Mittwoch, 5. Dezember 2012
Agnes - Engel im Feuer
Regie: Norman Jewison
Unbefleckte Empfängnis ?
Ein Kloster in der Nähe von Montreal: Die noch sehr junge Klosterschwester Agnes (Meg Tilly) bringt heimlich und mitten in der Nacht in ihrer Zelle ein Kind zur Welt. Sie wird von den Mitschwestern blutüberströmt gefunden. Das wohl erwürgte Baby wird von der Oberin Mutter Miriam Roth (Anne Bancroft) tot im Papierkorb entdeckt, eingewickelt in blutigen Laken. Die junge Frau macht einen verwirrten Eindruck, denn sie behauptet noch Jungfrau zu sein. Die Erinnerung sei wie ausgelöscht. Die Psychologin Dr. Martha Livingstone, die ein eher gespaltenes Verhältnis zur katholischen Kirche hat, wird mit dem Fall beauftragt. Sie soll ein forensisches Gutachten erstellen, dass herausfinden soll ob Agnes den Säugling selbst getötet hat und wenn Ja Warum ?
Es scheint als würde Agnes Zeugung, Geburt und Mutterschaft völlig verdrängen. Sie glaubt tatsächlich voll Inbrunst und naiv wie ein Kind. Und genauso ordnet sie auch das ein, zu was sie derzeit keinen Zugang hat. Selbst die bodenständige Mutter Oberin bringt sogar die Möglichkeit ins Spiel, dass Agnes tatsächlich von Gott auserwählt sei und das Kind von Gott selbst käme. Immerhin weist Agnes machmal Wundmale auf, für die es keinerlei rationale Erklärungen gibt.
Die Kirche befürchtet langanhaltende und nicht gewollte Publicity in diesem Fall und übt Druck auf die Staatsanwalt aus, den Fall diskret, schnell und ohne grosses Aufsehen abzuhandeln.
Ein kniffliger Fall für die Psychiaterin, zumal sie sich auf Konflikte mit der resoluten Schwester Miriam einstellen muss. Immer mehr gerät auch die gesunde Distanz zur faszinierenden Patientin ausser Kontrolle...
Der kanadische Filmregisseur Norman Jewison kann auf eine mehr als 40jährige Karriere im Filmgeschäft zurückgreifen.
1962 gab er seinen Einstand als Director, es folgten Welterfolge wie "In der Hitze der Nacht", "Cincinati Kid", "Thomas Crown ist nicht zu fassen" oder "Anatevka".
Nach dem Gerichtsfilm "und Gerechtigkeit für alle" mit Al Pacino Ende der 70er wurde es etwas ruhiger um ihn, bevor ihm 1987 mit "Mondsüchtig" ein grossartiger, kommerzieller Erfolg gelang.
"Agnes" entstand kurz vor diesem Comeback und wurde von der Kritik gut aufgenommen. Vor allem die Schauspielerleistungen von Meg Tilly und Anne Bancroft wurden einhellig gelobt.
Der Film wurde in Kanada realisiert und glänzt auch mit der wunderbaren Kameraarbeit von Sven Nykvist. Seine Meisterschaft im Umgang mit dem Licht wurde zur Basis einer dreißig Jahre langen Zusammenarbeit mit Ingmar Bergman. Auch hier ist er massgeblich daran beteiligt, dass die Bilder des Klosters nachhaltig wirken....
Ein sehr guter. leider wenig bekannter Film aus den 80ern. Heute würde man ihn vielleicht im Genre "Mystery" einordnen.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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