Regie: Mike Figgis
Tod in der Glitzermetropole...
"Leaving Las Vegas" aus dem Jahr 1995 ist sicherlich der bekannteste Film des britischen Regisseurs Mike Figgis. Für diese Leistung wurde er auch in der Kategorie "Beste Regie" für den Oscar nominiert. Der Film ist ein düsters und unsentimentales Porträt über die letzten Tage eines Schriftstellers und Drehbuchschreibers, der sich zu Tode säuft. Mit dem vielbeachteten "Stormy Monday" begann Figgis seine Laufbahn als Kinoregisseur. Sein Thriller "Internal Affairs"mit Richard Gere erwies sich als raffinierter Thriller. Leider war den Filmen nach "Leaving Las Vegas", der gute 50 Millionen Dollar einspielte, kein großer Erfolg mehr beschieden. Eingepackt in einen virtuosen Jazz Soundtrack mit mehreren Songs von Sting, dem Ex-Frontman von "Police" läuft in "Leaving Las Vegas" ein Uhrwerk über Zerstörung, verfall und Todessehnsucht ab. Ein Film, der sich unerschütterlich mit der Alkoholabhängigkeit auseinandersetzt. Bei der Vergabe der Academy Awards hatten Darsteller, die mit ihrer Sucht zu kämpfen hatten, schon immer gute Chancen, zumindest eine Nominierung zu erhalten. 1946 bekam Ray Milland für seine Rolle als Trinker den Oscar und daher war es nicht verwunderlich, dass sich Nicholas Cage in seiner Rolle als Ben Sanderson am Abend des 25. März 1996 gegen seine Konkurrenten Richard Dreyfuß, Sean Penn, Massimo Troisi und Anthony Hopkins erfolgreich durchsetzen konnnte. Natürlich war die Gefahr da, dass die Rollen des Alkoholikers und der Prostituierten mit Herz zu sattsam bekannten Standardrepertoires verkommen könnten - aber Cage und auch seine Partnerin Elizabeth Shue (für diese Rolle ebenfalls oscarnomiert) machen daraus unvergessliche Figuren. Ben Sanderson (Nicholas Cage) ist ein alkoholsüchtiger Hollywood-Drehbuchautor, der seinen Job, seine Familie und seine Freunde verloren hat. Da ihm nichts mehr zum Leben bleibt und er von seinem Chef eine beträchtliche Abfindung erhalten hat, reist er nach Las Vegas, um sich zu Tode zu trinken. Eines frühen Morgens fährt er betrunken von seinem Haus in Los Angeles zum Las Vegas Strip; Dort angekommen hätte er beinahe eine Frau auf dem Zebrastreifen angefahren. Sie ärgert sich und ist wütend und wird laut - dann läuft sie weiter. Und er wird diese Frau, die Sera heißt (Elizaeth Shue) wieder treffen Sera ist eine Prostituierte, die für den missbräuchlichen lettischen Zuhälter Yuri Butsov (Julian Sands) arbeitet. Polnische Gangster sind hinter Yuri her, deshalb beendet er seine Beziehung mit Sera aus Angst, die Polen könnten ihr etwas antun. An seinem zweiten Tag in Las Vegas sucht Ben nach dieser Sera, stellt sich vor und bietet ihr 500 Dollar an, damit sie für eine Stunde in sein Zimmer kommt. Sera stimmt zu, aber Ben will keinen Sex. Stattdessen reden sie und es entwickeln eine Beziehung; Sera lädt Ben ein, in ihre Wohnung einzuziehen. Ben weist Sera an, ihn niemals zu bitten, mit dem Trinken aufzuhören. Ben sagt, er werde ihren Beruf nicht kritisieren und sie dankt ihm. Zunächst sind die beiden glücklich, doch bald frustriert sie das Verhalten des Mannes, für den sie sehr viel empfindet. Sera fleht Ben an, einen Arzt aufzusuchen, was dieser jedoch ablehnt. Während Sera arbeitet, geht Ben in ein Casino und kehrt mit einer anderen Prostituierten zurück. Sera kehrt zurück, findet sie in ihrem Bett und wirft Ben raus. Kurz darauf wird Sera von drei Studenten (Michael Goorijan, Jeremy Jordan, Davidlee Wilson) angesprochen. Sie lehnt das Angebot zunächst mit der Begründung ab, dass sie jeweils nur mit einer Person ausgeht“, willigt aber schließlich ein, als ihr ein erhöhter Preis angeboten wird. Als sie ihr Hotelzimmer betritt, eskaliert die Situation. Am Ende wird Sera von den drei Jungs brutal vergewaltigt...
Neben den Nominierungen in den Kategorien Regie, Darsteller und Darstellerin wurde auch das Drehbuch von Mike Figgis nominiert. Mit den faszinierenden, teilweise kühlen und teilweise emotionalen Jazznummern wird das Bild der Spielerstadt Las Vegas sehr eindrücklich porträtiert. Es ist eine kalte Umgebung, in der es um Glücksspiel und auch um Sex geht. Mittendrin in diesem Hexenkessel hat sich ein Mann begeben, der seinen Untergang zelebriert. Diese Bilder der Selbstzerstörung strahlen irgendwie eine gewisse Poesie aus und wirken durch die Liebes- und Leidensgeschichte sogar teilweise erhaben. Warum diese beiden Menschen sich finden müssen und warum sie tun, was sie tun, darauf gibt "Leaving Las Vegas" keine Antwort. Figgis drehte den Film mit Handkamera, was für einen Hollywoodfilm unüblich war, trotz der damaligen europäischen Euphorie für Dogma 95.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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