Samstag, 8. Dezember 2012
Performance
Regie: Nicholas Roeg / Donald Cammell
Zur Untermiete bei Mick Jagger...
Noch ahnt Chas (James Fox) nicht, dass er bald als eine Art Ausserirdischer auf einem fremden Planeten landen wird und geniesst sein Leben als Gangster. Chas ist einer der Schuldeneintreiber eines Londoner Mafia-Clans. Im Auftrag seines Chefs Johnny Flowers (Johnny Shannon) darf er nach Herzenslust prügeln, foltern und bei Bedarf auch morden.
Doch Chas kennt keine Grenzen mehr und geht eines Tages zu weit in Sachen Auftrag.
Nach einem Mord muss der aggressive Killer untertauchen. Im labyrinthartigen Landhaus des Rockstars Turner (Mick Jagger) in Notting Hill, der sich nach vielen Nr. 1 Hits zur Ruhe vor dem Comeback gesetzt hat, ist gerade ein Zimmer für einen Künstler frei. Unter dem Vorwand er sei Jongleur bekommt Chas Zutritt im Haus of Sex, Drugs and RocknRoll.
Der Musiker, der sehr bald auch von sich behauptet, ganz viel zu arbeiten, um Chas wieder loszuwerden, scheint nichts zu machen als mit Drogen vollgepumpt herumzuhängen. Seine "Sekretärin" Pherber (Anita Pallenberg) und die Lucy (Michele Breton) wohnen ebenfalls im Haus und teilen mit dem exzentrischen Popstar Bett und Badewanne.
Chas fühlt sich in dieser neuen Welt zuerst sehr unwohl, er telefoniert mit seinen Gangsterfreunden und schildert wie folgt "Langhaarige Musiker, Drogensüchtige, Freie Liebe, aber es macht mir nichts aus..."
Bald bekommt er von seinen Vermietern einen Cocktail überreicht, der in sofort auf einen anderen Planeten schiesst. So wird durch diesen Trip aus dem bösen, bürgerlichen, verklemmten Upperclass Engländer und Gangster ein Versuchskaninchen, der mit einem Haufen psychedelischer Drogen vollgepumpt wurde, ein ganz anderer Mensch - manipuliert bis zum freudigen Rollentausch...
"Performance" von Nicholas Roeg und Donald Cammell ist ein brodelnder Kessel, bei dem es um Kunst und um die Auflösung der Identität eines egomanischen, latent homosexuellen Gangsters, geht.
Der Mann erlebt seine Transformation.
Der Film zerfällt in zwei stilistisch sehr unterschiedliche Teile: Zu Anfang ein klassisches Gangster-Movie mit 60s Flair, aber auch an Guy Ritchie erinnernd, in der zweiten Hälfte dann durch einen psychedelischen Cocktail mehr in ein lineareres und gemächlicheres Erzählen übergehend, allerdings mit zunehmend bizarren Anteilen.
Insgesamt wird man an "Blow up" von Antonioni erinnert, die
Überblendung der beiden Gesichter gab es schon ähnlich in Ingmar Bergmans Doppelgängerinnenfilm "Persona".
Natürlich hat der Film sehr viele Anteile nostalgische - vielleicht sogar veraltete - Anteile, aber das Szenario der vertauschten Geschlechter Identitäten ist durchweg interessant gestaltet. "Performance" war zu seiner Zeit ein Skandal, vor allem der bisexuell wirkende und animalische Jagger ist cool. Kein Wunder, dass das stockkonservative britische Establishment in den Stones den Untergang des Abendlandes sah.
Erst sehr spät wurde der Film zum Kultobjekt, heute taucht "Performance" in jeder Liste der besten britischen Filme aller Zeiten ganz weit vorne auf.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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