Freitag, 7. Dezember 2012
Kein Sterbenswort
Regie: Guillaume Canet
Aus dem Reich der Toten...
"Kein Sterbenswort" (Ne le dis à personne) ist ein Spielfilm des Franzosen Guillaume Canet, der bei der Cesar Verleihung 2007 vier Trophäen gewinnen konnte, darunter eine für den Regisseur selbst. Canet wurde damit zum jüngsten Regiepreisträger der Cesar-Geschichte. Auch Hauptdarsteller Francois Cluzet konnte triumphieren.
Der Film basiert auf dem Roman "Tell no one" des US-Schriftsteller Harlan Coben.
Canet verlagerte dabei die komplexe Kriminalgeschichte von Amerika nach Marseille, Frankreich.
Seit ihrer Kindheit lieben sich Alex (François Cluzet) und Margot (Marie-Josée Croze). Als Erwachsene heiraten sie und führen eine glückliche Ehe. An einem See fand der erste Kuß statt und an diesem See kommt es auch zu einer Katastrophe. Eine kleine Meinungsverschiedenheit, Margot schwimmt an Land. Plötzlich hört Alex Hilfeschreie. Er erwacht später aus dem Koma und erfährt, dass seine Frau einem berüchtigten Serienkiller zum Opfer gefallen ist. Der Serienkiller selbst gab zwar 8 Morde zu, den Mord an Margot allerdings nicht.
Acht Jahre später: Alex leidet noch immer. Im Gesicht Falten, im Mundwinkel die Zigarette, am Jahrestag von Margots Tod findet der obligatorische Besuch bei den Schwiegereltern statt. Der Schwiegervater Jacques Lauretin (Andre Dussolier) war damals der ermittelnde Polizeibeamte im Serienkillerfall.
Belastet wird der alljährliche Besuch, weil Alex kurz vorher eine mysteriöse E-Mail aus dem Reich der Toten erhalten hat. Ein unscharfer Clip mit Webcam gedreht zeigt in einer Menschenmenge an einem U-Bahn Eingang eine in die Kamera starrende Frau. Alex sieht eine Ähnlichkeit mit Margot, auch wenn Helene (Kristin Scott-Thomas) die Freundin seiner Schwester Anne (Marina Hands)diese Wahrnehmung als Trugschluß empfindet. Diese Absenderin bittet Alex um ein Treffen und um strikte Geheimhaltung. Zeitgleich rollt die Polizei den Mordfall wieder auf, weil zwei vergrabene Leichen am damaligen Tatort aufgefunden wurden.
Plötzlich ist Alex Hauptverdächtiger...
Dies ist lediglich der Anfang einer noch weitaus komplexeren Kriminalgeschichte mit vielen Wendungen, die einerseits auch die Macht einflussreicher Bürger mit Geld zeigt, sondern auch für die Hauptfigur ein latentes Zweifeln an seinen eigenen Wahrnehmungen. Zumal er augenscheinlich mit grosser Sehnsucht behaftet, 8 Jahre nach dem schmerzlichen Verlust, immer noch trauert und die Menschen seiner Umgebung ihm suggerieren, dass er sich täuscht.
Alex, der nicht weiß, ob er seinen Augen trauen darf, setzt sich auf die Spuren dieser Wunschproduktion. Immer wieder behindert von der Polizei und von finsteren Mächten der Gegenwart und auch der Vergangenheit. Viele Geheimnisse offenbaren sich, je mehr er auf eigene Faust recherchiert.
Alex ist ein Verwandter von Scottie Ferguson aus "Vertigo", allerdings mit weniger morbiden Obsessionen geplagt. Offenbar ein echt unbescholtenes Opfer eines undurchsichtigen Komplotts ??
"Kein Sterbenswort" ist angenehm altmodische Krimiunterhaltung mit gut eingesetztem Thrill. Eine Art Vexierspiel: Canet lässt den Zuschauer nie mehr wissen als die Beteiligten, obwohl das Geschehen von mehreren Seiten her beleuchtet wird. Man erlebt die in sich verschlossene Welt eines Witwers, der in der Vergangenheit verhaftet scheint, ohne dass ihm dies Klarheit verschafft. Die Zweifel an der psychischen Gesundheit des Kinderpsychologen Alex kommen auf.
Natürlich ist die Story extrem konstruiert, aber sie ist klug und raffiniert konstruiert.
Sie funktioniert fast bis zum Schluss wie ein Uhrwerk. Dies gelingt durch einen bis ins Detail durchdachten Plot, geradezu ein Lehrstück in erzählerischer Ökonomie und in offen manipulierender Preisgabe von Informationen oder Puzzlesteinchen.
Auch die Darstellerleistungen sind sehr gut und bis in die kleinsten Nebenrollen gut besetzt. Andre Dussolier als hoch aggressiv wirkender Vater der Toten, Jean Rochford als Bürger mit Macht, Guillaume Canet höchstpersönlich oder Nathalie Baye als Staranwältin.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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