Ein chinesisches Märchen....
Regisseur Chen Kaige entstammt einer Filmfamilie. Bereits sein Vater
inszenierte Opernfilme im Pekinger Filmstudio. Seine Mutter schrieb
Drehbücher.
Mit "Gelbe Erde" und dem 1993 entstandenen "Farewell my concubine" nach
dem gleichnamigen Roman von Lilian Lee erhielt er zahlreiche europäische
Filmpreise (BAFTA, Goldene Palme in Cannes) und wurde sogar für den
Oscar in der "foreign language" Kategorie nominiert. Danach schuf er
einen weiteren Superfilm mit "Der Kaiser und sein Attentäter", einen
opulenten Historienfilm um die Entstehung Chinas. Chen Kaige lebte dann
einige Jahre im Ausland, drehte eher erfolglos US-Filme "Killing me
softly", bis er wieder in seine Heimat zurückkehrte, um dort mit "Wu Ji"
den bis dato teuersten chinesischen Film (35 Millionen Euro) zu
realisieren.
Und zweifellos wurde die Mischung aus Martial Arts, History, Fantasy und dem Reich der Sagen und Märchen für den Weltmarkt gedreht. Dabei wurde die bildgewaltige Ausstattungsoper in der Heimat zum Riesen
Blockbuster, in den USA (obwohl der Film wieder in der foreign language
Auswahl war) und in Europa war sowohl Publikumszuspruch und auch Kritik
eher verhalten.
Es liegt womöglich daran, dass es für ein nicht fernöstliches Publikum
schwer erscheint, diese Genre-Komponenten als gemeinsam inhaltlich
stimmig zu empfinden. Gerade die historische Relevanz gekoppelt mit
übertriebenen, nicht mehr logischen Handlungen wie sie nur im Märchen
oder im Science Fiction geschehen können, scheint den westlichen
Zuschauer zu irritieren. Vielleicht ist auch nur eine Übersättigung von
in der Luft herumwirbelnden Kämpfern, die in "Tiger and Dragon" noch so
neu und innovativ für ein Millionenpublikum erschienen und inzwischen
das choreographisch ausgefeilte Kämpfer- Ballett in den Lüften in
mehreren Filmen verbraten wurden.
"Wu Ji" wurde jedenfalls als übertrieben und kitschig angesehen. Dabei
ist der Film nach meinem Empfinden durchaus sehr gelungen, denn er
glänzt mit tollen, opulenten Bildern, hat eine durchgängig märchenhafte
Stimmung und mit Nicholas Tse als Prinz Wuhan einen prima Bösewicht und
mit der ambivalten Figur des Schneewolfs (Liu Ye) eine geheimnisvolle
Schlüsselfigur.
In einer längst vergangenen Zeit fand eine blutige Schlacht statt. Zwei
Kinder sind die einzigen Überlebenden. Das Mädchen Quingcheng wird von
der Göttin der Unendlichkeit (Chen Hong) vor eine folgenschwere Wahl
gestellt. Das hungrige Kind soll entscheiden, ob die Göttin ihr ein
Leben voller Luxus schenken soll. Allerdings müsse sie dann das ganze
Leben auf eine glückliche Liebe verzichten. Das Mädchen entscheidet sich
gegen die Liebe.
Jahre später soll das Schicksal seinen Lauf nehmen.
Mehrere Männer verlieben sich in die erwachsene Prinzessin Quingcheng
(Cecilia Cheung). Der aus einer grossen Schlacht siegreich
hervorgegangene General Guangming (Hiroyuki Sanada), sein persönlicher
Sklave Kunlun (Jang Dong-gun), der aus dem sagenumwobenen,
untergegangenen Land des Schnees kommen soll...aber auch der böse Prinz
Wuhan will Quingcheng....Der Film hat die schlechten Kritiken sicherlich
nicht verdient. Zwar
gefallen mir Kaiges oben erwähnten Filme auch besser, aber ein guter
Genrefilm ist "Wu Ji" allemal. Ein bisschen erinnert wird man an die
Wuxia Filme von Shaw Brothers Regisseur Chu Yuan, der gleichfalls ein
Faible für Märchenelemente in seinen Filmen hatte.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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