Freitag, 23. Dezember 2022

Eine ganz normale Familie


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Robert Redford

Posttraumatische Belastungsstörungen...

Mit internationalen Kinoerfolgen wie "Zwei Banditen", "Der Clou", "Jeremiah Johnson", "So wie wir waren", "Der große Gatsby",  "Die drei Tage des Condor" oder "Die Unbestechlichen" wurde der Schauspieler Robert Redford in den 70er Jahren zum Weltstar.
1980 versuchte er sich auch erstmalig als Regisseur eines Filmes. "Ordinary People" hieß der kleine Film und es wurde ein triumphales Filmdebüt. Auch das Box Office Ergebnis mit 90 Millionen Dollar Umsatz war äusserst erfreulich.
Das Drehbuch von Alvin Sargent basiert auf dem gleichnamigen Roman von Judith Guest, das 4 Jahre vor dem Dreh erschien. Es zeigt eindringlich den Zerfall einer Familie aus der oberen Mittelschicht in Lake Forest, Illinois nach dem Unfalltod eines der beiden Söhne und dem darauf folgenden Selbstmordversuch des anderen.
Dabei überraschte die Subtilität des Regisseurs, der es vermeidet in irgendwelche Klischeefallen zu treten. Daher gibt es auch keine plakativen und billigen Angriffe auf den Lebensstil oder den Wohlstand dieser Familie und deren Umfeld. Die Probleme dieser Menschen werden nicht durch das Milieu verursacht, in dem sie leben, sondern diese Konflikte sind universell und wachsen aus diesen Menschen selbst heraus.
Die Jarretts sind eine Familie aus einem Vorort von Chicago, die nach dem Unfalltod ihres älteren Sohnes Buck (Scott Doebler) und dem Selbstmordversuch ihres jüngeren, überlebenden Sohnes Conrad  (Timothy Hutton) versucht, zu einem normalen Leben zurückzukehren. Eine ganz normale Familie - so heißt auch der deutsche Filmtitel. Aber zuerst einmal muss ein solcher Schicksalsschlag verarbeitet werden. Und jeder in dieser Familie versucht es auf seine Weise. Conrads Vater Calvin (Donald Sutherland) versucht Conrad zu helfen. Denn dieser hat den Tod des Bruders scheinbar am schlechtesten verarbeitet. Nach einem Selbstmordversuch (er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten) ist er nun nach einem viermonatischen Aufenthalt in einer Psychiatrie nach Hause zurückgekehrt. Er gibt zwar vor, dass es ihm gut geht - aber innerlich hat er sich von seiner Familie, vor allem von seiner Mutter (Mary Tyler Moore) entfremdet und beginnt Dr. Berger (Judd Hirsch) zu besuchen, ein Psychiater, der ihm empfohlen wurde. Dort öffnet sich Conrad langsam und auch der Zuschauer erfärht von den Segelunfall, der dem Bruder das Leben kostete und durch den Conrad mit Schuldgefühlen beladen ist. Buck war der Lieblingssohn der Mutter und wurde von allen geliebt. Er war auch der beste Schwimmer der Schule. Mutter Beth verleugnet ihren Verlust und hofft immer ihre Fassung zu bewahren, was sie für Conrad unnahbar macht. Zumindest Conrad empfindet seine Mutter als sehr kalt und er fühlt sich ungeliebt. Bei dem Psychiater kann er sich zumindest öffnen und auch sein Vater versucht eine Stütze für den problematischen Sohn zu sein. Die Mitschülerin Jeannine (Elizabeth McGovern) bekundet Interesse an Conrad. Doch der stürzt wieder in eine Krise als sich Karen (Dinah Manoff), ein Mädchen, dass er in der Klinik kennenlernte, suizidiert hat. Irgendwann zerbricht auch beim Vater und Mutter das scheinbar perfekte Familienidyll...





Leider wurde Donald Sutherland bei den Oscar Nominierung übergangen. Er spielt genauso hervorragend wie die anderen Akteure Judd Hirsch, Mary Tyler Moore und Youngster Timothy Hutton. Insgesamt gab es 6 Oscarnominierungen - daraus gingen vier Siege hervor (bester Film, Regie Robert Redford, Drehbuchautor Alvin Sargent und Nebendarsteller Timothy Hutton) - Judd Hirsch und Mary Tyler Moore bekamen immerhin Nominierungen.
Besonders Mary Tyler Moore hätte den Sieg als beste Schauspielerin des Jahres verdient, trotz der starken Vorstellung von Sissy Spacek für "Nashville Lady". Mary Tyler Moore ist mit dieser Rollenauswahl das Risiko eingegangen eine wenig sympathische und kalte Narzistin darzustellen. Ihre Wechselbad der Gefühle wie Verleugnung, Schuldzuweisung, Ablehnung und Wut ist extrem gut und authentisch dargestellt.






Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen