Regie: Woody Allen
Chamäleon...
"Zelig" ist die 11. Regiearbeit des New Yorker Filmemachers Woody Allen und stellt durch ihren technischen Aufwand und den historischen, jedoch völlig fiktionalen Bezug eine weitere Wegmarke im künstlerischen Schaffen des Regisseurs dar. Woody Allen, der als Komiker dem Publikum bekannt wurde, hat eine Entwicklung in seiner Filmographie durchlebt, die in eine viel ernsthaftere Richtung führte. Der oscarpreisgekrönte "Annie Hall" ist so etwas wie ein Bindeglied zwischen seinen früheren absurden Komödien wie "Der Schläfer" oder "Boris Gruschenko", Nach "Annie Hall" wurden die Filme immer mehr persönlich (Manhattan) oder erinnerten an seine großen filmischen Vorbilder (Innenleben, Stardust Memories). In "Zelig" geht er noch einen Schritt weiter, allerdings sind Ähnlichkeiten mit Orson Welles "Citizen Kane" sehr schnell zu entdecken. Zahlreiche Wochenschauaufnahmen aus Archivmaterialien wurden von seiner Filmcrew aufwändig bearbeitet, um eine Figur, die Leonard Zelig heißt, als bekannte Persönlichkeit dieser Dekade erscheinen zu lassen. Dieses Stilmittel benutzte Welles in der Schaffung seiner Filmfigur Charles Foster Kane. Zelig ist eine satirische Mockumentary-Komödie aus dem Jahr 1983, die von Woody Allen geschrieben, inszeniert und in der Hauptrolle gespielt wird. Er spielt diesen Leonard Zelig, ein unscheinbarer rätselhafter Zeitgenosse, der offenbar aus dem Wunsch heraus, sich anzupassen und gemocht zu werden, unabsichtlich die Eigenschaften starker Persönlichkeiten um ihn herum annimmt. Der als Dokumentarfilm präsentierte Film erzählt von seiner Zeit großer Berühmtheit in den 1920er Jahren, einschließlich Analysen zeitgenössischer Intellektueller. Die Wochenschauen weißen aber darauf hin, dass er trotz der großen hohen Popularität von damals, heute total in Vergessenheit geraten ist. Sein orgineller Dokumentarfilm spielt in den 1920er und 1930er Jahren und handelt von diesem kuriosen Leonard Zelig (Woody Allen), einem unscheinbaren Mann, der die Fähigkeit besitzt, sein Verhalten und sogar sein Aussehen den Menschen um ihn herum anzupassen. Er wird zum ersten Mal auf einer Party von F. Scott Fitzgerald beobachtet, der anmerkt, dass Zelig mit den wohlhabenden Gästen einen raffinierten Bostoner Akzent hatte und ihre republikanischen Sympathien teilte, aber während er mit den Dienern in der Küche war, nahm er einen raueren Ton an und meinte, er sei eher ein Demokrat. Als"„menschliches Chamäleon“ erlangt er bald internationale Berühmtheit. Der in einer Zeugenaufnahme interviewte Psychologe Bruno Bettelheim äußert sich wie folgt: Die Frage, ob Zelig ein Psychotiker oder nur ein extremer Neurotiker sei, wurde unter seinen Ärzten endlos diskutiert. Dr. Eudora Fletcher (Mia Farrow) ist eine Psychiaterin, die Zelig bei dieser seltsamen Störung helfen möchte, als er in ihr Krankenhaus eingeliefert wird. Durch den Einsatz von Hypnose entdeckt sie, dass Zelig sich so stark nach Anerkennung sehnt, dass er sich körperlich verändert, um sich an die Menschen um ihn herum anzupassen. Dr. Fletcher heilt Zelig schließlich von seinem Drang zur Assimilation, geht aber zu weit in die andere Richtung; Für kurze Zeit ist er gegenüber der Meinung anderer so intolerant, dass er in einen Streit darüber gerät, ob es ein schöner Tag sei oder nicht. Dr. Fletcher erkennt, dass sie sich in Zelig verliebt. Aufgrund der Medienberichterstattung über den Fall werden sowohl Patient als auch Arzt Teil der Populärkultur ihrer Zeit. Der Hauptgrund für ihre Spaltung ist jedoch der Ruhm. Zahlreiche Frauen behaupten, er habe sie geheiratet und geschwängert, was einen öffentlichen Skandal auslöste. Dieselbe Gesellschaft, die Zelig zum Helden gemacht hat, zerstört ihn in dieser Phase. Zeligs Krankheit kehrt zurück und er versucht sich noch einmal anzupassen, bevor er verschwindet. Dr. Fletcher findet ihn in Deutschland, wo er vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs mit den Nazis zusammenarbeitet. Gemeinsam entkommen sie, während Zelig seine Fähigkeit nutzt, noch einmal zu imitieren, Fletchers Pilotenfähigkeiten nachzuahmen und sie kopfüber über den Atlantik nach Hause zu fliegen. Sie kehren schließlich nach Amerika zurück, wo sie zu Helden erklärt werden und heiraten, um ein erfülltes, glückliches Leben zu führen....
Allen nutzte Wochenschaumaterial und fügte sich und andere Schauspieler mithilfe der Bluescreen-Technologie darin ein. Um seinen Szenen ein authentisches Aussehen zu verleihen, verwendeten Allen und der Kameramann Gordon Willis verschiedene Techniken, darunter das Auffinden einiger antiker Filmkameras und Objektive, die während der im Film dargestellten Epochen verwendet wurden, und die Simulation von Schäden wie Falten und Kratzern die Negative, damit das fertige Produkt eher wie Vintage-Filmmaterial aussieht. Die nahezu nahtlose Mischung von altem und neuem Filmmaterial wurde fast ein Jahrzehnt erreicht, bevor die digitale Filmtechnologie solche Techniken viel einfacher machte. Sogar Adolf Hitler erscheint im Film - eine weitere Ähnlichkeit zu "Citizen Kane". "Zelig" spielte 12 Millionen Dollar ein und bekam Oscarnominierungen für die beste Kameraarbeit (Gordon Willis) und die besten Kostüme.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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