
Regie: Gus van Sant
Politisches Attentat in den 70ern...
Am 27. November 1978 klettert der zurückgetretene Stadtrat Dan White (Josh Brolin) durch ein Fenster in das Rathaus von San Francisco, betritt das Büro von Bürgermeister George Moscone und erschießt ihn. Danach läuft er zielgerichtet in das Büro des Bezirksbürgermeisters Harvey Milk (Sean Penn) und tötet den 48 Jahre alten Kommunalpolitiker.
Damit geht eine sehr ungewöhnliche politische Karriere im Amerika der 70er Jahre zu Ende.
Bereits Rob Epstein realisierte 1984 den oscarpreisgekrönten Dokumentarfilm "The Times of Harvey Milk", der das Leben des ersten sich zur Homosexualität bekennenden Stadtrat von San Franzisco zeigt.
Sein geschichtlicher Stellenwert als Bürgerrechtler, vor allem in der Schwulen- und Lesbenbewegung Amerikas, ist enorm hoch.
Gus van Sant, einer der bekanntesten Autorenfilmer der USA hat sich bereits einen exzellenten Namen als Macher anspruchsvoller Stoffe über Aussenseiter machen können, seine Filme wie "Elephant", "My private Idaho", Drugstore Cowboy" oder "To die for" haben eine grosse Fangemeinde.
Mit "Milk" ist ihm sogar wieder aml ein ähnlich geglückter Wurf in Punkto Kommerz gelungen wie vor einigen Jahren mit "Good Will Hunting".
Das Biopic über den Politiker Milk war einer der grossen Favoriten bei der diesjährigen Oscarverleihung und Sean Penn gewann den Academy Award als bester Hauptdarsteller.
Harvey Milk zieht 1972 zusammen mit seinem Lebenspartner Scott Smith (James Franco) von New York nach San Francisco. Im Castro-Bezirk, einem Vorort eröffnet er einen Fotoladen.
Milk verändert sich vom New Yorker Börsenmakler in der Post-Hippie-Ära zum Anti-Vietnam Demonstrant. Weil er offen zu seiner Sexualität steht und darüberhinaus auch noch politisch interessiert und aktiv wird, formiert sich in den progressiven 7oer Jahren sehr bald eine schwule Community, die immer selbstbewusster wird und Solidaritätseffekte ins Rollen bringt.
Harvey Milk zieht seinen Anzug wieder an und hat grosses Interesse an einem politischen Amt.
Diese toleranten Errungenschaften, die in dieser Zeit stattfinden, haben aber auch Feinde, vor allem im konservativen Lager und den starken fundamentalistischen christlichen Glaubensgemeinschaften.
1977 erließ Dade County in Florida eine Menschenrechts-Verordnung, die eine Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität verbot und die von anderen Staaten übernommen wurde. Die bekannte Countrysängerin Anita Bryant (Paper Roses) und Werbeikone für Orangensaft und Tupper war auch ein Mitglied der Southern Baptist Kirche. Sie startet zu dieser Zeit ein zweifelhaftes und unrühmliches Comeback als prominentes Zugpferd einer diskriminierenden Kampagne, die die Rücknahme dieser "sündigen" Verordnung forderte und zu dieser Zeit sogar eine weltweite Aufmerksamkeit fand. Diese Forderungen wurden mit dem religiösen Empfinden begründet. Man befürchtete allen Ernstes, dass Schwule Lehrer, Erzieher unschuldige Kinder und Jugendliche rekrutieren wollten. Bryans politische Organisation hatte den Namen "Save our Children" und Harvey Milk begann seine Reden immer mit "Mein Name ist Harvey Milk und will euch rekrutieren"....
Gus van Sant hat mit "Milk" ein eindrucksvolles Portrait dieser Zeit geschaffen, viele Archivaufnahmen wurden in die Handlung integriert, so dass der Film einen sehr dokumentarischen Stil erhielt. Dies macht ihn zusätzlich kraftvoll und authentisch bei seinem Thema vom "Kampf um die Bürgerrechte".
Dass der Weg nach oben nicht ohne Opfer funktioniert und im Falle von Milk und seinem Anliegen noch zusätzlich Feinde mit sich bringt, zeigt der sehr interessante Film eindrucksvoll.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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