Mittwoch, 5. Dezember 2012
Tödliche Versprechen
Regie: David Cronenberg
Immigranten in einem fremden Land...
Schon die bemerkenswerte Gewaltstudie "A History of Violence" fand ich äusserst gelungen und sicherlich auch sein bester Film seit "Naked Lunch"...mit "Eastern Promises" kann er die Qualität des Vorgängers aber noch mal toppen.
Während Ridley Scott mit "American Gangster" oder Martin Scoresese mit "Departed" als die Erneuerer des Gangsterfilms gefeiert werden...allerdings beide Filme nicht halb so faszinierend sind, hat Cronenberg mit seinem dichten Mafia-Movie, das in London spielt, wirklich ganz neue Impulse hinzugefügt. Denn hier sind keine nostalgischen Verweise mehr sichtbar oder möglich, wir sind im Heute und Hier angekommen und wir sehen das schmutzige Gesicht des organisierten Verbrechen.
Vor allem aber auch eine ernsthafte Studie, über Immigranten in einem fremden Land, über die Schwierigkeit verschiedener Kulturen.
Diese Problematik ist in dem Krimi wunderbar in den Nebenhandlungen eingebaut.
Die Protagonisten haben alle eine russische Herkunft.
Die Story beginnt an zwei Schauplätzen - in einem Krankenhaus stirbt eine 14jährige Schwangere, das Kind überlebt - die russischstämmige Krankenschwester Anna Chitrova (Naomi Watts) nimmt das Tagebuch der Toten an sich, das in russischer Sprache geschrieben ist und lässt es vom Onkel übersetzen.
Zum gleichen Zeitpunkt in der Stadt: Einem jungen Tschetschenen wird von zwei "Freunden" brutalst der Hals aufgeschlitzt.....Ein Auftragsmord von Kirill (Vincent Cassel), der die Leiche dann von seinem "Fahrer" Nikolai (Viggo Mortensen) fachmännisch, ohne Spuren zu hinterlassen, beseitigen lässt.
Das Tagebuch der Toten enthält die Visitenkarte eines Restaurants, das Semjon (Armin Müller-Stahl) gehört. Semjon ist der Vater und auch Übervater von Kirill.
Ausserdem ist er einer der Köpfe der russischen Mafia, gehört zur Bruderschaft Wory w Sakone und wirkt aber oberflächlich wie eine Mischung aus nettem Opa und angepasstem Spiessbürger.
Nikolai und Anna kommen sich näher...und damit werden die beiden Geschichten auch bald zu einer Einheit, bei dem sich sämtliche Figuren irgendwann in einem schicksalhaften, tödlichen Spiel befinden.
Cronenberg ist sehr an den Charakteren seiner Geschichte interessiert und den Darstellern gelingt es, dass alle vier ebenbürtig und gleichermassen markant erscheinen.
Es sind nicht die drei ziemlich brutalen Szenen, die den Film so wuchtig machen. Es sind die Figuren, die bis zum Schluss ihre Geheimnisse behalten. Cronenberg hat für mich ein sehr spannendes, dichtes und hartes Unterweltsepos gemacht.
Gehört sicherlich zum Besten, was ich dieses Jahr bisher auf DVD gesehen habe.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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