Mittwoch, 5. Dezember 2012

Der seltsame Fall des Benjamin Button






















Regie: David Fincher

Die Zeiger der Uhr drehen sich im Märchen manchmal rückwärts...

"Das Leben ist wie ein Schachtel Pralinen, man weiss nie, was man bekommt". Eine nette Lebensweisheit, verpackt in einem Filmmärchen namens Gump, Forrest Gump.
David Finchers Oscarkandidat "Der seltsame Fall des Benjamin Button" ist ein enger filmischer Verwandter von Robert Zemeckis damaligem Oscar-Triumph.
Und genau dieser Spur folgt der rückwärts laufende Benjamin Button mit bezauberndem und berührendem Flair, gespickt voller kleiner Weisheiten wie
"Man weiss nie, was das Schicksal bereit hält" oder "Manche Menschen sind Künstler, andere kennen sich mit Knöpfen aus, wieder andere schwimmen und andere fahren zur See". Und manches lockert auch zum Schmunzeln auf wie etwa als Running Gag den Spruch eines Altersheiminsassen "Hab ich dir schon erzählt, dass ich sieben mal vom Blitz getroffen worden bin?"
Als Inspiration des Filmes diente die Novelle "The Curious Case of Benjamin Button" von F. Scott Fitzgerald.
Erzählt wird die Geschichte dieses Benjamin (Brad Pitt), der kurz nach dem 1. Weltkrieg in New Orleans geboren wird und vom Vater ausgesetzt wird, weil das Kind wie ein alter Greis aussieht. Er wächst bei einer farbigen Ersatzmutter, die in einem Altersheim arbeitet auf und fällt dort nicht weiter auf. Die Ärzte diagnostizieren eine seltene Krankheit des schnellen Alterns. Doch Benjamin wird zunehmend agiler. Ist es Gotteswerk, aber bei einer Erweckungspredigt kann der alte Mann plötzlich seinen Rollstuhl verlassen und die ersten Gehschritte machen. Benjamins uraltes Gesicht und uralter Körper werden phänomenalerweise jünger. Aus dem alten Mann wird immer mehr Brad Pitt, beziehungsweise er braucht im Laufe der Geschichte immer weniger Schminke und man erahnt bereits dass, er irgendwann als Baby mit Altersdemenz die Augen schliessen wird.
Erzählt wird die haarsträubende Geschichte von einer alten Frau namens Daisy (Cate Blanchett), die Benjamin ein Leben lang begleitete und die jetzt im Sterben liegt. Sie erzählt ihre und somit auch Benjamins Geschichte der Tochter, die am Sterbebett sitzt: Als Kind spielte sie mit einem vermeintlich alten Mann, und hat ihn bis zuletzt - trotz vieler Trennungen - auf unserer Erde immer wieder ein Stück weit begleitet. Durch das Phänomen, dass sie immer älter wurde und er immer jünger aussah, trafen sie sich als 40jährige für kurze Zeit als "Liebe des Lebens".



Viele weitere Sehnsüchte, ausser diesem "Lebe heute" sind in dieser Geschichte verborgen: Der Wunsch jung zu bleiben oder jünger zu werden.
In der Anfangssequenz begegnet der Zuschauer einem Uhrmacher, dessen Sohn im 1. Weltkrieg gefallen ist. Der Schmerz über den Verlust war so gross, dass er sich wünschte, die Zeit würde rückwärts laufen und der Sohn käme wieder heim. Er baut sogar so eine Riesenuhr in seiner Heimatstadt, eine die rückwärts läuft.
Natürlich ist der Film schon sehr an der Kitschgrenze angesiedelt, aber angesichts seiner selbst vermittelten Gewichtigkeit, dem märchenhaften Charme, der die Logik ausser Kraft setzt, fällt es schon schwer, sich diesem Märchen für Erwachsene oder besser noch dieser "perfekten Hochglanzkino-Seifenblase" zu entziehen. Der Maskenbilder leistet Toparbeit - Pitt und Blanchett jedweden Alters sind perfekt gelungen, die Bilder sind superb und geben dem Film den nötigen epochalen Touch. Dies braucht er auch, denn Kritiker könnten diese Eigenschaft bei 159 Minuten Laufzeit als gepflegte Langeweile bezeichnen.
Allerdings werden die Negativkritiken kaum etwas daran ändern, dass der Film ein "Klassiker" des Kinos werden wird.
Ein Film über die einfachen Dinge des Lebens - über die menschliche Natur, übers Altern und vom Sterben und Tod. Eine märchenhafte Reflexion über unsere Existenz zwar mit wenig Tiefgang, aber viel Gefühl.
Daher kann der Film nicht ganz die Meßlatte eines "Capra" Films erreichen, da fehlt irgendwie die Magie.
Bei 13 fetten Oscarnominierugen konnte der Film dreimal triumphieren: Bestes Makeup, Bestes Szenenbild, beste visuelle Effekte

Bewertung: 6 von 10 Punkten.

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