Regie: Paul Schrader
Im Zentrum der Sünde...
Paul Schrader schrieb zuerst Drehbücher. Sein Skript für "Taxi
Driver" brachte ihm eine Nominierung für den Golden Globe ein. Dieser
Erfolg machte es möglich, dass er als Regisseur seinen eigenen Film
realsiieren konnte. 1978 entstand sein Debüt "Blue Collar", der bis
heute zu den wichtigen Arbeiten des New Hollywood gezählt werden darf.
Auch der Nachfolgefilm "Hardcore - ein Vater sieht rot" ist von der
gleichen guten Qualität und begeistert als sehr ungewöhnlicher Neo Noir
Vertreter. Ungewöhnlich schon alleine deshalb, weil die Hauptfigur ein
sehr streng gläubiger Calvinist ist, der durch das Verschwinden seiner
einzigen Tochter zum Detektiv wider Willen werden muss und sich in die
Sexshops und Bordelle der Rotlichtviertel von Los Angeles und San
Francisco begeben muss.
Ähnlich wie in "Taxi Driver" erkundet der Protagonist eine
Subkultur, die den ganz normalen Bürgern verborgen bleibt. In Schraders
Filmen wird häufig ein Charakter porträtiert, der aufgrund der Umstände
einen selbstzerstörerischen Weg einschlagen muss und/oder sich selbst
schaden. Am Ende steht manchmal eine Art Erlösungserlebnis, dass aber
erst erreicht wird, wenn der "Held" der Geschichte sich selbst opfert
oder wenn er einen Gewaltakt auslöst, der alles zum Explodieren bringt.
Die Tatsache, dass Paul Schrader seinen Film inmitten der
Boulevards beider Städte und ihrer einschlägigen Etablissements drehte,
trägt natürlich viel zur Authentizität und zur Glaubwürdigkeit der
Handlungsentwicklung bei.
George C. Scott spielt den wohlhabenden Geschäftsmann Jake Van Dorn
aus Grand Rapids, Michigan. Van Dorn ist streng gläubig und hat auch
seine Tochter Kristen (Ilah Davis) in diesem Glauben erzogen, die bei
ihm lebt. Seine Frau hat ihn verlassen, er hat aber sehr innigen Kontakt
zu seiner Schwester Ruth (Jean Reed Bale) und zur Familie seines besten
Freundes Wesley DeJong (Paul Marin). Dessen Tochter Marsha (Karen
Kruer) wird nach den Weihnachtsfesttagen zusammen mit Kristen in den
Reisebus einsteigen, der die Jugendlichen der Gemeinde zu einer längeren
Kirchenfreizeit nach Bellflower im sonnigen Kalifornien brigen wird.
Doch bald nach Ankunft erhält Van Dorn einen unheilvollen Anruf - seine
Tochter ist verschwunden, sie wurde zuletzt mit einem jungen Mann
gesehen, den sie dort kennengelernt hat. Die Polizei geht anders als der
Vater davon aus, dass die junge Dame ausgerissen sein könnte. Sie
stellt aber 2 Beamte ab, die nach der Vermissten suchen. Van Dorn
engagiert darüberhinaus aber noch einen Privatdetektiven und dieser Andy
Mast (Peter Boyle) liefert tatsächlich die erste heiße Spur, die
allerdings wenig erfreulich für den Vater ist. Seine Tochter ist
Mitwirkende in einem billigen 8-mm-Sexfilm. Das Mädchen hat dort Sex mit
zwei jungen Männern. Nachdem Mast Van Dorn den Film gesehen hat,
vermutet er immer mehr, dass seine Tochter entführt wurde und sicherlich
auch gezwungen wurde. Aber stimmt seine Schlußfolgerung überhaupt.
Jedenfalls kennt Van Dorn nur noch ein Ziel: Seine Tochter aus den
Händen von üblen Sexgangstern zu befreien...
Dazu wagt er sich immer weiter in das brodelnde und gefährliche
Nachtleben und vor allem auch in die Welt der Sexshops, der
Etabissements und dorthin, wo Pornofilme gedreht werden. Als Helferin
die Prostituierte Niki, gespielt von Season Hubley, die ebenfalls eine
sehr starke Darstellerleistung zeigt. Der Film zeigt drastisch den
Gegensatz einer völlig enthemmten Gesellschaft, indem der Sex und dessen
kommerzielle Ausschlachtung den höchsten Stellenwert besitzt, zu einem
amerikanischen Bürgertum, dass stark geprägt vom Gottesglauben ist. Im
Grunde auch heute noch ein aktuelles Thema. George C. Scotts Performance
muss natürlich dementsprechend dramatisch angelegt sein. Die Kritikerin
Pauline Kael sah ihn sogar als einen calvinistischen John Wayne.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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