Mittwoch, 5. Dezember 2012
The Boys from Brazil
Regie: Franklin J. Schaffner
Little Hitlers...
Wer kennt sie nicht, die berühmte Filmszene aus "Marathon Mann", wenn Laurence Olivier als der untergetauchte Dr. Szell im jüdischen Viertel von New York seine Diamanten schätzen lassen will und dabei von Passanten entdeckt wird. Zwei Jahre später stand der grosse Mime wieder in einem Nazifilm vor der Kamera, aber diesmal durfte er den "Guten" spielen.
Esra Liebermann (Laurence Olivier), dessen Charakter an Simon Wiesenthal angelehnt ist, lebt mit seiner Schwester (Lilli Palmer) in Wien und jagt Nazis. Er rät aber dem jungen Barry Kohler (Steve Guttenberg), der sich in Paraguay aufhält, dringend davon ab, seine Aktivitäten gegen untergetauchte Nazis weiterzuführen. Doch Kohler kommt beinahe einer grossen Verschwörung "4. Reich" auf die Schliche, er wird aber entdeckt.
Kein geringerer als der verschollene KZ-Arzt Dr. Joseph Mengele (Gregory Peck) leitet diese groteske wie tödliche Aktion bei der in den nächsten Monaten 94 Beamte in verschiedenen westlichen Ländern im Alter von 65 Jahren durch einen "Unfall" sterben sollen...Je weiter Liebermann in diesem Fall recherchiert, desto teuflischer zeigt sich mit jedem weiteren Puzzleteilchen der Wahnwitz und auch die dämonische Genialität des Arztes aus der Hölle...
Der Film von Franklin J. Schaffner (Patton, Planet der Affen) entstand nach einem Roman von Ira Levin, der 2007 im Alter von 78 Jahren verstarb. Levin schrieb erfolgreiche Bücher wie "Die Frauen von Stepford" oder "Rosemarys Baby" - für beide Bücher entstanden auch geniale Verfilmungen.
Obwohl in den 70ern Verschwörungsthriller besonders beliebt waren, war der Verfilmung von "Boys from Brazil" kein allzu grosser Erfolg beschieden, in Deutschland hatte er sogar erst 1985 Kinopremiere und wurde um 23 Minuten geschnitten, die jetzt (in Originalsprache und mit deutschen Untertitel) hinzugefügt wurden. Man bemerkt dadurch sehr schnell, dass der Film in Originalsprache um einiges skurriler wirkt und besser rüberkommt. Peck und vor allem Olivier in Originalstimme...klasse. Durch die Überzogenheit wird der Film phasenweise schwarzhumorig...dies ist in der deutschen Fassung weniger zu erkennen.
Ira Levins Roman war im Gegensatz zum Film ein echter Bestseller.
Obwohl reale Figuren in der Geschichte vorkommen, ist die Story reine Fiktion. Eine Fiktion, die Shaffner mit Gregory Peck und Laurence Olivier als schauspielerisches Fernduell packend umsetzt. Die anderen Figuren bleiben etwas blass, selbst James Mason als Standartenführer Seibert. Eine Menge deutschsprachiger Darsteller waren an dieser Produktion beteiligt, u.a. der junge Sky Dumont, Wolfgang Preiss, Joachim Hansen oder Bruno Ganz, der den wissenschaftlich fundierten Vorgang des Klonens erklärt.
Mir gefällt das Buch auch besser, vielleicht weil es wirklich schwierig ist, diesen Stoff in allen seinen Facetten (hohe Spannung, schräger Touch, Suspence, Plots der Geschichte) auf die Leinwand zu bringen, ohne dass es absurd wirkt. Dies ist leider nicht ganz gelungen, so bleibt ein Film, der mit "Marathon Mann" verwandt ist, dessen Klasse nie erreicht wird, aber dennoch insgesamt als besonders phantasievoll bewertet werden darf.
Wer Buch und Film noch nicht kennt, könnte sehr gut von der Fiktion überrascht bis schockiert sein....
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen