Samstag, 8. Dezember 2012

We want Sex



Regie: Nigel Cole

Rita will es endlich wissen...

In "We want Sex" wurde der englische Film "Made in Dagenham" in Deutschland umgetauft, aber die heldenhaften Frauen aus Dagenham kämpfen vor allem um mehr Lohn.
Die Näherinnen der Ford Werke wurden jüngst von der Konzernleitung als "ungelernte Arbeiterinnen" in der Lohngruppe heruntergestuft, die 187 köpfige Belegschaft ist extrem sauer.
In diesem Londoner Vorort ist die Ära der Swinging Sixties mit schriller Mode, fröhlicher Popmusik und wachsender Liberalität noch nicht so richtig angekommen. Vielmehr halten sich noch Gepfogenheiten und Regeln der alten Zeit, traumatische Nachwehen nach dem 2. Weltkrieg sind noch spürbar unter denen die verheiratete Rita O´Grady (Sally Hawkins) und ihre Kolleginnen zu leiden haben. Sie verrichten ihre Arbeit unter miesen Bedingungen und für vor allem werden sie schlechter entlohnt als die Männer, die ähnliche Arbeiten verrichten.
Die ältere Connie (Geraldine James) ist die Vertrauensperson der Frauen, sie ist aber - angespannt durch die Krankheit ihres Mannes - keine Anführerin.
Das Zeug dazu könnte Rita haben und der Gewerkschaftsmann Albert Passingham (Bo Hopkins) versucht die junge Frau als Wortführerin des kommenden Streiks zu verpflichten.
Und tatsächlich kommt es zum Streik, obwohl Gewerkschaftsboss Monty Taylor (Kenneth Granham) sich auf einen faulen Kompromiss mit Ford einlassen will.
Durch Ritas resolute, aber auch natürliche und bodenständige Art wird dieser unbefriedigende Plan aber durchkreuzt.
Rita hat die Fähigkeit gut und glaubwürdig zu reden, so kann sie alle Frauen mitziehen. Sei es nun die etwas frivole Brenda (Andrea Riseborough) oder das modellhafte Püppchen Sandra ( Jaime Winstone).
Sie wird sehr schnell zu einer Art Gallionsfigur im Kampf der Frauen um bessere Löhne.
Doch der Weg, den die streikenden Frauen wählen, ist alles andere als rosig. Bald sind die vielen Wirkungen des langanhaltenden Streiks spürbar, denn er dehnt sich auf sämtliche Bereiche des Lebens aus.
Premierminister Harold Wilson (John Sesssons) will keine Ärger mit den Ford Werken, seine Arbeitsministerin Barbara Castle (Miranda Richardson)soll daher in diesem Sinne das Problem lösen...

"We want Sex" von Nigel Cole ist ein vergnüglicher britischer Film, ganz in der Tradition von "Ganz oder gar nicht" oder "Mein wunderbarer Waschsalon".
Also einer dieser Komödien mit viel Tiefgang, etwas Tragik und die im Arbeitermilieu spielen.
Die Helden sind ganz normale Leute, sie werden mit viel Glaubwürdigkeit und großer Sympathie dargestellt.
Großartig ist die Darstellung von Sally Hawkins als Lisa, eine britische Ausgabe von Norma Rae.
Auch Miranda Richardson als "feurige Rote" hat sehr gute Momente.
Alles in allem bringt dieser temperamentvolle Tatsachenreport ein Stück Zeitgeschichte näher, der am Ende des Streiks die Arbeitsbedingungen in der Fabrik, aber auch die Stellung der Frau im ganzen Land verbessern konnte.
Ein Stück Empanzipationsgeschichte federleicht und trotzdem kraftvoll fürs Kino inszeniert.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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