Regie: Roman Polanski
Wir sind ja alle kultiviert...
Roman Polanskis neuer Film "Der Gott des Gemetzels" ist ein Kammerspiel und mit seinen 80 Minuten Laufzeit nicht nur kurzweilig, sondern ein bissige Gesellschaftssatire.
Als Figuren braucht es nur ein Quartett, besser gesagt zwei Ehepaar. Die haben sich in der zweiten Szene des Films erst kennengelernt. Vorausgegangen die erste Szene, die der Zuschauer von Weitem wahrnimmt. Es ist der Blick in einen Park, dort halten sich einige Kinder auf. Die Jungs scheinen zu streiten, einer sondert sich von der Gruppe ab, redet noch kurz mit einem der Jungs aus der Gruppe, dann schlägt er diesem mit einem Stock ins Gesicht.
Opfer ist damit der Sohn von Penelope (Jodie Foster) und Michael Longstreet (John C. Reilly). Die Eltern des Übeltäters, der dem anderen Kind zwei Zähne rausgeschlagen hat, ist der Sprössling von Nancy (Kate Winslet) und Alan Cowan (Christoph Waltz).
Diese sind wie schon angedeutet bei den Longstreets in der Wohnung und wollten sich mit diesem Besuch entschuldigen.
Es ist auch sehr schnell ein Protokoll angefertigt, die den Tatvorgang erläutert und mit dem beide Parteien einverstanden sind. Ein Glück, dass man alles vernünftig und zivilisiert klären kann, so die Worte des gemütlich wirkenden Michael. Doch der Weg zur Tür ist nicht so schnell getan, denn man bleibt beim Dialog immer mal wieder stehen, ist ein bisschen von der anderen Partei irritiert und hockt ein bisschen später tatsächlich noch bei Kaffee und Kuchen zusammen. Es wird weiter diskutiert, dabei entpupt sich Anwalt Alan als notorischer Telefonierer und als grinsender, zynischer Mensch. Penelope agiert zwanghaft, Michael fast schon nervend harmonisierend und Nancy als Nervenbündel.
Immer mehr lassen die vier ihre Maske fallen, sie positionieren sich zuerst Paar gegen Paar, dann auch mal Männer gegen Frauen, die ganze Bandbreite von Gemeinheiten gegenüber dem Nächsten wird aufgefahren. Es hagelt Vorwürfe, Besserwisserei und schließlich auch Beleidigungen.
Man merkt dem gewitzten, galligen Film an, dass hier Roman Polanski eine heile Freude daran hatte, den aggressiven Primaten hinter der Fassade des zivilisierten Bürgertums aufzudecken.
Nur Regeln und Normen, die am Anfang noch die gespielte Höflichkeit herstellen, schaffen es, dass die vier nicht aufeinander losgehen und sich die Köpfe einschlagen.
Eine nette Fingerübung des Meisterregisseurs. Die besten Szenen gehören Kate Winslet.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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