Regie: Ron Howard
Von Indianern und Schamanen...
Seit dem Fordschen Abgesang Liberty Valence oder Peckinpahs
Sacramento wurde der konventionelle Western immer wieder zu Grabe
getragen, doch er taucht immer wieder alle Jahre mit einem starken
Comeback als s.g. Spätwestern auf - und darin tauchten vermehrt
gebrochene Charaktere auf und kämpfen sich durch die unendliche Weite
des rauhen Landes.
Tatsächlich entstanden ab den 70s eine ganze Reihe vorzüglicher
Spätwestern, die keine Helden mehr aufwiesen, dafür aber
desillusionierte Kämpfer, die sich der rauhen, dreckigen, brutalen
Umgebung inzwischen angepasst haben.
Wer das Westerngenre liebt, der liebt auch diese späten, um Realismus bemühte Werke.
Die Highlights finden sich schnell: Jeremiah Johnson, MacCabe and Mrs.
Miller,700 Meilen westwärts, Erbarmungslos oder auch Costners Tanz mit
dem Wolf. Die Liste ist sehr lang.
Im Jahr 2003 tauchten sogar zwei sehr interessante Western fürs große
Publikum auf. Kevin Costner inszenierte "Open Range" und Ron Howard, der
mit seinem Vorgängerfilm "A beautiful Mind" den Oscar gewann, entschied
sich ebenso für einen Western als Nachfolgeprojekt. Sein Film heißt
"The Missing" und orientiert sich dabei ein bisschen an John Fords
legendärem "Der schwarze Falke", bei dem Ethan Edwards und Martin Pawley
die Verfolgung der Indianer aufnehmen, die Ethans Nichte Debbie
verschleppt haben.In "The Missing" geht ein ungleiches Vater-Tochter Gespann auf die
Suche nach der entführten Lilly Gilkeson (Evan Rachel Wood). Deren Mom
ist die Farmersfrau Magdalena Gilkeson (Cate Blanchett), die noch eine
jüngere Tochter (Jenna Boyd) hat und mit Brake Baldwin (Aaron Eckhard)
zusammenlebt. Ihre Mutter ist schon lange tot, weil der Vater (Tommy Lee
Jones) sich irgendwann einmal entschieden hat seine Familie zu
verlassen, um bei den Indianern zu leben. Viele Jahre ließ sich der
ruhelose Geist nicht blicken, doch dann taucht er plötzlich wieder auf.
Er weiß, dass seine Tochter sich auch als Heilerin betätigt und sie soll
ihn gesund machen. Das Wiedersehen wird für Magdalena zum Alptraum. Sie
will, dass ihr Erzeuger schnell wieder verschwinden. Doch sie wird ihn
noch brauchen, denn am nächsten Tag wird ihr Freund von herumziehenden
Indianern bestialisch ermordet und die ältere Tochter von der seltsamen
wie aggressiven Gruppe verschleppt. Der Vater hat bei den Apachen gelebt
und kann die Fährte besser aufnehmen als jeder Andere. Bei der Suche
nach Lilly kommen sich Vater und Tochter wieder näher. Doch der
Zuschauer weiß, dass sich die Suchenden mit einem extrem gefährlichen
und starken Gegner anlegen werden. Der Führer dieser Indianergruppe auf
dem Kriegspfad ist Pesh-Chidin (Eric Schweig), ein Medizinmann und
Hexer, mit enormen Fähigkeiten...
Und die nahende Präsenz des Bösewichts sorgt natürlich für die Aufrechterhaltung der Spannung. Und Eric Schweig als Indianischer Hexer ist wirklich ein fieser Bösewicht, der völlig unberechenbar scheint.
Seltsamerweise macht die Figur, die Tommy Lee Jones verkörpert einige Wandlungen durch. Er kommt als Indianer, wird dann eine Zeitlang wieder ein bisschen zum weißen Mann, der Familie hat, bevor er als Indianer den Showdown entscheidet. Sein "Chaa-duu-ba-its-iidan" - so wird er bei den Apachen genannt - ist tatsächlich ein unruhiger Geist, der immer wandern muss.
Ein Western mit dem gewissen Etwas.
Bewertung: 8 von 10 Punkten
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