Montag, 19. Dezember 2022

Hardcore - Ein Vater sieht rot


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Regie: Paul Schrader

Im Zentrum der Sünde...

Paul Schrader schrieb zuerst Drehbücher. Sein Skript für "Taxi Driver" brachte ihm eine Nominierung für den Golden Globe ein. Dieser Erfolg machte es möglich, dass er als Regisseur seinen eigenen Film realsiieren konnte. 1978 entstand sein Debüt "Blue Collar", der bis heute zu den wichtigen Arbeiten des New Hollywood gezählt werden darf. Auch der Nachfolgefilm "Hardcore - ein Vater sieht rot" ist von der gleichen guten Qualität und begeistert als sehr ungewöhnlicher Neo Noir Vertreter. Ungewöhnlich schon alleine deshalb, weil die Hauptfigur ein sehr streng gläubiger Calvinist ist, der durch das Verschwinden seiner einzigen Tochter zum Detektiv wider Willen werden muss und sich in die Sexshops und Bordelle der Rotlichtviertel von Los Angeles und San Francisco begeben muss.
Ähnlich wie in "Taxi Driver" erkundet der Protagonist eine Subkultur, die den ganz normalen Bürgern verborgen bleibt. In Schraders Filmen wird häufig ein Charakter porträtiert, der aufgrund der Umstände einen selbstzerstörerischen Weg einschlagen muss und/oder sich selbst schaden. Am Ende steht manchmal eine Art Erlösungserlebnis, dass aber erst erreicht wird, wenn der "Held" der Geschichte sich selbst opfert oder wenn er einen Gewaltakt auslöst, der alles zum Explodieren bringt.
Die Tatsache, dass Paul Schrader seinen Film inmitten der Boulevards beider Städte und ihrer einschlägigen Etablissements drehte, trägt natürlich viel zur Authentizität und zur Glaubwürdigkeit der Handlungsentwicklung bei.
George C. Scott spielt den wohlhabenden Geschäftsmann Jake Van Dorn aus Grand Rapids, Michigan. Van Dorn ist streng gläubig und hat auch seine Tochter Kristen (Ilah Davis) in diesem Glauben erzogen, die bei ihm lebt. Seine Frau hat ihn verlassen, er hat aber sehr innigen Kontakt zu seiner Schwester Ruth (Jean Reed Bale) und zur Familie seines besten Freundes Wesley DeJong (Paul Marin). Dessen Tochter Marsha (Karen Kruer) wird nach den Weihnachtsfesttagen zusammen mit Kristen in den Reisebus einsteigen, der die Jugendlichen der Gemeinde zu einer längeren Kirchenfreizeit nach Bellflower im sonnigen Kalifornien brigen wird. Doch bald nach Ankunft erhält Van Dorn einen unheilvollen Anruf - seine Tochter ist verschwunden, sie wurde zuletzt mit einem jungen Mann gesehen, den sie dort kennengelernt hat. Die Polizei geht anders als der Vater davon aus, dass die junge Dame ausgerissen sein könnte. Sie stellt aber 2 Beamte ab, die nach der Vermissten suchen. Van Dorn engagiert darüberhinaus aber noch einen Privatdetektiven und dieser Andy Mast (Peter Boyle) liefert tatsächlich die erste heiße Spur, die allerdings wenig erfreulich für den Vater ist. Seine Tochter ist Mitwirkende in einem billigen 8-mm-Sexfilm. Das Mädchen hat dort Sex mit zwei jungen Männern. Nachdem Mast Van Dorn den Film gesehen hat, vermutet er immer mehr, dass seine Tochter entführt wurde und sicherlich auch gezwungen wurde. Aber stimmt seine Schlußfolgerung überhaupt. Jedenfalls kennt Van Dorn nur noch ein Ziel: Seine Tochter aus den Händen von üblen Sexgangstern zu befreien...




Dazu wagt er sich immer weiter in das brodelnde und gefährliche Nachtleben und vor allem auch in die Welt der Sexshops, der Etabissements und dorthin, wo Pornofilme gedreht werden. Als Helferin die Prostituierte Niki, gespielt von Season Hubley, die ebenfalls eine sehr starke Darstellerleistung zeigt. Der Film zeigt drastisch den Gegensatz einer völlig enthemmten Gesellschaft, indem der Sex und dessen kommerzielle Ausschlachtung den höchsten Stellenwert besitzt, zu einem amerikanischen Bürgertum, dass stark geprägt vom Gottesglauben ist. Im Grunde auch heute noch ein aktuelles Thema. George C. Scotts Performance muss natürlich dementsprechend dramatisch angelegt sein. Die Kritikerin Pauline Kael sah ihn sogar als einen calvinistischen John Wayne.



 

 Bewertung: 8 von 10 Punkten.
 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen