater Calvin
(Donald Sutherland) versucht Conrad zu helfen. Denn dieser hat den Tod
des Bruders scheinbar am schlechtesten verarbeitet. Nach einem
Selbstmordversuch (er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten) ist er nun
nach einem viermonatischen Aufenthalt in einer Psychiatrie nach Hause
zurückgekehrt. Er gibt zwar vor, dass es ihm gut geht - aber innerlich
hat er sich von seiner Familie, vor allem von seiner Mutter (Mary Tyler
Moore) entfremdet und beginnt Dr. Berger (Judd Hirsch) zu besuchen, ein
Psychiater, der ihm empfohlen wurde. Dort öffnet sich Conrad langsam und
auch der Zuschauer erfärht von den Segelunfall, der dem Bruder das
Leben kostete und durch den Conrad mit Schuldgefühlen beladen ist. Buck war
der Lieblingssohn der Mutter und wurde von allen geliebt. Er war auch
der beste Schwimmer der Schule. Mutter Beth verleugnet ihren Verlust und
hofft immer ihre Fassung zu bewahren, was sie für Conrad unnahbar
macht. Zumindest Conrad empfindet seine Mutter als sehr kalt und er fühlt
sich ungeliebt. Bei dem Psychiater kann er sich zumindest öffnen und
auch sein Vater versucht eine Stütze für den problematischen Sohn zu
sein. Die Mitschülerin Jeannine (Elizabeth McGovern) bekundet Interesse an
Conrad. Doch der stürzt wieder in eine Krise als sich Karen (Dinah
Manoff), ein Mädchen, dass er in der Klinik kennenlernte, suizidiert
hat. Irgendwann zerbricht auch beim Vater und Mutter das scheinbar perfekte Familienidyll...
Leider wurde Donald Sutherland bei den Oscar Nominierung
übergangen. Er spielt genauso hervorragend wie die anderen Akteure Judd
Hirsch, Mary Tyler Moore und Youngster Timothy Hutton. Insgesamt gab es 6
Oscarnominierungen - daraus gingen vier Siege hervor (bester Film,
Regie Robert Redford, Drehbuchautor Alvin Sargent und Nebendarsteller
Timothy Hutton) - Judd Hirsch und Mary Tyler Moore bekamen immerhin
Nominierungen.
Besonders Mary Tyler Moore hätte den Sieg als beste Schauspielerin
des Jahres verdient, trotz der starken Vorstellung von Sissy Spacek für
"Nashville Lady". Mary Tyler Moore ist mit dieser Rollenauswahl das
Risiko eingegangen eine wenig sympathische und kalte Narzistin
darzustellen. Ihre Wechselbad der Gefühle wie Verleugnung,
Schuldzuweisung, Ablehnung und Wut ist extrem gut und authentisch
dargestellt.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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