Regie: John Frankenheimer
Eine Blondine und sechs Weihnachtsmänner
Der amerikanische Filmregisseur John Frankenheimer verstarb 2002 im Alter von 72 Jahren in Los Angeles.
Berühmt wurde er in den 60er Jahren durch Filme wie "Die jungen Wilden", "Der Gefangene von Alcatraz", "Der Zug", "Sieben Tage im Mai", "Der Mann, der zweimal lebte" und vor allem durch den zum Kultfilm avancierten "Botschafter der Angst".
Im folgenden Jahrzehnt gelang ihm mit "French Connection II" ein sehr gelungenes Sequel, bevor es nach "Prophezeiung" und "Schwarzer Sonntag" ruhiger um ihn wurde.
Es gelang ihm allerdings Jahre später mit "Ronin", einem Gangsterfilm mit französischem Flair, der stark an die Melville Filme erinnerte, zumindest bei der Kritik ein beachtenswertes Comeback.
"Reindeer Games", der auch unter "Wild Christmas" bekannt ist, folgte und war zugleich sein letzter Film.
Qualitativ kommt der Film nicht ganz an die Klasse von "Ronin" heran, aber immerhin wurde der Film wegen seiner Tarantino`schen Machart gewürdigt.
Der smarte Autodieb Rudy Duncan (Ben Affleck) hat für 5 Jahre im Knast seine Strafe abgesessen. Sein Kumpel auf der Zelle ist Nick Cassidy (James Frain), der wegen Totschlag sitzt und ebenfalls wie Rudy in 2 Tagen entlassen wird.
Nick freut sich vor allem darauf, endlich die hübsche Ashley (Charlize Theron) kennenzulernen. Eine Frau, mit der er seit Monaten Briefkontakt hält und die ihn nun draussen gespannt erwartet.
Rudy ist fast ein bisschen neidisch auf den Freund. Weihnachten steht ja vor der Tür und ein warmes Bettchen ist verlockend...
Es kommt aber anders: Am letzten Tag im Knast wird Nick Opfer einer Messerstecherei. Noch immer unter Schock stehend, steht Rudy am anderen Tag vor den Toren, die sich endlich geöffnet haben. Ashley, die er vom Foto her kennt, wartet vergeblich. Da fasst Rudy einen folgenschweren Entschluss: Er gibt sich bei der schönen Blondine als Nick aus und will zumindest die Festtage mit falscher Identität ein bisschen Spass haben. Es fängt auch richtig gut an, die Chemie stimmt.
Doch dann taucht plötzlich Ashleys krimineller und vor allem durchgeknallter Bruder Gabriel (Gary Sinise) mit seiner Gang auf. Zu dumm, dass der tote Nick seiner Flamme in den Briefen erzählt hat, dass er lange Zeit im Casino "The Tomahawk" gearbeitet hat. Die Gang plant einen Überfall mit putzigen Nikolauskostümen, Ashley und Nick werden gewzungen mitzuarbeiten...
"Reindeer Games" wirkt lange Zeit sehr locker und cool, was sicherlich auch an der Spielfreude der Darsteller liegt. Vor allem Gary Sinise geniesst es sichtlich "Gary Oldman durchgeknallt" zu spielen.
Trotzdem ist der Film hochgradig konstruiert, was im Finish sichtbar wird. So spannend alles abläuft, am Ende blicken wir auf ein absurdes Spektakel zurück. Angereichert wird das flotte Szenario mit vielen alten Weihnachtssongs, es laufen unverwüstliche Stimmungskanonen wie "Let is snow" von Dean Martin oder Eartha Kitts "Santa Baby".
Insgesamt ein netter Weihnachtsthriller, bei dem ich mich trotz der leblosen, blutigen Nikolausleiche im Schnee frage, warum der Film eine FSK 18 Einstufung bekam.
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