Samstag, 8. Dezember 2012

Der große Crash


























Regie: J.C.Chandor

Nach uns die Sintflut...

New York, an einem schönen Sommertag des Jahres 2008: In der rennomierten Investmentbank werden wieder mal Stellen gekürzt, dazu marschiert das Killerkommando in Gestalt von zwei Mitarbeiterinnen ein, um die Entlassungen gleich vor Ort vorzunehmen. Diesmal trifft es den leitenden Angestellten der Abteilung Risk Manager Eric Dale (Stanley Tucci). Die Abfindung zu seinem Abgang wird lukrativ sein, aber er hat sofort seinen Arbeitsplatz zu räumen.
Die zwei professionellen, herzlosen Ladys eröffnen ihm, dass er aus Sicherheitsgründen ab sofort keinen Zugang zu seinem Computer mehr hat, obwohl er noch in einer interessanten Analyse steckt und auch sein Mobiltelefon wurde gesperrt. So darf er, begleitet und beobachtet von einem Securitymann, seine persönliche Habe und den geliebten Kaktus in die freundlich bereitgestellten Umzugskartons einpacken und gehen.
Er hat aber noch soviel Zeit seinem Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Qunto) vor dem Fahrstuhl einen USB-Stick mit Daten in die Hand zu drücken, er warnt diesen aber vor den darauf befindlichen Informationen.
Während die anderen Mitarbeiter wie Sullivans Vorgesetzer und Cheftrader Will Emerson (Paul Bettany) und auch sein Freund und Kollege Seth Bregman (Penn Badgley) den Feierabend und vor allem den Verbleib in der Firma feiern, bleibt Emerson in der Firma, öffnet die mehr als brisanten Daten des entlassenen Chefs auf dem USB-Stick und beginnt die darauf befindlichen Daten nachzurechnen.
Er kommt wie wohl auch Dale zum Schluß, dass seit mehreren Wochen die Papiere der Bank völlig falsch bewertet werden und die Bank bei schon geringen Abweichungen der prognostizierten Marktbewegungen pleite gehen könnte.
Er benachrichtigt zuerst Bregman und Emerson, die informieren auch ihren Vorgestzten Sam Rogers (Kevin Spacey), der gerade an diesem Abend seinen geliebten Hund hat einschläfern müssen und nicht gerade erfreut ist, dass man ihn bittet zu später Stunde in die Bank zu kommen.
Das Mathe-Genie Sullivan belegt dann eindrücklich, dass die Bank auf einem Haufen wertloser Papiere sitzt und dramatisch unterkapitalisiert ist.
Es wird die Nacht der Krisenbewältigung. Die Nachricht wird in einer Serie von Krisensitzungen in den höchsten Reihen weitergereicht.
Der Firmenchef (Jeremy Irons) muss 1) einen Hauptschuldigen finden und hat die Auswahl zwischen Jared Cohen (Simon Baker) oder Sarah Robertson (Demi Moore) und 2) dass am nächsten Morgen die Firmenrettung ansteht und sofort alle faulen Papiere verkauft werden müssen....




Lehmann Brothers ist überall: Der Film "Margin Call" thematisiert die Finanzkrise von 2008. Ein Mitarbeiter stellt fest, dass die Bewertungen der Hypotheken seiner Investmentfirma fehlerhaft sind, und dass das Unternehmen sogar am Rand des Ruins steht. Die Verantwortlichen der Firma beschließen nach einer diskussionsreichen Nacht die toxischen Papiere abzustossen und bringen damit einen Stein ins rollen, der für die Wallstreet verheerende Folgen hat.
J.C. Chandors Film ist aus dem ähnlichen Holz geschnitzt wie seinerzeit etwa Alan J. Pakulas "Die Unbestechlichen" - also Spannung auf hohem Niveau und gutem Anspruch. Nur dass das Politische Thema ersetzt wurde durch ein recht aktuelles Wirtschaftsthema, dabei gibt er Einblicke in diese Entscheidungen, die eine weltweite Banken- und Wirtschaftskrise zur Folge hatte. Tolle Darsteller - allen voran Kevin Spacey oder Stanley Tucci - und Chandor kühl und beklemmend inszeniert.
Sein großer Verdienst ist es auch das Thema nicht plakativ auszuschlachten, er zeigt zwar deutlich die Arroganz einen geldgeilen Lebensstil weiter leben zu wollen, allerdings sind seine Figuren ganz normale Menschen und keine Monster.
Da gibt es Ex-Raketenforscher, Angehörige unterschiedlicher Nationalitäten, Kulturen und Religionen; manche von ihnen sind Karrieregeil, andere haben allerdings selbst Mühe ihre Hypotheken abzutragen, die Menschen fürchten sich vor Arbeitslosigkeit, es geht um Abfindungen und um die Aufrechterhaltung im sozialen Umfeld. Was diese Menschen zusammenschmiedet, ist das System. Und dies wird entlarvt.



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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